Euskirchener WilhelmstraßeOhne Verkehr in eine bessere Zukunft?

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Die Arbeiten an der Wilhelmstraße kommen gefühlt nur schleppend voran.

Euskirchen – Die Container sind weniger geworden, die gröbsten Spuren der Hochwasserkatastrophe beseitigt. Doch eine echte „Mer stonn widder op“-Mentalität ist auf der Wilhelmstraße in Euskirchen nicht zu spüren. In einigen Ladenlokalen ist  noch gar nichts passiert. Nicht selten wird in Gesprächen die Befürchtung geäußert, dass die Wilhelmstraße nach der Flut ein noch traurigeres Dasein fristen werde als vor dem 14. Juli.

„Von Beginn an große Aktivität zu erkennen"

Gegen diese Mutmaßungen wehren sich Svenja Zeimetz, Wirtschaftsförderin der Stadt Euskirchen, und Bürgermeister Sacha Reichelt. „In der Wilhelmstraße war von Beginn an große Aktivität zu erkennen. Dementsprechend war sie ein Schwerpunkt der Müllbeseitigung durch den Technischen Dienst“, sagt Zeimetz. Wie auch in  anderen Straßen sei nicht immer von außen ersichtlich, was hinter den Fassaden an Arbeit geleistet werde.

Zentrale Bedeutung

Die Wilhelmstraße liegt im Bereich des Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (ISEK) für die Innenstadt und im Bereich des Sofortprogramms Innenstadt. Durch das ISEK Innenstadt können in der Wilhelmstraße Fassadensanierungen gefördert werden. Über das Sofortprogramm Innenstadt kann die Stadt leerstehende Ladenlokale anmieten und  dann günstig an Einzelhandelsbetriebe weitervermieten. Dieses Programm diene der Förderung von Ansiedlungen neuer Geschäfte und der Belebung der Innenstadt, erklärt Zeimetz.

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Die Container sind in den vergangenen Wochen weniger geworden.

Die Stadt habe außerdem ein eigenes Förderprogramm aufgelegt, das einen weiteren kleinen Anreiz zur Unternehmensgründung in der Innenstadt biete. Der Wiederaufbau der Neustraße und der Berliner Straße mit den verschiedenen Varianten wurde umfassend diskutiert. „Es ist davon auszugehen, dass sich bei einem solchen Diskurs die Anlieger der Wilhelmstraße ebenfalls beteiligen würden. Hierfür sprechen auch die persönlichen Gespräche seit dem Hochwasserereignis sowie der Teilnehmerkreis der Innenstadtdialoge“, sagt die Wirtschaftsförderin.

Seit Jahrzehnten ist die Wilhelmstraße für den Handel in Euskirchen von großer Wichtigkeit. Zuletzt hat die Straße aber viel von ihrem Glanz verloren, der Leerstand war immer größer geworden. Abschreiben will im Rathaus die 1a-Lage aber niemand – im Gegenteil.

Bahnhofstraße als Vorbild?

 „Ein Innenstadtkonzept in Euskirchen ist ohne die Wilhelmstraße nicht denkbar. Schon dies zeigt die Bedeutung dieser Straße“, sagt Zeimetz. Die Wilhelmstraße sei zum einen Verbindungsstraße. Zum anderen sei sie eine Geschäftsstraße mit Ladeneinzelhandel und Gastronomie in den Erdgeschossen sowie Büro- und Dienstleistungsbetrieben, Arztpraxen und Wohnungen in den Obergeschossen. Zudem befinde sich der Kulturhof mit Stadtmuseum und  Stadtbibliothek, also  eine zentrale öffentliche Gemeinbedarfseinrichtung der Stadt, an der Wilhelmstraße, betont die Wirtschaftsförderin.

C&A kommt erst in Monanten wieder

Es wird noch dauern, aber der nächste Kundenmagnet hat sein Comeback in Euskirchen angekündigt. „Gut drei Monate nach dem Hochwasser in Euskirchen steht der Plan C&As, die Filiale voraussichtlich im Frühjahr des kommenden Jahres wieder zu eröffnen“, sagt  Peter Holtschlag von C&A auf Anfrage. Nähere Informationen werde das Unternehmen  zu einem späteren Zeitpunkt mitteilen. Den Menschen in der Region wünsche das Unternehmen viel Kraft beim Wiederaufbau.

Saturn hält ebenfalls am Plan fest, 2022   wieder zu öffnen –  wie auch das gesamte Veybachcenter. Der Kaufhof, dritter Kundenmagnet in Euskirchen, hat bereits wieder teileröffnet. Auf zwei Etagen gibt es vor allem Mode zu kaufen. Auch darüber hinaus laufen die Arbeiten an vielen Stellen  im Zentrum auf Hochtouren.

Im Mobilitätskonzept von Euskirchen spielt die Wilhelmstraße keine übergeordnete Rolle. Dennoch könnte schon ein Blick in die Bahnhofstraße eine Möglichkeit der Attraktivitätssteigerung offenbaren. Die Straße ist seit einigen Monaten für den Verkehr gesperrt. Der Modellversuch scheint sich trotz der Flutkatastrophe gelohnt zu haben. Auch wenn bei weitem nicht so viele Besucher wie früher die Straße nutzen, um in die Innenstadt zu gelangen – die Kunden der Gastronomie, beispielsweise im Café Kramer und im Restaurant Flames, genießen es, dass keine Autos an ihren Tischen vorbeifahren.

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Vielleicht würde die Entscheidung, den Verkehr zu verbannen, auch der Wilhelmstraße guttun. „Die Erreichbarkeit der Geschäfte muss gegeben sein, beispielsweise mithilfe eines Parkhauses in der Nähe“, sagt dazu ein ADAC-Sprecher. Den Reflex vieler Händler, dass dann keine Kunden mehr kämen, hält er für unbegründet. Das Gegenteil sei oft der Fall, so der Experte. Es könne eine neue Aufenthaltsqualität entstehen, die wiederum Kunden anlocken würde, die nicht kämen, wenn sie auf Autos achten müssten.

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