Abo

Entlang der B266Anwohner aus Kommern halten Lärmschutzwand für unzureichend

Lesezeit 4 Minuten
Neuer Inhalt

Unzureichender Schutz: Bereits rund 20 Meter vor der Einmündung zum Kirchberg endet die neu errichtete Lärmschutzwand an der B 266.

Mechernich-Kommern – Die Arbeiten zum vierspurigen Ausbau der B 266 bei Kommern stehen mittlerweile kurz vor dem Abschluss. Zum Gesamtprojekt gehörte dabei auch die Errichtung einer rund 500 Meter langen und bis zu 5,50 Meter hohen Lärmschutzwand. Diese soll eigentlich die Anwohner vor dem Lärm der bis zu 17.000 Fahrzeuge schützen, die tagtäglich in diesem Bereich auf der Bundesstraße unterwegs sind.

Seit fast 30 Jahren für Lärmschutz engagiert

Doch obwohl sich die Situation durch die rund 900.000 Euro teure Lärmschutzwand für einige Kommerner nun merklich verbessert hat, sind längst nicht alle Anwohner zufrieden. Eine von ihnen ist Christiane Hein, die vor mittlerweile knapp 30 Jahren zum ersten Mal Unterschriften für den Bau einer Lärmschutzwand gesammelt hat.

„Das war 1993“, erinnert sich die inzwischen 70-Jährige: „Und ich weiß nicht, ob ich es noch erleben werde, dass auch die Anwohner der Baugebiete Essersgasse und Auf dem Daniel in den Genuss einer Lärmschutzwand kommen.“

„Die Toten werden geschützt, die Lebenden nicht“

Das Problem: Obwohl die beiden genannten Baugebiete direkt an die viel befahrene Bundesstraße angrenzen, ist dort momentan noch kein Lärmschutz geplant. „Die Toten werden geschützt, die Lebenden nicht“, spielt Hein auf die Tatsache an, dass im Bereich des Kommerner Friedhofs nun ein Lärmschutz vorhanden ist, an den weiter südlich in Richtung Mühlenpark liegenden Wohngebieten jedoch nicht.

„Das ist ein Skandal, ich fühle mich im Stich gelassen“, sagt auch Nachbarin Mathilde Aßelborn: „Wir wohnen seit 37 Jahren hier und schon damals hat man uns den Bau einer Lärmschutzwand in Aussicht gestellt. Tatsächlich hat man uns aber immer nur auf später vertröstet.“ Den Aufenthalt in ihrem Garten könne sie aufgrund des Straßenlärms überhaupt nicht genießen. Zudem sieht sie sich gesundheitlichen Gefahren durch Feinstaubemissionen der Fahrzeuge ausgesetzt.

Christiane Hein hat außerdem Bedenken, was die Sicherheit in ihrem Garten angeht: „Ich lasse die Enkel überhaupt nicht mehr in meinem Garten spielen“, berichtet sie. Denn vor einigen Jahren sei nach einem Unfall auf der Bundesstraße ein Auto bis in ihren Garten geschleudert worden: Der BMW „landete“ auf dem Dach direkt neben dem Gartenhaus der Familie.

Unzufrieden ist auch Tom Krey, dessen Haus sich just an der Stelle befindet, wo die neu gebaute Lärmschutzwand heute endet: „Da hätte man ruhig noch zwei weitere Elemente hinzubauen können“, sagt der Hausbesitzer.

Verkehr hat stark zugenommen

„Als Kommerner Ortsbürgermeister stehe ich natürlich hinter den betroffenen Anwohnern, aber auch ich habe momentan wenig Grund zu der Annahme, dass es hier eine schnelle Lösung geben wird“, sagt Rolf Jaeck (CDU): „Verdient hätten die Betroffenen eine solche Lärmschutzwand auf jeden Fall, denn der Verkehr hat ja enorm zugenommen in den vergangenen Jahrzehnten.“

Lärmsanierung als Lösung?

Lärmvorsorgemaßnahmen sind laut Torsten Gaber von Straßen NRW an weitere Bautätigkeiten an der Straße gekoppelt. Lärmschutzmaßnahmen an einer bestehenden Straße können jedoch im Rahmen einer so genannten Lärmsanierung realisiert werden. „Die Lärmsanierung wird als freiwillige Leistung auf der Grundlage haushaltsrechtlicher Regelungen durchgeführt“, heißt es auf der Internetseite des Bundesverkehrsministeriums. Bedeutet im Klartext: Einen Rechtsanspruch haben Betroffene nicht. In einem ersten Schritt müsste dafür auch die Lärmbelastung der Anwohner berechnet werden. Christiane Hein wäre, was das angeht, zuversichtlich: „Schon 1994 haben wir Messungen durchführen lassen, bei denen die heute gültigen Grenzwerte überschritten wurden.“ (thw)

Torsten Gaber von der Regionalniederlassung Eifel-Ville des Landesbetriebs Straßen NRW, die den Ausbau der Bundesstraße bei Kommern inklusive Lärmschutzwand durchgeführt hat, kann den Anwohnern der Baugebiete Essersgasse/Auf dem Daniel aktuell allerdings nur wenig Hoffnung machen, dass sich an ihrer Situation bald etwas ändern wird: „Im Moment gibt es da keine Planungen für einen weiteren Ausbau der B 266 in diesem Bereich.“

Warum wurde Lärmschutz nicht weiter gebaut?

Aber warum wurde der Bau der Lärmschutzwand nicht einfach von der Kreuzung Eickser Straße/Kirchberg um weitere 500 Meter in Richtung Mühlenpark bis zur Essersgasse weitergeführt? „Die Bewohner im Bereich Essersgasse und Auf dem Daniel befinden sich nicht mehr innerhalb des Baufelds zum Umbau der Kreuzung“, erklärt Gaber: „Lärmvorsorgemaßnahmen sind aber generell damit in Verbindung zu setzen, dass da eine Baumaßnahme von uns stattfindet.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Wenn ein weiterer Ausbau der Straße geplant werde, kommen möglicherweise auch Lärmvorsorgemaßnahmen in Betracht, so Gaber weiter. „Aber bei der derzeitigen Landesregierung aus CDU und Grünen mit einem grünen Verkehrsminister halte ich es eher für unwahrscheinlich, dass es einen weiteren Ausbau mit damit verbundenen weiteren Flächenversiegelungen geben wird“, so der Sprecher von Straßen NRW.

Rundschau abonnieren