ErntedankHolzpferd als Altar auf dem Reiterhof in Oberreifferscheid

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 Den Erntedankgottesdienst feierte die  Trinitatis-Kirchengemeinde mit Pfarrer Oliver Joswig (r.)  in Oberreifferscheid.

Hellenthal-Oberreifferscheid – Da scheint aber jemand einen guten Draht nach oben zu haben. Trotz kräftiger Regengüsse am Morgen setzten die Organisatoren des Erntedankgottesdienstes der evangelischen Trinitatis-Gemeinde auf dem Pferdehof „Casa Estanque“ von Franziska und Georg Weyer ihren Plan um und platzierten Altar und Sitzbänke unter freiem Himmel im Dressurviereck der Reitanlage.

Und tatsächlich: Es blieb nicht nur trocken, zwischendurch lugte auch noch die Sonne zwischen den Wolkenfetzen hervor. Belohnt wurden die Gottesdienstteilnehmer zudem mit einem traumhaften Blick über Hahnenberg und Hescheld von von ihren Bänken aus.

Gottvertrauen bei unsicherer Wetterlage

Den ganzen Samstag über habe er Anrufe erhalten, wo der Gottesdienst denn nun stattfinde, berichtete Pfarrer Oliver Joswig. In der Tat sei die Entscheidung schwierig gewesen, da sich die Voraussagen der diversen Wetter-Apps immer wieder änderten.

Bäume gepflanzt

Einheitsbuddeln

„Einheitsbuddeln“ heißt die Aktion, in deren Rahmen nun auch in Oberreifferscheid vier junge Bäume gepflanzt wurden. 2019 wurde die Aktion ins Leben gerufen und seitdem auch vom Jugendreferat des Evangelischen Kirchenkreises Aachen in Stolberg und Alsdorf durchgeführt.

Zeichen setzen

Rund um den Tag der Einheit werden junge Bäume als Zeichen gegen den Klimawandel gesetzt. Dabei klärte Pfarrer Oliver Joswig darüber auf, dass der berühmte Spruch über das Pflanzen eines Apfelbaumes, der üblicherweise dem Reformator Martin Luther zugeschrieben wird, wohl einen anderen Ursprung habe. Erstmals nachgewiesen worden sei der Spruch 1944 in einem Rundbrief der Bekennenden Kirche in Hessen und sei nach dem Kriegsende sinnbildlich für den Wiederaufbau geworden. 

Vier Bäume

In Oberreifferscheid waren es zwei Apfelbäume, ein Birnbaum und ein Rotahorn, die gepflanzt wurden. Die Pflanzlöcher waren von den Jugendlichen der Kirchengemeinde vorbereitet worden. Christina Pütz, Jugendreferentin des Kirchenkreises, legte dabei Hand an und achtete auf die fachgerechte Befestigung an Pflanzstäben. Eine Birne und ein Apfelbaum wurden auf der Casa Estanque gepflanzt, der zweite Apfelbaum beim Nachbarn und der Rotahorn vor der Oberreifferscheider Kapelle. (sev)

Doch mit Gottvertrauen und einer Portion Entschlossenheit wurde das zum Altar umgestaltete Holzpferd mit einigen Strohballen unter freien Himmel aufgebaut.

Auch wenn es trocken blieb, wehte doch ein unangenehmer kalter Wind, und so hatte sich Pfarrer Oliver Joswig, korrekt der Kleiderordnung der lutherischen Kirche folgend, zum Schutz gegen die Böen ein Barett aus schwarzem Samt aufgesetzt.

Hofbesitzer boten den besonderen Ort an

Seit rund 20 Jahren züchtet das Ehepaar Weyer auf seinem Hof Pferde der Rasse „Pura Raza Espagnola“. Vier Hengste und drei Stuten mit Fohlen verfolgten den Gottesdienst mehr oder weniger interessiert von der benachbarten Weide aus und scheuten erst, als am Ende des Gottesdienstes Applaus aufkam.

Gemeldet hatten sich die Besitzer der Anlage auf einen Aufruf der Kirchengemeinde, Gottesdienstorte anzubieten. „Wir wollen im Rahmen der Aktion ,Sommerkirche bei Dir’ zu den Leuten kommen und bei ihnen Gottesdienst feiern“, erläuterte Joswig das Konzept, das in Zukunft häufiger umgesetzt werden soll.

Musiker aus Merzig zu Gast in der Eifel

Rund 50 Besucher waren zu dem Gottesdienst gekommen, der besonders für die Kinder gestaltet worden war. So hatten auch die Puppen Kiki und Max ihren Auftritt, die, von Brigitte Vogel-Joswig und Annette Kruschak-Gehlen zum Leben erweckt, sich ihre Gedanken über das Erntedankfest machten.

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Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst nicht nur von Kirchenmusiker Werner Harzheim. Mit von der Partie waren auch Siljie Pagel, Posaune, und Frank Paqué, Trompete. Sie kommen aus Merzig (Saarland). Bei ihnen hatte die Freizeit der Konfirmanden 2021 stattgefunden. Nach dem Gottesdienst zog es die Besucher in die Ställe. Dort konnten sie sich bei Kaffee und Apfelkuchen wieder aufwärmen.

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