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„Deine Disco“Jürgen Becker verband im Euskirchener Casino Kabarett, Musik und Geschichte

3 min
Jürgen Becker trägt einen blauen Anzug und hat Arme und Mund weit geöffnet.

Kabarettist Jürgen Becker brachte im Casino in Euskirchen das Publikum zum Mitsingen.

Jürgen Becker brachte die Besucherinnen und Besucher im Casino mit „Deine Disco“ zum Lachen und Mitsingen. 

Ob durch einprägsame Werbejingles, als kurzweilige Unterhaltung bei der Autofahrt oder auch als meist nur für die eigenen Ohren bestimmte Eigenkomposition unter der Dusche – Musik ist den meisten Menschen ein ständiger Begleiter. In seinem aktuellen Programm „Deine Disco – Geschichte in Scheiben – Wie Musik Politik macht“ beschäftigt sich auch Kabarettist Jürgen Becker mit diesem Phänomen.

Bei seinem Besuch im Casino in Euskirchen beleuchtete er, wie die mal wohlig sanften, mal aufwühlend lauten Klänge nicht nur das gesamte Leben lang auf Einzelpersonen einwirken, sondern auch auf die Geschichte des Menschen an sich Einfluss genommen hat.

Musik als ständiger Begleiter

Zu einem Medley zwischen Rock ‚n‘ Roll und Heintje und begleitet vom Applaus des Publikums im voll besetzten Casino betonte Jürgen Becker gleich zu Beginn seines Auftrittes, dass er sich keineswegs an der gedrückten Stimmung beteiligen wolle, die das aktuelle Weltgeschehen häufig auslösen könne.

„In einer Zeit, in der ständig alles schlechtgeredet wird, sogar die Demokratie an sich, muss ich nicht auch noch den Finger in die Wunde legen.“ Stattdessen wolle er Motivationsarbeit leisten, um diese Stimmung wieder ein wenig zu heben. „Einer muss es ja tun, unser Kanzler ist dazu leider nicht in der Lage.“

Das Herz ist die erste Disco

Von Kindesbeinen an sei der Mensch auf die eine oder andere Weise mit der Musik verbunden. Der erste Discobesuch finde sogar schon vor der Geburt im Mutterleib statt, mit der ständigen rhythmischen Begleitung des Herzschlages. In dieser besonders prägenden Zeit könne die Musik bereits großen Einfluss nehmen. „Ich habe sogar schon einmal erlebt, wie ein Klempner seinem Kind 30-mal am Tag die Klospülung vorgespielt hat, in der Hoffnung, es werde später die Firma übernehmen.“

Wie einprägsam die Lieder der Kindheit sein können, stellten die Zuschauer immer wieder unter Beweis, indem sie die eingespielten Musiktitel lautstark und textsicher mitsangen. Die technischen Voraussetzungen für die im Minutentakt wechselnden Einspieler schuf der Kabarettist mit wenigen Handgriffen an seinem Laptop selbst und sorgte dabei ständig für gut gelungene Übergänge zwischen den oftmals so unterschiedlichen Genres.

Von den ersten Liedern der Menschheitsgeschichte über eigene Erfahrungen wie die Entdeckung der Lieder von Pink Floyd in seiner Jugend, die seinen kompletten Blick auf die emotionale Bandbreite einzelner Titel veränderten, bis zu der Musik als Heimatgefühl beleuchtete Jürgen Becker dieses so vielseitige Thema von vielen Seiten. „Musik schafft Heimat, was man ganz leicht an den vielen Heimatliedern sieht, die auch Sie alle kennen.“

Auch historische Ereignisse haben oft einen Soundtrack

Den Begriff Heimat mit dem Ort gleichzusetzen, an dem alle die gleichen Lieder singen, wolle er aber dennoch nicht, da er angesichts so mancher Mallorca-Ballermann-Hits sich lieber selbst ausbürgern lassen wolle. „Trotzdem sind einige Musikstücke ganz fest mit bestimmten geschichtlichen Ereignissen verbunden.“

So spiegele die französische Nationalhymne noch immer die Revolution wider, während „die Internationale“ auch 100 Jahre nach ihrer Entstehung Sinnbild der Arbeiterbewegung sei. „Was mich aber fast noch mehr verwundert, ist, dass andere wichtige Ereignisse ohne prägendes Musikstück auskommen.“

Bei der deutschen Wiedervereinigung sei laut Becker zwar gelegentlich das Lied „Griechischer Wein“ erklungen, doch spätestens als er David Hasselhoffs „I've Been Looking For Freedom“ anstimmte, wurde unter lautem Lachen des Publikums deutlich, dass sich wohl doch nicht jede Phase des Lebens mit passender Musik untermalen lässt.