„Wilde Vielfalt im Museum“Ausstellung in Kommern schafft Bewusstsein für Gartenarbeit

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Museumschef Dr. Josef Mangold zeigt die im Außenbereich platzierten Pflanzkisten.

Museumschef Dr. Josef Mangold zeigt die im Außenbereich platzierten Pflanzkisten.

Mechernich-Kommern – Mit ihren hautreizenden Eigenschaften wird die Brennnessel, wie viele andere wild wachsende Pflanzen, heutzutage häufig als Unkraut verschrien. Dass Wildkräuter auch nutzbringend für Menschen, Tiere und den Naturhaushalt eingesetzt werden können, beweist die Ausstellung „Wilde Vielfalt im Museum“, die derzeit im LVR-Freilichtmuseum Kommern zu sehen ist. In Kombination mit der Ausstellung „Stadt, Land, Garten“ können Museumsbesucher die kulturgeschichtliche Entwicklung vom bäuerlichen und vorindustriellen Nutzgarten bis hin zur neuen, experimentellen Form des „Urban Gardening“ nachvollziehen.

„Bis zur Nachkriegszeit war der Anbau von Lebensmitteln im Garten überlebenswichtig“, erklärte Museumsmitarbeiterin Vanessa Sterner während eines Rundgangs durch die Ausstellung: „Viele Arbeitgeber verpachteten daher lange Zeit auch Gartenland, das die Angestellten für den Anbau nutzen konnten.“ Anders als heute zählte die Gartenarbeit lange Zeit zum Alltag, um die Nahrungsversorgung zu gewährleisten. In einem durch unterschiedlich große Schautafeln dargestellten Jahresring bietet die Ausstellung einen Überblick über den Aufwand, den der Anbau von der Aussaat über die Pflege während des Wachstums bis hin zur Ernte und Konservierung der Lebensmittel in den verschiedenen Jahreszeiten kostete.

Trend hin zu nachhaltigem Anbau

Mittlerweile dient der eigene Garten immer seltener als Nutzfläche, sondern zur Erholung und Freizeitgestaltung. „Dennoch ist heute wieder ein Trend zu beobachten, der den Wunsch nach pestizidfreiem und nachhaltigem Anbau widerspiegelt“, so Sterner: „Die Wechselwirkung zwischen dem eigenen Handeln und den Auswirkungen auf die Natur wird immer mehr Menschen bewusst.“ Selbst in Großstädten, wo oft nur Platz für einen kleinen Balkon ist, gibt es dank kreativer Ideen Möglichkeiten. Aufbauten aus Plastikflaschen oder -rohren, in denen einzelne Pflanzen mit Wasser und Nährstoffen versorgt werden können, finden immer häufiger Einzug in den mit weniger Grünflächen gesegneten Städten.

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Neben der geschichtlichen Aufarbeitung der Gartenarbeit beschäftigt sich die Ausstellung zudem mit dem Thema Wildkräuter. „Pflanzen, die zu Großmutters Zeiten noch zum Alltag gehörten, sind heute fast in Vergessenheit geraten oder werden fälschlicherweise als Unkraut betitelt“, erklärte Museumsmitarbeiterin Laura Fortmann. Allein mit den nützlichen Eigenschaften der Brennnessel ließe sich eine eigene Ausstellung füllen. „Die Ausstellung beleuchtet den Wert der Pflanzen für Mensch und Tier. Sei es als Nahrung, im Bereich der Medizin oder auch als Textilien für unsere Kleidung.“

Seltene Wildpflanzen sollen erhalten werden

In Deutschland stehe fast ein Drittel der heimischen Wildpflanzen auf der Roten Liste gefährdeter Arten. Um diesem Trend entgegenzuwirken, können Museumsbesucher im Zuge der Ausstellung auch selbst aktiv werden. Im Außenbereich der Scheune Sechtem, die als Ausstellungsort dient, bieten große Pflanzkisten die Möglichkeit, sich aktiv mit dem Anbau von Wildkräutern zu befassen.

„Unsere Besucher können hier selbst Kräuter aussäen, pflegen und ernten, um ein Gespür für diese Arbeit zu bekommen“, berichtete Museumsleiter Dr. Josef Mangold: „Dies dient unserem Ziel, seltene Arten zu erhalten und auf die zahlreichen Verwendungsmöglichkeiten der Kräuter aufmerksam zu machen.“

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