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Ein „wirklich geiles Projekt“Eugebau plant Neubauten an Euskirchener Wilhelmstraße

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Die Wilhelmstraße wird sich architektonisch verändern.

Euskirchen – Die Wilhelmstraße wird sich verändern – nachhaltig. Die Euskirchener gemeinnützige Baugesellschaft (Eugebau) plant mindestens drei Projekte, die der Straße, deren Image schon lange vor der Flut stark gelitten hatte, guttun werden. So wird nach Angaben von Eugebau-Geschäftsführer Oliver Knuth auf dem Parkplatz neben dem „Porto Bello“ ein Geschäftshaus entstehen.

Als „wirklich geiles Projekt“ bezeichnet Knuth das Bauvorhaben an der Ecke Wilhelmstraße/Hochstraße. Dort ist aktuell ein Parkplatz. Noch in diesem Jahr soll, geht es nach Knuth, mit dem Bau eines Mehrfamilienhauses begonnen werden – inklusive begrünter Fassade. Geplant sind 18 Wohneinheiten, von denen 17 öffentlich gefördert werden sollen. „Die Bodenverhältnisse lassen den Bau eines Kellergeschosses nicht zu“, sagt Knuth, der sich nach eigenen Angaben sehr auf das Projekt freut. Auch, weil es auf dem Dach Photovoltaik geben wird.

Schandfleck zwischen Optiker und Imbiss soll verschwinden

Die Eugebau sorgt auch dafür, dass ein Schandfleck an der Wilhelmstraße verschwindet. Laut Knuth hat die Gesellschaft das Objekt mit der Nummer 16 gekauft – gelegen zwischen einem Optiker und einem Imbiss. Prägend ist seit Jahren die heruntergekommene Werbetafel mit der Aufschrift „Jesus lebt“.

Geplant sei ein Gebäude mit Wohnungen in den Obergeschossen und Ladenlokal im Erdgeschoss. „Noch gibt es aber Probleme mit dem Brandschutz“, gesteht Knuth. Der Grund: ein fehlender zweiter Rettungsweg. Der sei in den Planungen aktuell schwierig darzustellen, weil auf der Rückseite die Stadtmauer verlaufe. Und er habe wenig Hoffnung, dass er die abreißen dürfe, sagt Knuth. Apropos Abriss: Aufgrund von zahlreicher Gutachten und behördlichen Auflagen, die vor einem Abriss nötig seien, rechne er mit etwa zwölf Monaten allein bis zum Rückbau des Gebäudes. Laut Knuth vergehen aktuell von der ersten Idee bis zur Fertigstellung eines Projekts fünf Jahre.

„Essplatz“ an der Wilhelmstraße soll es nicht mehr geben

Gegenüber der Wilhelmstraße 16 wird sich auch etwas verändern, berichtet Knuth im Gespräch mit dieser Zeitung. Den „Essplatz“ wird es nicht mehr geben. „Wir prüfen aktuell, ob wir sanieren oder neu bauen werden“, so Knuth. Zur Nachfolgenutzung könne er nichts sagen. Nur dass es kein Restaurant geben werde, lässt sich der Eugebau-Chef entlocken.

Für das Areal des Porto-Bello-Parkplatzes sei man kurz vor dem Abschluss der Gespräche mit einem Co-Investor. In der kommenden Woche soll es noch einen Vor-Ort-Termin geben. Geplant seien dort keine Wohnungen, so Knuth. Die Sanierungsarbeiten im Kulturhof sind fast abgeschlossen. Lediglich der Aufzug muss noch repariert werden. Laut Knuth hat man die Chance genutzt und modernisiert. So wird der Kulturhof eine Photovoltaikanlage erhalten. Auch die Energieversorgung ist neu. Von Erdgas habe man sich verabschiedet. Der Kulturhof wird nun über eine Geothermie-Anlage (Erdwärme) mit Energie versorgt.

Eugebau setzt auf U-Boot-Türen und dichten Beton

Der Kulturhof ist aber nicht das einzige Gebäude, das die Eugebau modernisiert. „Unser Ziel: Wir wollen das, was kaputt ist, nicht nur sanieren. Wir wollen am Ende besser dastehen als vorher“, sagt Knuth. Bei vielen durch die Flut beschädigten Mehrfamilienhäusern experimentiert das Unternehmen derzeit mit Wärmepumpen. Die Technik in den Hauskellern – besonders anfällig für Schäden durch Hochwasser – soll besser geschützt werden. Gelingen soll das mit Wänden aus wasserundurchlässigem Beton und speziellen Türen, die Knuth als U-Boot-Türen bezeichnet. „Sie funktionieren auch wie U-Boot-Türen“, erläutert er: „Über einen Hebel wird die Tür versiegelt, und dann kommen weder Luft noch Wasser in den Raum.“ Perspektivisch sollen alle Neubauten der Eugebau einen entsprechenden Hochwasserschutz erhalten.

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Auch Schäden an Aufzügen will Knuth in Zukunft vermeiden – mithilfe eines kleinen Sensors. Der stellt fest, wenn Wasser in die Kabine zu laufen droht, und lässt sie in eine höher gelegene Etage ausweichen. „Wenn nur der Schacht mit Wasser vollläuft, wird er geputzt und fertig. Läuft aber die Kabine voll, geht die Technik kaputt. Und das ist ein Problem“, erläutert Knuth. Teile für Aufzüge, zum Beispiel Mikrochips, seien derzeit sehr schwer zu bekommen. Bewohner von Mehrfamilienhäusern kennen das aus eigener Erfahrung: Auch sechs Monate nach der Flut sind viele Aufzüge noch nicht repariert.

Flutkatastrophe beschäftigt Eugebau noch bis Ende 2023

Große Schäden hat die Flutkatastrophe an den Immobilien der Euskirchener Baugesellschaft angerichtet. Rund 130 Mehrfamilienhäuser muss das Unternehmen derzeit wegen Flutschäden sanieren.

Die Arbeitsbelastung sei enorm hoch, sagt Eugebau-Geschäftsführer Oliver Knuth: „Wir bewältigen das alles mit Überstunden und Arbeit am Wochenende.“ 25 Mitarbeiter beschäftigt die Eugebau. Laut Knuth sind in der Regel sieben bis acht Mitarbeiter, ein Viertel etwa, mit Sanierungsprojekten beschäftigt.

Nicht so schnell wie geplant kann die Eugebau mit den Projekten beginnen. „Unsere erste Prognose war, dass wir Mitte 2022 alle Schäden behoben haben. Das ist geplatzt“, erläutert Knuth. Für die Sanierungen fehle es oft an Handwerkern und Material. Derzeit geht er davon aus, dass Ende 2023 alle Bauvorhaben abgeschlossen sein werden.

Auch die Kosten für die Behebung der Schäden setzt die Eugebau nun deutlich höher an. Ursprünglich wurden sie mit zwölf Millionen Euro beziffert, jetzt sind es 15. „Wenn wir keine Elementarversicherung hätten, hätte diese Summe die Eugebau weggeblasen“, sagt Knuth.

Am wichtigsten ist für das Unternehmen, die Bewohner zurück in ihre Wohnungen ziehen zu lassen. Laut Knuth folgen danach andere wichtige Arbeiten: Heizung, Strom, Aufzüge und das Streichen der Keller.

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