Proteste gehen weiterLandwirte im Kreis Euskirchen wünschen sich eine faire Behandlung

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Eine Gruppe Menschen steht an einem Feuer: Mit diesen Mahnfeuern wie hier in Rescheid machen die Landwirte auf ihre Forderungen aufmerksam.

Auch in dieser Woche brennen wieder Mahnfeuer, wie in Rescheid, wo sich mehr als 50 Teilnehmer versammelten.

Die Landwirte im Kreis Euskirchen setzen ihre Aktionen fort. Ihre Sorgen betreffen längst nicht nur den Agrardiesel.

Sie brennen weiter, die Mahnfeuer im Kreis Euskirchen, mit denen die Landwirte auf ihre Forderungen aufmerksam machen und zu denen auch zahlreiche Handwerker und Bürger kommen. Am Sonntag brannte eines am Eifeler Alpenhof bei Wallenthal, am Montag wurde eines in Müggenhausen entzündet. Am Dienstag traf man sich im Hellenthaler Höhengebiet zwischen Rescheid und Giescheid.

Rund 50 Fahrzeuge rollten aus allen Himmelsrichtungen zu dem Feuer, das Günter Haas aus Giescheid organisiert und auf einer Fläche am Rand der K68 entzündet hatte. „Ich will zeigen, dass hier Landwirte sind – und immer noch leben und arbeiten“, sagte er. Es müsse etwas getan werden, um die vielen kleinen und mittleren Betriebe, die hier in der Region ansässig seien, zu unterstützen.

Er habe auf die Ankündigung des Mahnfeuers eine überwältigende Resonanz erhalten. „Jeder, den ich angerufen habe, hat gefragt, wie er helfen könne oder gesagt, dass er noch Holz mitbringen könne, um das Feuer zu stochen“, berichtete Haas.

Auch die Gülleverordnung bereitet den Landwirten Sorgen

Er selbst hat seinen Betrieb immer weiter reduziert, von der Milchviehwirtschaft auf die Aufzucht von Fleischrindern umgestellt. „Vor fünf Jahren hat mich mein Sohn Florian gefragt, ob er nicht, wie ich damals, Landwirt lernen sollte“, so Haas. Er habe ihm abgeraten und der Sohn eine Lehre als Heizungs- und Sanitärinstallateur absolviert. Doch die Landwirtschaft habe ihn nicht losgelassen. „Seit November bin ich bei der Firma Lely, die Melkroboter installiert“, sagte er. Ob sich die Probleme in der Landwirtschaft in den Bestellungen bemerkbar machen, könne er noch nicht sagen. „Kollegen sagen aber, es sei früher mehr gewesen“, erklärte er.

Das System ist seit 50 Jahren nicht in Ordnung.
Herbert Schneider, Biobauer

„Das System ist seit 50 Jahren nicht in Ordnung“, sagte Herbert Schneider, Biobauer aus Kamberg. Seine Produkte seien zwar begehrt – doch welchen Preis er bekomme, erfahre er teilweise erst Monate später.

Zeitweise sei mit Kontingenten gearbeitet worden, das habe eigentlich gut funktioniert, weil jeder gewusst habe, welche Mengen er verkaufen könne. Doch die seien abgeschafft und die Preise richten sich nach dem Weltmarkt. „Die EU hat sich geöffnet, das wollen wir ja auch alle. Aber die Produktionsbedingungen sind nicht gleich“, monierte Schneider. Gerade im Bereich des Tierwohls gebe es ganz unterschiedliche Standards.

Auch das Thema Gülle treibt die Landwirte um. Wegen Niederländern, die ihre hierzulande loswerden wollen. Und, so Günter Haas, „nächstes Jahr kommt die Gülleverordnung, dann muss die Gülle in den Boden eingeritzt werden“. Ein kleiner Betrieb wie seiner könne das nicht. „Wir wollen einfach fair behandelt werden“, forderte Schneider.

Auch das Thema Agrardiesel war Thema am Mahnfeuer in Rescheid. „Schließlich ist das Flugbenzin ja auch steuerfrei“, erinnerte Paul Dümmer aus Wolfert. Doch auch abseits der Landwirtschaft sei vieles nicht in Ordnung. Die Regierung gehe bei ihren Entscheidungen gern den Weg des geringsten Widerstandes. „Das geht so nicht weiter, dass die Preisspirale immer weiter nach oben geht“, warnte er. Dadurch würden immer mehr Menschen an den Tellerrand gedrängt – und herunterfallen.

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