Prozess am AmtsgerichtSkandalspiel zwischen Türk Gencligi und Zülpich hat ein Nachspiel

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Am Spielfeldrand hat sich eine Menschentraube gebildet. Am Zaun sind die Schiedsrichter und Linienrichter zu sehen. Sie wurden von einer Mannschaft attackiert.

Die Pokalpartie zwischen Türk Gencligi und dem TuS Zülpich musste nach Ausschreitungen abgebrochen werden.

Das Fußballspiel zwischen dem Euskirchener Club Türk Gencligi und dem TuS Zülpich hat ein strafrechtliches Nachspiel am Euskirchener Amtsgericht.

Die Fußballpokalbegegnung zwischen dem Euskirchener Club Türk Gencligi und dem TuS Zülpich hat ein strafrechtliches Nachspiel. Am Euskirchener Amtsgericht ist ein 44-Jähriger angeklagt.

Die Staatsanwaltschaft legt dem Euskirchener gefährliche Körperverletzung in Tateinheit mit Beleidigung zur Last. Er soll eine etwa halb gefüllten 0,5-Liter-Kunststoffwasserflasche mit Wucht nach dem Schiedsrichter geworfen und ihn im Gesicht getroffen haben, sodass der Unparteiische eine Gehirnerschütterung erlitt.

Mitgliedschaft bei Verein mittlerweile gekündigt

Er hatte die Partie, die am 18. Mai 2022 im Euskirchener Erftstadion stattfand, zuvor abgebrochen. Der Angeklagte ließ durch seinen Verteidiger erklären, dass er die Vorwürfe bestreite. Er war nach Angaben des Anwalts zum Zeitpunkt des Geschehens Präsident von Türk Gencligi, hat seine Mitgliedschaft in der Zwischenzeit aber gekündigt.

Ein Assistent des Schiedsrichters identifizierte den Angeklagten vor Gericht als Täter. Er habe den Flaschenwurf „klar und deutlich“ gesehen. Im Gesicht des 44-Jährigen habe sich „Wut, ja fast Hass“ gespiegelt, sagte der Linienrichter: „Das hat sich bei mir eingeprägt, das habe ich bis heute nicht vergessen.“

Euskirchener fühlten sich um Sieg betrogen

In dem Pokalspiel hatte die als Außenseiter geltende Mannschaft Türk Gencligi kurz vor Ende ein Tor erzielt, das der Schiri jedoch wegen Handspiels nicht anerkannte. Als wenig später der TuS Zülpich in Führung ging, fühlten sich die Euskirchener um den Sieg betrogen.

Der Unparteiische (27) sagte, dass der Gencligi-Torwart ihn bedroht habe. Als er ihm die Rote Karte gezeigt habe, seien Zuschauer auf den Platz gestürmt, darunter der Angeklagte, der ihn als „Missgeburt“ und „Hurensohn“ beleidigt habe. Er brach das Spiel ab, verließ den Platz und wollte zum Ausgang laufen.

Flasche flog in Richtung Schiedsrichter

Gencligi-Spieler hätten versucht, auf ihn loszugehen und ihn zu schlagen, so der Referee weiter. Andere Leute, darunter Akteure aus beiden Vereinen, hätten sich schützend vor ihn gestellt. Auf einem von vier Handy-Videos, die Richterin Stefanie Diel vorführen ließ, ist eine Menschenansammlung zu sehen, aus der heraus zunächst ein Fußball in Richtung des Schiedsrichtergespanns fliegt, kurz darauf besagte Flasche.

Der Werfer ist nicht zu erkennen, wohl aber, dass er nur wenige Meter von den Unparteiischen entfernt steht. Der Angeklagte ist mehrfach vorbestraft, unter anderem wegen Körperverletzung und Beleidigung.

Im Erftstadion habe er keine Straftat begangen, sagte sein Anwalt. Im Gegenteil: Er habe versucht zu beschwichtigen. Der Verteidiger beantragte, weitere Zeugen zu hören: Sie könnten bestätigen, dass sein Mandant unschuldig sei. Der Prozess wird fortgesetzt. 

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