Seltenes Schauspiel über EuskirchenKomet Neowise nur noch wenige Tage zu sehen

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Vom Kirchheimer Ortsrand aus fotografierte Jochen Schnichels den 125 Millionen Kilometer entfernten Kometen Neowise am Nachthimmel über Euskirchen.

Vom Kirchheimer Ortsrand aus fotografierte Jochen Schnichels den 125 Millionen Kilometer entfernten Kometen Neowise am Nachthimmel über Euskirchen.

Euskirchen – Normalerweise ist der Euskirchener Astro-Fotograf in seiner kleinen Sternwarte auf der Jagd nach möglichst weit entfernten Galaxien. Doch das Schauspiel, das sich derzeit am nächtlichen Sternenhimmel bietet, wollte er sich nicht entgehen lassen.

Allabendlich zieht dort der Komet Neowise seine Bahn. Nur fünf bis zehn Kilometer groß, zieht er einen mehrere Millionen Kilometer langen Schweif hinter sich her. Für die Teleskope, mit denen er normalerweise den Sternenhimmel beobachtet, ist der Komet mit der offiziellen Bezeichnung C/2020 F3 viel zu nahe. Als er in der Nacht zum Montag Neowise mit seiner Nikon Z6 vom Ortsrand von Kirchheim aus über der Skyline von Euskirchen fotografierte, war der Komet „nur“ 125 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Aus diesem Grund ist Neowise bei klarem Wetter derzeit mit bloßem Auge erkennbar. Schnichels, der den Kometen unbedingt über der Kreisstadt fotografieren wollte, hatte den idealen Aussichtspunkt dafür bei Kirchheim auf einer Fahrradtour entdeckt.

Jochen Schnichels

Jochen Schnichels

Einen hellen Kometen so nahe mit bloßem Auge sehen zu können, ist ein seltenes Ereignis. 25 Jahre, so Schnichels , sei es her, dass der Komet C/1995 O1, besser bekannt als Hale-Bopp, ebenso deutlich zu sehen war. Und auch auf Neowise muss man sehr lange warten, um ihn noch mal fotografieren zu können: Die Umlaufzeit des Kometen beträgt rund 6800 Jahre.

Noch einige Tage zu sehen

Wer den Kometen Neowise noch sehen möchte, bevor er wieder in den Tiefen des Sonnensystems verschwindet, muss sich beeilen.

Zwar wird die größte Erdnähe erst am 23. Juli erreicht, doch dann, so Schnichels, werde er für das bloße Auge schon unsichtbar sein. Da er sich seit dem 3. Juli wieder von der Sonne entfernt, nimmt seine Aktivität und damit seine Helligkeit kontinuierlich ab.

Gelegenheit, ihn selbst zu sehen, könnte sich am kommenden Samstag und Sonntag bieten, wenn der Himmel wieder aufklart. Die ideale Beobachtungszeit, so Schnichels, sei bei Einbruch der tiefen Dämmerung gegen 23 Uhr bis 23.30 Uhr. Zu finden sei der Komet dann in nordwestlicher Blickrichtung, idealerweise mit einem Fernglas.

Fotografiert hat Schnichels ihn über Euskirchen mit einer Belichtungszeit von drei Sekunden (ISO 3600) mit 70-Millimeter-Objektiv bei Blende 4. (ch)

Ein anderes nächtliches Himmelsspektakel ist für Astro-Fotografen und Astronomen eher ein Ärgernis. Zwar richtet Schnichels den Blick gerne mal auf die internationale Raumstation ISS, doch die Flotte der Starlink-Satelliten des Tesla-Chefs Elon Musk bereitet ihm Sorge. Wie an einer Perlenschnur aufgereiht, sausen diese leuchtendhellen Satelliten nach dem Start über den Himmel.

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Seit Mai 2019 wurden bereits mehrere Hundert in die Umlaufbahn geschossen. Am vergangenen Samstag sollte erneut eine Falcon-9-Rakete mit Satelliten an Bord starten. Der Start wurde aber verschoben. Die Sorge der Astronomen ist, dass das Netz der Satelliten, mit dem Musk flächendeckend Breitband-Internet anbieten will, die Beobachtung und das Fotografieren von Sternen erschwert. Mittelfristig sollen es an die 12 000 dieser Satelliten sein, die die Erde umkreisen.

www.starlightphoto.de

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