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Konzept funktionertHandwerkskunst und Kirmes begeistert Tausende Besucher in Kommern

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Besucher schlendern vorbei an den Ständen des Handwerkermarktes in Kommern.

Tausende Besucher schlenderten am Wochenende über den Handwerkermarkt und die Kirmes in Kommern.

Neben Karussells und bunten Lichtern lockt in Kommern auch das Handwerk die Besucher an. Zudem kann bei der Entstehung der Werke zugeschaut werden.

Der kleine Benedikt kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Noch vor wenigen Augenblicken hatte er fröhlich lachend einige Runden auf dem bunt leuchtenden Karussell gedreht und zur Belohnung für den Mut während der Fahrt von Mutter Nadine eine große Portion Popcorn überreicht bekommen. Kaum hatte er sich jedoch ein paar Hände von der süßen Leckerei einverleibt, da wähnte sich der Siebenjährige in einer ganz anderen Welt.

Wo eben noch flackernde Lichter und laute Partymusik seine volle Aufmerksamkeit in Anspruch genommen hatten, zogen ihn nun die geübten Handgriffe der Handwerker in den Bann. „Ben kann sich heute wirklich für alles begeistern. Es macht richtig Spaß, ihn so konzentriert bei der Sache zu sehen und die vielen Fragen mitzubekommen, die er den Ausstellern stellt“, freute sich Mutter Nadine.

Bunte Mischung aus historischem Handwerk und Kirmesattraktionen

Diese bunte Mischung aus historischem Handwerk und Kirmesattraktionen lockte am Wochenende jedoch nicht nur Benedikt und seine Familie, sondern auch Tausende weiterer Marktbesucherinnen und -besucher in den Kommerner Ortskern.

Nachdem sich die Veranstalter bereits am Freitagabend beim Herausholen der Kirmes mit anschließender Party im Festzelt über eine ausgelassene Stimmung freuen durften, sorgten am Samstag und Sonntag auch die 88 Aussteller für ein zufriedenstellendes Zwischenfazit. „Wir konnten die Kirmes und den Markt im Vergleich zu den Vorjahren noch weiter ausbauen und haben langsam sogar unser Limit erreicht“, berichtete Conny Jaeck, die die Veranstaltung gemeinsam mit Jil Schomer organisiert hatte.

Das Bild zeigt die Obengenannte hinter ihrem Stand beim Handwerkermarkt.

Gaby Steaven nutzte den Handwerkermarkt, um ihre Bastelleidenschaft mit den Besucherinnen und Besuchern zu teilen.

Das Bild zeigt den Obengenannten beim Spielen einer Flöte.

Seine selbstgebauten Instrumente setzte Jesús Toapanta auch direkt musikalisch in Szene.

Zur Mittagszeit konzentriere sich der Großteil der Gäste auf den Handwerkermarkt, während zum Nachmittag auch die Fahrgeschäfte mehr und mehr Anklang fänden. „Dann verteilt sich das Geschehen wirklich auf den ganzen Ortskern. Wir sind mittlerweile in der glücklichen Situation, dass die Aussteller auf uns zukommen und wir Markt und Kirmes ganz nach unseren Vorstellungen gestalten können, und das scheint auch bei den Besuchern sehr gut anzukommen.“

Gern gesehene Stammgäste des Kommerner Handwerkermarktes sind bereits seit mehreren Jahrzehnten die Mitglieder des Heimatvereins Wulfen. Sie lockten ihre Besucher nicht nur mit den fertigen Ergebnissen ihrer Arbeit, sondern auch mit den vor Ort durchgeführten Präsentationen. Während die Schmiede Metalle im Feuer erhitzten und im Anschluss mit gezielten Hammerschlägen in Form brachten, wurden direkt nebenan Leinensäckchen per sogenanntem Blaudruck mit verschiedenen Motiven verziert.

Die Farbe wird mit einem Stempel auf ein Stück Stoff gedrückt und dann mit einem Bügeleisen auf das Leinen übertragen.
Maria Krümpel

„Die Farbe wird mit einem Stempel auf ein Stück Stoff gedrückt und dann mit einem Bügeleisen auf das Leinen übertragen“, erklärte Maria Krümpel den umstehenden Zuschauern. Auf diese Weise sei der fertige Druck sogar bis zu 60 Grad in der Maschine waschbar. Das Handwerkstrio Verena Rentmeister, Hans Röpke und Renate Plinke ging bei seinen Arbeiten sogar noch einige Verarbeitungsschritte weiter zurück und brachte den Gästen die Prozesse von der Leinenpflanze auf dem Feld bis zur Gewinnung von spinnfähigen Fasern näher. „In mehreren Schritten wird das harte und noch kaum biegsame Holz des Flachses geröstet, gebrochen und gehechelt, bis es sich zur Weiterverarbeitung am Webstuhl eignet“, erklärte Hans Röpke.

Neben zum Thema passenden Fotografien hatten die Hobbyhandwerker erneut ihre rund 200 Jahre alten Werkzeuge wie einen für die Reise praktischen, zusammenklappbaren Webstuhl mitgebracht, um die einzelnen Schritte für die Marktbesucherinnen und -besucher erlebbar zu gestalten.

Abwechslungsreiches Rahmenprogramm

„Wir halten mit dieser Arbeit nicht nur alte Handwerkstraditionen für nachwachsende Generationen am Leben, sondern haben mit unseren jährlichen Besuchen inzwischen auch eine eigene, neue Tradition geschaffen“, freute sich Verena Rentmeister. „Kommern ist dabei für mich persönlich der schönste Markt dieser Art, da alle, die vorbeischauen, egal ob jung oder alt, immer viel Interesse zeigen und die Arbeit wertschätzen“, fügte Renate Plinke hinzu.

Abgerundet wurde das bunte Markt- und Kirmestreiben durch eine ebenso abwechslungsreiche Rahmenunterhaltung. Neben den regionalen und überregionalen kulinarischen Köstlichkeiten zogen insbesondere auch die Schausteller wie die Markthexe oder der gefährliche Pirat Baba Holzauge zahlreiche Blicke auf sich. Musiker Jesús Toapanta verband sogar beide Aspekte der Unterhaltung und des Handwerkes miteinander, indem er zuvor selbstgebaute Instrumente mit regelmäßigen Vorführungen auch musikalisch in Szene setzte.

„Die gelungene Mischung aus Kirmes und Handwerkermarkt spricht alle Generationen an“, freute sich Gaby Staeven, die als „KnotenGodi“ ihre Makrameekunst zum Verkauf anbot: „Finanziell rechnet sich der Arbeitsaufwand nicht, aber ich kann bei dieser Arbeit einfach abschalten und mich kreativ ausleben. Dieses Hobby an Tagen wie heute mit anderen teilen zu können, ist für mich ein großer Gewinn, und der Besuch auf dem Kommerner Handwerkermarkt hat sich bislang immer ausgezahlt.“