Polizei kooperiert mit TuningszeneMehr Verkehrstote, weniger Unfälle im Kreis Euskirchen

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Das Bild zeigt einen Unfall in Kommern. Im Hintergrund ist ein Rettungswagen verunglückt, im Vordergrund hängt eine zerstörte Fußgängerampel herab.

Im Kreis Euskirchen ereigneten sich im vergangenen Jahr 616 Unfälle, bei den Menschen zu Schaden kamen.

Die Zahl der Verkehrsunfälle im Kreis Euskirchen ist leicht gesunken. Es starben aber acht Menschen im Straßenverkehr – ein Mensch mehr als 2022.

Wie das bei Statistiken oft so ist: Es gibt erfreuliche Werte, aber auch welche, die schlechter ausfallen als beispielsweise im vergangenen Jahr. Ein solches Zahlenwerk präsentierten nun Landrat Markus Ramers, Martina Mensching, Leiterin der Direktion Verkehr, und Polizeidirektor Harald Mertens in der Polizeiwache in Mechernich. „Entgegen dem Landestrend gab es im vergangenen Jahr im Kreis Euskirchen weniger Verkehrsunfälle. Das ist erfreulich“, sagte Landrat Ramers.

Im Kreis Euskirchen ereigneten sich im vergangenen Jahr 5733 Verkehrsunfälle – 36 weniger als im Jahr zuvor. Bei 616 Unfällen kamen nach Angaben der Euskirchener Polizei Menschen zu Schaden. Auch in dieser Statistik haben sich die Zahlen im Kreis verbessert. Im Jahr 2022 ereigneten sich sieben Unfälle mehr, bei denen Verkehrsteilnehmer verletzt wurden. Soweit zum positiven Teil der Verkehrsunfallstatistik im Kreis Euskirchen.

Acht Menschen starben im vergangenen Jahr bei Verkehrsunfällen

Allerdings, so ergänzte Martina Mensching, verunglückten bei sieben Unfällen acht Menschen auf den Straßen im Kreis Euskirchen tödlich – einer mehr als im Jahr 2022.

Unter den acht Verkehrstoten waren zwei Motorradfahrer. Die Zahl der Unfälle, an denen Kradfahrer beteiligt waren, stieg laut Polizei um 24 Prozent auf 72 Unfälle. Von den 72 verunglückten Motorradfahrern kamen der Polizei zufolge 18 Prozent aus dem Kreis Euskirchen. Der Großteil der verunfallten Biker, immerhin 64 Prozent, stammt aus dem gesamten Bundesgebiet und war laut Polizei als „Touristen“ auf den Straßen im Kreis unterwegs.

Polizeidirektor Harald Mertens hat bei den Motorradfahrern zwei „Problemgruppen“ ausgemacht. Das seien einerseits junge Fahrer, die gerne ein gewisses Risiko eingehen. „Andererseits sind es die Wiedereinsteiger, die viele Jahre nicht gefahren sind, aber wieder anfangen, wenn beispielsweise die Kinder aus dem Haus sind“, so Mertens.

Zahl der verletzten Fußgänger ist deutlich gestiegen

Bei den verletzten Fußgängern schoss die Statistik im Vergleich zum Vorjahr in die Höhe. 23 Menschen mehr als 2022, die im Kreis Euskirchen per pedes unterwegs waren, wurden im Straßenverkehr verletzt.

„Wir werden weiter die ungeschützten Verkehrsteilnehmer, diejenigen, die keine Knautschzone haben, in den Fokus rücken. Diese müssen besonders geschützt werden“, so Verkehrsdirektorin Mensching, die erfreut feststellte, dass kein Kind bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist. Allerdings habe die Zahl der schwer verletzten Kinder (15) zugenommen.

Aufklärungsquote bei Unfallflucht liegt bei 44 Prozent

Die Polizei registrierte 39 Verkehrsunfallfluchten mit Personenschaden. Insgesamt ereigneten sich im Kreis 91 Verkehrsunfallfluchten – ein Anstieg um 8,6 Prozent. „Diese Entwicklung ist leider landesweit zu beobachten“, so Mensching. Die Aufklärungsquote aller Verkehrsunfallfluchten liege wie im Vorjahr bei 44 Prozent.

Das sind die Hauptunfallursachen im Kreis Euskirchen

Geschwindigkeit (15 Prozent), Alkohol (28 Prozent) und andere berauschende Mittel (21 Prozent) – das waren erneut die Hauptunfallursachen im Kreis Euskirchen. „Wir hatten wieder fast jeden Tag eine Blutprobe, die auffällig war und damit auch eine konkrete Gefährdung des Straßenverkehrs“, berichtete Mensching bei der Vorstellung der Unfallstatistik.

