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WiderstandskämpferStadt Euskirchen setzt sich für die Seligsprechung von Willi Graf ein

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Prälat Helmut Moll steht im Priestergewand an einem Pult und hält eine Fotografie, die Willi Graf zeigt, in der Hand.

Im Verfahren um die Seligsprechung von Willi Graf hat Prälat Helmut Moll den Stadtrat um Unterstützung gebeten.

Der Euskirchener Rat hat einstimmig beschlossen, das Seligsprechungsverfahren für den gebürtigen Kuchenheimer zu unterstützen.  

Die Stadt Euskirchen unterstützt das angekündigte Verfahren zur Seligsprechung des 1918 in Kuchenheim geborenen NS-Widerstandskämpfers Willi Graf. Dies hat der Rat auf Vorschlag der Stadtverwaltung beschlossen, einstimmig bei fünf Enthaltungen.

Die Stadt folgt damit einer Bitte von Prälat Prof. Dr. Helmut Moll. Der gebürtige Euskirchener ist Beauftragter der Bischofskonferenz für das Deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts, in dem Graf verzeichnet ist. Das Erzbistum München und Freising prüft seit einigen Jahren eine mögliche Seligsprechung Willi Grafs, der 1943 in München als Mitglied der Widerstandsgruppe Weiße Rose von den Nationalsozialisten ermordet wurde.

Stadt Euskirchen verlieh Willi Graf posthum die Ehrenbürgerschaft

Eine möglichst breite Unterstützung für das Seligsprechungsverfahren sei wünschenswert, hatte die Stadtverwaltung zu einer Petition geschrieben, die sie dem Rat zur Abstimmung vorlegte. 1972 hatte die Stadt die Straße mit Willi Grafs Geburtshaus in Kuchenheim nach ihm benannt. Außerdem erinnert sie seit 2024 mit dem Namen Geschwister-Graf-Gesamtschule an den Widerstandskämpfer und seine Schwester Anneliese Knoop-Graf.

Nicht zuletzt verlieh sie Graf am 8. Mai dieses Jahres posthum die Ehrenbürgerwürde. Anders als damals sei die Stadt jetzt, bei einem möglichen Seligsprechungsverfahren, nicht zuständig, sagte CDU-Sprecher Klaus Voussem. Dennoch unterstütze seine Fraktion die Petition „selbstverständlich nach Kräften“, um zu unterstreichen, wie wichtig es sei, das Andenken an Grafs Wirken zu bewahren.

Grüne haben Bedenken wegen der Zuständigkeit

Die SPD stimmte ebenfalls ausdrücklich zu, wie es Fraktionschef Michael Höllmann formulierte. Er verwies darauf, dass die Seligsprechung nur bei Katholiken, nicht aber bei Protestanten oder anderen Religionen bekannt sei und es wohl zum ersten Mal in der Geschichte Euskirchens vorkomme, dass die Stadt sich für einen solchen Prozess einsetze.

Die Sprecherin der Grünen, Dr. Simone Galliat, erklärte, Graf habe aus einer christlichen Überzeugung heraus Widerstand gegen den Nationalsozialismus geleistet und dafür mit dem Leben bezahlt: „Die Vorbildfunktion zu würdigen und im politischen und gesellschaftlichen Leben zu verankern ist eine unstrittige und wichtige Aufgabe der Lokalpolitik.“

Grüne sehen eine „Innerkirchliche Angelegenheit“ und keine politische

Dies sei zuletzt mit der Verleihung der Ehrenbürgerwürde und der Schulbenennung geschehen. Nun gehe es um eine innerkirchliche Angelegenheit.

„Ob die Unterstützung des Euskirchener Stadtrats hier Gewicht hat, vermag ich nicht zu sagen“, so Galliat. Mehrere Mitglieder der Grünen-Fraktion hätten die Frage aufgeworfen, ob ein derartiges Verfahren ein Thema für die Lokalpolitik sei.

Dies war nach Galliats Angaben auch der Grund, dass einige Grüne sich bei der Abstimmung enthielten. „Dies bezieht sich aber wirklich nur auf die Frage der Zuständigkeit“, unterstrich die Sprecherin.