Abo

Aktion in KallEuskirchener Polizei zeigt mit Simulator Tücken und Risiken von E-Scootern

Lesezeit 4 Minuten
Monika Leyendecker fährt mit einem E-Scooter-Simulator. Ihre Strecke sieht sie auf einem Bildschirm.

Eine Probefahrt auf dem E-Scooter-Simulator unternahm Monika Leyendecker bei der Polizei-Aktion im Möbelhaus.

E-Scooter sind beliebt, einige Punkte sind aber wenig bekannt. Die Polizei im Kreis Euskirchen klärt darüber auf.

„Kaboom!“ Gelb auf rotem Untergrund leuchtet die Schrift auf. Das sieht nicht gut aus. Soll es auch nicht. So wird ein kräftiger Aufprall angezeigt – am Bildschirm. Wenn dies das richtige Leben gewesen wäre, dann hätte es schwere Verletzungen geben können. Doch was beim E-Roller-Simulator zu sehen ist, den die Verkehrsunfallprävention der Kreispolizei im Möbelhaus Brucker aufgestellt hat, ist eben nur eine Simulation der Wirklichkeit.

Tatsächlich gibt es immer wieder Probleme, wenn Verkehrsteilnehmer mit einem Elektroroller unterwegs und nicht vorsichtig genug sind. „Die Probleme sind in einer Großstadt wie Köln natürlich größer, da wir im Kreis zum Beispiel keinen E-Scooter-Verleih haben“, sagte Jörg Meyer von der Verkehrsunfallprävention. Doch auch hierzulande steigen immer mehr Menschen auf E-Scooter um. Gerade im Nordkreis beobachtet die Polizei das. Und: „Wir stellen fest, wie wenig sich die Menschen mit diesem Fahrzeug auskennen“, so Meyer.

E-Scooter funktionieren anders als Tretroller

Viele denken, dass es so funktioniere wie früher der Tretroller, so Polizeisprecher Franz Küpper. Doch da gebe es schon einige Fallen. Etwa, dass man mit dem Scooter auch fahren darf, wenn man so einiges an Alkohol getrunken hat, da man für die kleinen Flitzer ja keinen Führerschein benötigt.

„Doch das ist ein Irrtum. Die E-Scooter sind nach der Elektrokleinstgeräteverordnung zugelassen. Für die E-Scooter gilt die gleiche Promillegrenze von 0,8 Promille wie für Kfz“, mahnte Meyer. Anders sei das bei Pedelecs, bei denen 1,6 Promille erlaubt seien. „Aber nur, wenn es keine Ausfallerscheinungen gibt“, so Meyer.

Auch wenn im Kreis die Zahl der Unfälle mit E-Scootern nicht so hoch sei wie zum Beispiel in Köln, solle doch vorgebeugt werden. „Wir wollen vor die Unfallzahlen gehen, das ist die Idee der Prävention“, so Meyer. Er geht davon aus, dass die Zahl der Scooter-Fahrer in der nächsten Zeit steigt – und damit unweigerlich auch die Unfallzahlen.

Drei verschiedene Simulatoren gibt es im Land NRW, einen für E-Scooter, einen anderen für Pedelecs und einen, der sich mit Ablenkung im Straßenverkehr befasst, erläuterte Meyer. Diese könnten von allen Dienststellen ausgeliehen und eingesetzt werden. „Wir hatten uns gedacht, dass ein Möbelhaus eine gute Location ist, um ein solches Angebot bereitzustellen“, so Meyers Kollegin Lydia Hüpgen. Zum einen gebe es genügend Platz. Zum anderen seien die Menschen hier normalerweise nicht unter Zeitdruck und deshalb für die Teilnahme zu gewinnen. Auch seien alle Altersklassen anzutreffen.

Dabei gibt es überdurchschnittlich viele Kopfverletzungen, da es leider beim E-Scooter keine Helmpflicht gibt.
Jörg Meyer, Polizei

In der Simulation geht es vor allem um das Bremsen und Anhalten in einer Gefahrensituation. Für so manchen ist das eine neue Erfahrung. „Ich bin noch nie mit einem E-Scooter gefahren“, sagte Monika Leyendecker. Sie habe auch über die Anschaffung nachgedacht, fahre aber lieber doch mit dem Fahrrad. „Es wäre nett, so einen E-Scooter für den Weg zur Bahn zu nehmen und ihn dann mitzunehmen.“ Jedoch: „Wann fährt denn bei uns schon mal eine Bahn?“, fragte sie sarkastisch. Auch sei die Mitnahme von E-Scootern in vielen Städten im ÖPNV verboten, merkte Meyer an.

Euskirchener Polizei macht auf die Gefahren aufmerksam

Leyendeckers Tochter Simona fand das Fahrerlebnis nach der Tour auf dem Simulator „cool“. Es sei aber anders als bei einem normalen Roller. Dass ihr das auffiel, dafür hatte Anke Weber gesorgt. Auch wenn beim Simulator kaum Lenkbewegungen möglich sind, zeigte sie, wie das richtige Abbiegen geht: mit Anzeige der Fahrtrichtung, was einhändiges Fahren bedeutet, und vor allem mit einem konzentrierten Blick über die Schulter auf den nachfolgenden Verkehr. „Das ist schon recht anspruchsvoll“, so Weber.

Vielen sei nicht klar, dass E-Scooter nicht auf den Gehweg, sondern auf den Radweg oder die Straße gehören. „Dann habe ich aber sofort die Gefahr, dass die Autos mich nicht sehen, weil ich im toten Winkel bin“, erläuterte sie. Die E-Scooter müssten also im laufenden Verkehr mitfahren, seien aber durch die schmale Silhouette kaum zu sehen.

Die meisten Unfälle mit Scootern seien aber Alleinunfälle, oft mit einem Sturz über die Lenkstange, so Meyer: „Dabei gibt es überdurchschnittlich viele Kopfverletzungen, da es leider beim E-Scooter keine Helmpflicht gibt.“

Rundschau abonnieren