Investoren klagen über HindernisseBauprojekt in der Kaller Auelstraße verzögert sich

Lesezeit 5 Minuten
Blick auf das Grundstück mit der kaputten Turnhalle und einem großen Schutthaufen.

Nur die marode Turnhalle steht noch auf der Fläche der ehemaligen Grundschule. Seit dem Abriss hat sich nichts mehr getan.

Die PW Premiumwohnen GmbH will in Kall drei Mehrfamilienhäuser und seniorengerechte Wohnungen errichten. Doch es gibt Probleme.

Steigende Zinsen und Baukosten, hohe Standards bei den Bauleitplanungen, der Mangel an Handwerkern und dann noch Politiker und Verwaltungen, die kurzfristig Förderkriterien ändern oder Planungsänderungen beschließen: Hartmut Lackner und Stefan Lippertz kennen viele Gründe, warum Bauprojekte oft teurer werden als geplant und später realisiert werden.

Betroffen davon ist auch das Bauprojekt auf dem Gelände der früheren Grundschule in der Kaller Auelstraße, wo die Geschäftsführer der PW Premiumwohnen GmbH drei Mehrfamilienhäuser und ein Gebäude mit seniorengerechten Wohnungen und betreutem Wohnen bauen wollen.

Hinter der PW Premiumwohnen GmbH stehen die VR-Bank Nordeifel und die Gesellschafter der G und S Wohnbau GmbH aus Euskirchen, Hartmut Lackner und Jörg Wiskirchen. „Die Baubranche ist von der Krise deutlich stärker getroffen als viele meinen. In manchen Regionen will aktuell kaum noch einer neue Einfamilienhäuser oder Wohnungen bauen“, sagt Lackner. Der Markt habe sich in wenigen Jahren radikal verändert.

Stefan Lippertz und Hartmut Lackner stehen vor einer Wand mit Immobilienangeboten.

Nennen die Gründe, warum es bei vielen Bauvorhaben aktuell stockt: Stefan Lippertz(l.) und Hartmut Lackner.

Hinzu komme der Vertrauensverlust der Bevölkerung in die Politik. „Förderprogramme werden aufgelegt und dann wie bei dem Energieeffizienzprogramm vorzeitig beendet, weil der Fonds mit zu wenig Geld ausgestattet wurde. Wir hatten für 250 Wohnungen Förderanträge vorbereitet, als das Programm eine Woche vor der ursprünglichen Frist an einem Wochenende gestoppt wurde“, erzählt Lackner.

Diese Unsicherheiten bei der Förderung sorge dafür, dass aktuell nur noch bereits begonnene Projekte zu Ende geführt und keine neuen begonnen würden. Außerdem komme es immer wieder vor, dass Richtlinien auch kurzfristig geändert würden und deshalb Planungen angepasst werden müssten. Die zum Teil enormen Bearbeitungszeiten bei öffentlichen Bauvorhaben seien ein weiteres Problem.

Erste Auszahlungen von Fördermitteln nach einem Jahr

„Für ein Projekt mit öffentlich gefördertem Wohnungsbau in Euskirchen haben wir im Dezember 2022 eine Förderzusage bekommen. Dann haben wir aber trotz Nachfragen ein halbes Jahr nichts mehr davon gehört“, berichtet Lackner. Im Sommer 2023 habe man alle Unterlagen neu einreichen müssen, weil das Zahlenmaterial veraltet gewesen sei. „Die erste Auszahlung haben wir dann im Dezember 2023 erhalten, als wir zu 70 Prozent mit dem Bau fertig waren“, so Lackner. Die Zwischenfinanzierung habe eine Stange Geld gekostet.

Dass es auch anders gehe, zeige die Erweiterung des Kindergartens in Nettersheim-Engelgau, der in sechs Monaten fertiggestellt worden sei. „Bei dem Projekt gab es eine gute Vorplanung, motivierte Handwerker von regionalen Firmen und eine Kommune, die für gute Rahmenbedingungen gesorgt hat.“

Ob es am Ende bei den vier Gebäuden bleibt, muss sich noch zeigen.
Hartmut Lackner

Mit der Planung für das Projekt in Kall war schon vor der Flut begonnen worden. Durch die Pandemie, den Ukrainekrieg, den Zinsanstieg und die steigenden Baukosten hätten sich dann die Rahmenbedingungen massiv verändert. „Das ist auch für die Verwaltungen nicht einfach“, hat Lackner Verständnis.

An der Auelstraße sollen drei Mehrfamilienhäuser und ein Gebäude mit seniorengerechten Wohnungen und betreutem Wohnen entstehen. Mehr als 60 Wohneinheiten sind insgesamt geplant. Außerdem ist auch noch eine Kindertagesstätte vorgesehen. „Ob es am Ende bei den vier Gebäuden bleibt, muss sich noch zeigen“, so Lackner.

