PriesterweiheAndreas Hahne feierte seine Primiz in Kall

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Das Bild zeigt mehrere Priester am Alter einer katholischen Kirche.

Einen Tag nach der Priesterweihe in Aachen feierte Andreas Hahne seine Primiz in Kall.

Kurz nach der Flut ist Andreas Hahne nach Kall gekommen. Doch lange bleibt der am Wochenende geweihte Priester nicht.

Volles Haus in der Pfarrkirche St. Nikolaus in Kall: Rund 200 Menschen waren gekommen, um an der Primizmesse von Kaplan Andreas Hahne teilzunehmen. Nach der Priesterweihe, die am Samstag von Bischof Helmut Dieser im Dom in Aachen durchgeführt wurde, stand Hahne am Pfingstsonntag zum ersten Mal als geweihter Priester am Alter einer katholischen Kirche. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von den Kirchenchören Kall, Keldenich und Dottel-Scheven-Wallenthal sowie von dem Kinder- und Jugendchor Kall unter der Leitung von Regionalkantorin Holle Goertz.

Seit fast zwei Jahren ist der 39-jährige Hahne in Kall tätig. Dass er sich für seine Primizfeier die Gemeinde aussuchte, in der er als Kaplan aktiv ist, habe einen besonderen Grund. „Ich bin gemeinsam mit einem Mitbruder zum Priester geweiht worden, der genau wie ich als Heimatgemeinde St. Lukas in Düren hat“, berichtete Hahne. Damit nicht zwei Heimatprimizen in Düren gleichzeitig stattfinden, habe er sich entschlossen, seine Primiz in der Gemeinde durchzuführen, in der er tätig sei. „Die Heimatprimiz werde ich nächstes Wochenende haben“, sagte er.

Andreas Hahne war vor dem Theologiestudium Informatiker

Dass er etwas mehr Lebenserfahrung habe als so mancher junge Priester, sei nicht zu übersehen, sagte er. „Allerdings habe ich nicht 17 Jahre Theologie studiert“, betonte er scherzhaft. Er habe vor der Ausbildung zum Priester als Informatiker gearbeitet. „Ich habe die Erfahrung gemacht, wie gut der Glaube ist“, sagte er. 2010 habe sich für ihn der Glaube an Gott neu erschlossen. Da habe er sich auf einen Findungsweg begeben und beschlossen, mehr in der Kirche zu tun. 2017 habe er schließlich ein Theologiestudium begonnen: „Ich wollte es ausprobieren, ohne dass ich unbedingt das Priesteramt als Ziel hatte.“ Er hätte jederzeit aus dem Studium aussteigen können.

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Das Bild zeigt verschiedene Chöre und eine Organistin auf der Empore der Kaller Kirche.

Die Kirchenchöre und das Bläserensemble gestalteten die Feier in der Kirche musikalisch.

Eine Einbahnstraße sei es nicht – doch es habe sich immer richtig angefühlt. Nach Kall sei er im August 2021 gekommen, zwei Wochen nach der Flut. „Ich hatte es im Fernsehen gesehen, doch da war Kall nicht so im Fokus“, erinnerte er sich. Er habe nicht gewusst, was ihn erwartet. Etwas hilflos habe er sich gefühlt: Zu diesem Zeitpunkt sei die Phase der ersten Hilfe vorbeigewesen, die Möglichkeit zur Seelsorge habe es   noch nicht gegeben: „Das kam später. Doch ich glaube, ich war eine Stütze, gerade, weil ich von außen kam.“

Besondere Freude mache ihm die Arbeit mit den Messdienern. „Ich habe die Hoffnung, dass ich damit eine Generation anspreche, die sich irgendwann einmal in der Kirche beheimatet fühlt“, so Hahne. Er wolle auf das schauen, was den Jugendlichen wichtig sei, wolle hören, wo sie seien.

Der Priester verlässt Kall im Juli und wechselt nach Viersen

Die Primizpredigt hielt Pater Klaus Vechtel, bei dem Hahne an der Theologischen Hochschule St. Georgen in Frankfurt studiert hat und der Hahnes geistlicher Begleiter war. „Wir haben auch gemeinsam in der Uni-Band zusammengespielt, die Rock- und Popstücke aus den achtziger Jahren spielt“, berichtete Hahne, der dort Klavier spielte.

In seiner Predigt sprach Vechtel nicht nur über das Pfingstfest, sondern auch über die Situation der Kirche: „Diese befindet sich zwischen Skandalen und Reformstau.“ Sie werde immer weiter an Bedeutung verlieren, niemand wisse, wie sie in zehn Jahren aussehen werde.

Das sehe er ähnlich, so Hahne. Die Zeit der Volkskirche sei vorbei, Kirche müsse sich in Nischen begeben. Er sehe Chancen und Möglichkeiten, er sei eher der Zuversichtliche als der Resignierende. Kirche werde persönlicher werden. Es sei die Frage, wo er sich mit seinen Talenten einbringe: „Ich sehe mich an der Basis, das ist der Ort, von dem aus Veränderung möglich ist.“ Was sei möglich, ohne dass die Formen geändert werden müssten? Es gebe zwar ein großes Beharrungsvermögen, doch es dürfe auch nicht alles durch die deutsche Brille gesehen werden.

Noch bis Mitte Juli wird Andreas Hahne seinen Dienst in der Kirchengemeinde St. Nikolaus in Kall verrichten. Dann wird er nach Viersen an St. Remigius gehen, wo er ebenfalls als Kaplan tätig sein wird.

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