Man werde auch in diesem Jahr mobile Geschwindigkeitsmesstechniken konsequent einsetzen. „Weiterhin werden wir unangekündigte Verkehrskontrollen durchführen – auch mit Blick aufs Fahren unter Alkoholeinwirkung oder unter Betäubungsmitteleinfluss“, sagte Polizeidirektor Mertens.

In Weilerswist deutlich mehr Unfälle im Jahr 2023

In der Gemeinde Weilerswist ereigneten sich im vergangenen Jahr nach Angaben der Polizei 51 Verkehrsunfälle, bei denen Menschen verletzt wurden. Ein Jahr zuvor waren es 35. Ein möglicher Unfallschwerpunkt könnte der Abzweig der A61 zur Bonner Straße gewesen sein.

Dort wird nach Rücksprache mit der Gemeinde und dem Landesbetrieb Straßen NRW ein Kreisverkehr gebaut. Auch in Hellenthal (+9), Schleiden (+9) und Zülpich (+1) stieg die Zahl der Verkehrsunfälle mit Personenschaden im Vergleich zum Vorjahr.

Zahl der Wildunfälle im Kreis Euskirchen gestiegen

Nach Angaben der Euskirchener Polizei stieg die Zahl der Wildunfälle im vergangenen Jahr. 88 Unfälle mehr als 2022 ereigneten sich auf den Straßen im Kreis. Insgesamt waren es 984 Fälle, bei denen Tiere beteiligt waren. Die am häufigsten betroffenen Wildarten waren Rehe (739) und Wildschweine (59). Bei den Kollisionen wurden sechs Menschen verletzt – fünfmal leicht, einmal schwer.

„Wir haben mit den Tunenden aus dem Kreis Euskirchen keine bis wenig Probleme“, so Mensching, Leiterin der Direktion Verkehr: „Wir pflegen einen guten Kontakt und beraten auch gerne, damit sicher getunt wird.“ Aber Tuning heiße nicht automatisch auch illegale Autorennen. „Illegale Autorennen im Kreis Euskirchen kommen vereinzelt vor. Das hängt aber nicht automatisch mit der Tuningszene zusammen“, sagte Mensching.

Für die Szene steht der Saisonstart kurz bevor. Der fällt traditionell auf den Karfreitag. Das „Mekka“ der Tuning-Freunde ist dabei traditionell der Nürburgring. Ob dann verstärkt kontrolliert werde, ließ die Polizei offen.


Die Bilanz der Polizei im Kreis Düren

Die Polizei im Kreis Düren registrierte in 2023 insgesamt 220 Verkehrsunfälle mehr als im Jahr davor: Von 6181 in 2022 stieg die Anzahl auf 6401 in 2023. Erfreulich sei, so die Kreispolizei Düren, dass sich die Anzahl der bei Verkehrsunfällen Getöteten von 10 im Jahr 2022 auf 7 im Jahr 2023 reduziert habe. Beklagenswert sei dabei der Umstand, dass in der Eifel wieder zwei Kradfahrer ihr Leben verloren.

Insgesamt sei die Zahl von verunglückten Kradfahrern aber rückläufig – von 85 in 2022 auf 62 in 2023. Konträr dazu lasse sich im Vergleich zum Vorjahr allerdings eine deutliche Steigerung bei den Verunglückten bei Verkehrsunfällen insgesamt verzeichnen. Zwar sei man mit 1219 Verunglückten in 2023 (1155 in 2022) immer noch unter dem Vor-Corona-Niveau, allerdings sei der Anteil der Schwerverletzten deutlich gestiegen: von 210 in 2022 auf 237 in 2023.

Anstieg bei Unfällen mit Kindern, Fußgängern und E-Scootern 

Auch bei Beteiligungsarten lasse sich eine Zunahme der Zahl der Verunglückten verzeichnen. In 2023 habe es sowohl mehr verunglückte Fußgänger als auch mehr verunglückte Fahrer von E-Scootern gegeben. Und leider sei auch die Anzahl der bei Verkehrsunfällen verletzten Kinder von 70 in 2022 auf 97 in 2023 gestiegen. Im Jahr 2023 gab es im Kreis Düren 1705 Unfallfluchten, 21 mehr als im Jahr zuvor. Zwar gebe es in diesem Bereich also wieder eine Zunahme, dennoch, so die Kreispolizei Düren, seien die Zahlen unter dem Vor-Corona-Niveau.

Und sie mahnt: Es handele sich hierbei nicht um ein Kavaliersdelikt, sondern um einen Straftatbestand. Ein positiver Lichtblick sei, dass es weniger Unfallfluchten bei Verkehrsunfällen mit Verletzten gab (67 in 2023 zu 83 in 2022). Bei Unfällen mit Personenschaden, bei denen trotzdem Unfallflucht begangen wurde, liege die Aufklärungsquote bei 55,2 Prozent. (eb)

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