In der Planung sind jetzt kleinere Wohnungen vorgesehen

Die beiden Häuser an der Auelstraße sollen je zwei Etagen und ein ausgebautes Dachgeschoss erhalten. In jedem der beiden Gebäude sollen bis zu elf Miet- und Eigentumswohnungen in verschiedenen Größen entstehen. Gedacht sind sie für Singles, Paare und Familien aus allen Altersklassen. „Wir haben jetzt die Planung an den Markt angepasst und kleinere Wohnungen vorgesehen“, führte Lippertz aus. Große Wohnungen seien nicht mehr finanzierbar. In einem der Häuser ist auch ein Café geplant.

Zur Eisenauerstraße sind zwei dreigeschossige Gebäude mit Staffelgeschossen vorgesehen. Während in Haus 3 barrierefreie Wohnungen entstehen sollen, sind im Haus 4 eine Tagespflegeeinrichtung sowie Wohngemeinschaften und Appartements für Senioren geplant. Beide Gebäudekomplexe sollen eine gemeinsame Tiefgarage erhalten, die von der Auelstraße aus erschlossen wird. Vorgesehen ist, dass der ganze Komplex mit Erdwärme und Photovoltaik beheizt wird.

Maßnahmen zum Schutz vor künftigen Hochwasserereignissen

Nach der Flutkatastrophe im Juli 2021 war die Planung bereits bearbeitet und um Maßnahmen zum Schutz vor künftigen Hochwasserereignissen ergänzt worden. Im Februar und März 2022 war die Grundschule abgerissen worden. Seitdem hat sich auf dem Grundstück aber nichts mehr getan. Ursprünglich sollte schon im vergangenen Jahr mit der Vermarktung der Wohnungen begonnen werden.

Man wolle aber bei dem Projekt in Kall „kein Stückwerk machen“, sondern „ein ganzheitliches Konzept“, betont Lackner. Es sei schon ein Unterschied, ob man ein Heizkonzept nur für die geplante Kita, die Kita und die Turnhalle oder für die Kita mit einem Kombibau für Turnhalle und Schwimmbad erstelle.

Bürgermeister Hermann-Josef Esser hatte im Oktober vergangenen Jahres überraschend den Vorschlag gemacht, das Schwimmbad nicht mehr am bisherigen Standort zu belassen, sondern einen Kombibau mit Turnhalle an der Auelstraße zu errichten. Dafür war in der Folge von der Gemeinde eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben worden.

Wir planen aktuell fast jedes Projekt zweimal.
Stefan Lippertz

„Wir planen aktuell fast jedes Projekt zweimal, weil sich während der Realisierung die Rahmenbedingungen ändern“, klagt Lippertz. Dadurch müsse zusätzliche Arbeit in die Planungen investiert werden, was mit zu steigenden Bau- und Projektkosten führe.

Aus all den Gründen wollen sich die Geschäftsführer auch nicht festlegen, wann es in Kall weiter geht. „Die Fläche an der Auelstraße ist ein Filetstück. Das Projekt wird irgendwann realisiert“, ist sich Lackner sicher. Der Bedarf sei riesengroß.

„Das ist eine komplexe Situation in der Auelstraße, die man nicht mit der Erweiterung eines Kindergartens vergleichen kann“, meint der Bürgermeister. Bei so großen Vorhaben mit verschiedenen Finanzierungstöpfen könne es vorkommen, dass Konzepte angepasst werden müssten. Das Vorhaben könne losgelöst von dem Bad-/Turnhallenprojekt vorangetrieben werden. Die Machbarkeitsstudie für den Kombibau liege jetzt vor und werde mit dem Investor zeitnah besprochen.


Rosenthalquartier Nettersheim: Planer gehen auf Kritik der Bürger ein

Die PW Premiumwohnen hat auch das Rosenthalquartier in Nettersheim errichtet. Dort sind zwei Gebäude mit Eigentumswohnungen sowie ein Haus mit einer Tagespflege und Servicewohnungen entstanden. Pläne, die Anlage um ein viertes und fünftes Haus für Gewerbeeinheiten und Wohnungen zu erweitern, stießen auf Kritik der Anwohner, die 770 Unterschriften gegen das Bauprojekt sammelten.

Unter anderem wurde der Mangel an Parkplätzen kritisiert. „Alle Planungen werden mit dem Gemeinderat abgestimmt“, sagt Hartmut Lackner, einer der drei Geschäftsführer. Man habe alle Anregungen der Bürger berücksichtigt und auch mehr Parkplätze vorgesehen. Man wolle die Bürger und die Politik mitnehmen.

Rundschau abonnieren