VandalismusImmer wieder Beschädigungen in Kirche Sankt Anna in Hellenthal

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Beschädigt wurde das Friedensbild. Doch wie Paul-Joachim Schmülling erklärt, soll es weiterhin bei den allwöchentlichen Friedensgebeten  vor der Kirche aufgestellt werden.

Hellenthal – Der Ärger ist Paul-Joachim Schmülling deutlich anzumerken. Seit fast einem Jahr kommt es in der Kirche St. Anna in Hellenthal immer wieder zu Vandalismus, berichtet das Pfarreiratsmitglied. Doch was ihn noch mehr verbittert, ist die Tatsache, dass auch das Friedensbild, das für die allwöchentlichen Friedensgebete vor der Kirche verwendet wird, bereits zweimal das Objekt von Zerstörungswut wurde.

Friedensbild schon mehrfach attackiert

Jeden Samstag versammeln sich die Gläubigen um 16.50 Uhr, nachdem die Glocken zum Gottesdienst gerufen haben, vor der Kirche, um für den Frieden in der Ukraine zu beten. „Wir machen das bewusst draußen, damit Menschen, die nicht in die Kirche wollen, auch beten können und jeder mitmachen kann“, erläutert Schmülling.

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Besorgt sind die Hellenthaler um die zeitgenössischen Malereien, die in der Kirche ausgestellt werden.

Immer dabei haben sie ein Bild von Dieter Benning, Vorsitzender des Pfarreirates. Es zeigt die ukrainische Flagge mit einer Friedenstaube. Nachdem im Frühjahr das Wort „Russia“ daraufgeschrieben wurde, wurde es nun mit einem Messer schwer beschädigt.

Serie begann vor fast einem Jahr

Angefangen hat die Vandalismusserie im vergangenen Jahr. Da seien mehrfach Gebetbücher durch die Kirche geworfen worden, berichtet Schmülling. Damals habe die Polizei eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen im Verdacht gehabt und mit einer persönlichen Ansprache dafür gesorgt, dass vorerst Ruhe herrschte.

Zeitgenössische Malerei in St. Anna

Bilder von Eugen Verbeek

Ungewöhnlich und sehenswert in St. Anna in Hellenthal sind die zeitgenössischen Malereien, mit denen die Kirche gestaltet ist. Nachdem die Vorgängerkirche 1944 durch Bomben zerstört wurde, wurde der Nachfolgebau 1954 geweiht. Die Ausmalungen stammen allerdings aus den 1980er Jahren und wurden von dem Bonner Künstler Eugen Verbeek realisiert. 1982 begann er mit der Arbeit.

Bereits beim Eintreten ist die markante Gestaltung der rund zehn Meter hohen Conche zu sehen, die von der Erde wie eine Himmelsleiter in die Höhe führt. Davor schwebt das Kreuz, das beidseitig bemalt ist und gewendet werden kann.

Orgel ähnelt Tryptichon

Die Gestaltung der Orgel ist ebenfalls auffällig. Beidseits der Pfeifen sind mit Temperafarben bemalte Flügel angeordnet. Auch unter dem Pfeifenkasten ist eine Bemalung, so dass die Orgel mit diesem Tryptichon einem Hochaltar ähnelt. Auch die Empore hat der Maler gestaltet. Eine Serie  kleiner Bilder ist in die Kassetten des Geländers gemalt. 1997 schloss der Künstler die Innengestaltung mit einer Darstellung der Patronin St. Anna mit ihrem Kind Maria ab, das in der Taufkapelle zu sehen ist. (sev)

Doch im Frühjahr ging es wieder los. Als erstes wurde das ewige Licht heruntergerissen und auf den Boden geworfen. Deutlich sind an der Wand und auf dem Boden noch die Spuren des Lampenöls zu sehen, das dabei aus dem Licht gespritzt war.

Bilder einer Ausstellung beschmiert

Das nächste Angriffsziel war die Ausstellung „Hut auf“, die im Mai in der Kirche gezeigt wurde. Mut sollte die Schau machen, doch stattdessen rief sie wieder die Vandalen auf den Plan. Mit Schriften und Zeichnungen wurden die Bilder beschmiert. „Das darf man gar nicht sagen, was da zu sehen war“, berichtet Schmülling – er ist immer noch empört. Gutes Deutsch sei bei dem verwendet worden, was auf die ausgestellten Fotos geschrieben wurde. Weder Kinder noch Menschen, die nicht gut Deutsch können, könnten das gemacht haben, so Schmülling.

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Sollten die Hellenthaler ihre Kirche nicht zusperren, um sie zu schützen? Nein, sagt Schmülling: „Wir wollen die Kirche bewusst offenhalten, wir wollen, das Leben in die Kirche kommt.“ Dennoch sei die Sorge groß, dass die Ausmalungen des Bonner Malers Eugen Verbeek beschädigt werden könnten. Darüber habe man auch mit der Polizei gesprochen. Vor allem hoffe er, dass die Menschen in Hellenthal ein wachsames Auge auf die Kirche haben.

Wenn die Friedensgebete stattfinden, ist trotz allem auch das schwer beschädigte Bild weiter dabei. „Wir haben uns auch überlegt, das Bild wieder neu zu machen, doch so sagt es ja auch sehr viel aus“, berichtet Schmülling. So lange das Bild ausgestellt werden könne, solle es zu sehen sein.

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