EröffnungAusstellung in Euskirchen erinnert an Zerschlagung der Gewerkschaften durch Nazis

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Vor Aufstellern stehen Landrat Markus Ramers (v.l.), Reinhold Weitz, Gewerkschaftssekretär Jerome Schmitz, Kreisarchivarin Heike Pütz und DGB-Regionsgeschäftsführer Ralf Woelk.

Die Ausstellung eröffneten Landrat Markus Ramers (v.l.), Reinhold Weitz, Gewerkschaftssekretär Jerome Schmitz, Kreisarchivarin Heike Pütz und DGB-Regionsgeschäftsführer Ralf Woelk.

Die Wandersausstellung ist im Foyer der Euskirchener Kreishauses bid Dienstag, 7. Mai, zu den regulären Öffnungszeiten zu sehen.

Es ist eine Wanderausstellung, aber eine, die beim Wandern wächst. Wer sie im vergangenen Jahr in Vogelsang gesehen hat und jetzt im Euskirchener Kreishaus vorbeischaut, wird feststellen, dass einiges dazugekommen ist an lokalen Aspekten. „...gerade Dich, Arbeiter, wollen wir“ lautet der Titel der Präsentation, mit der der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) darstellt, wie die Nationalsozialisten im Mai 1933 die Gewerkschaften zerschlagen haben.

Das Archiv des Kreises Euskirchen mit Leiterin Heike Pütz hat Material beigesteuert, das Einblicke in die Situation der Arbeiterschaft vor Ort gibt. „Die Unterdrückung war gründlich, aber nicht grausam“, so umriss Dr. Reinhold Weitz vom Kreisgeschichtsverein die damalige Situation. Nicht ohne hinzuzufügen, dass sich jegliche Verharmlosung verbiete.

Euskirchen: Es gab Tausende aufrechte Arbeiter, aber keinen organisierten Widerstand

Durch die Tuchfabriken, die Keramikindustrie und die Zuckerfabrik habe es Tausende Arbeiter in Euskirchen gegeben. Und doch sei die Stadt eine Hochburg der Zentrumspartei gewesen. Die Bevölkerung habe in getrennten Milieus gelebt. Sein Fazit: Gewiss habe es aufrechte Arbeiter gegeben, die den Nazis nicht gefolgt seien. Aber von organisiertem Widerstand könne keine Rede sein.

Landrat Markus Ramers nannte es perfide, dass die Nazis vor 91 Jahren den 1. Mai zum Feiertag ernannt hätten, um dann am 2. Mai die Gewerkschaftshäuser von SA-Truppen stürmen zu lassen.

Gewerkschaftsmitglieder wählten überproportional häufig AfD, berichtete Jerome Schmitz, Gewerkschaftssekretär der Region NRW Süd-West. „Unsere Kernklientel ist betroffen“, gab er unumwunden zu. Doch er wollte darin auch eine Chance sehen: Gerade die Gewerkschaften hätten noch Zugang zu Gruppierungen, die ansonsten den Kontakt zur Zivilgesellschaft verloren hätten. Das zeige, wie wichtig die gewerkschaftliche Bildungsarbeit sei. Und wie wichtig gerade jetzt betriebliche Mitbestimmung in all ihren Formen sei: Sie biete die Möglichkeit der Selbstermächtigung.

Zu sehen ist die Ausstellung im Foyer des Euskirchener Kreishauses bis Dienstag, 7. Mai, zu den regulären Öffnungszeiten der Kreisverwaltung.

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