Zupp un Pannekooche wurden im Freilichtmuseum Kommern gekocht. Bei alldem stand auch das Eifeler Platt im Mittelpunkt.
MundartfestivalSo wird das Eifeler Platt auch an Herd und Tisch lebendig gehalten

„An d'r Desch“ hieß es für die Teilnehmer zum Abschluss des Kochkurses op Platt im Freilichtmuseum.
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„An d'r Desch!“ Mit einem Lächeln und offenen Armen platzierte sich Arno Büser an einem der Biertische, die im Freilichtmuseum Kommern aufgestellt waren. So habe er es früher kennengelernt: Der Ruf sei erklungen, dann wurde ein Teller vor ihn „jestallt“. Den hatte er sich redlich verdient, denn er hatte konzentriert auf dem alten Holzherd im Hof aus Elsig in der Baugruppe Eifel „Äppelpannekooche“ produziert.
„Hück witt jekauch“, heute wird gekocht, hieß die Veranstaltung, die im Rahmen des Mundartfestivals „Mir kalle Platt“ für viele Teilnehmende ein Blick in ihre Kindheit und Jugend verhieß. Nicht nur, dass der Kochvorgang auf einem Holzherd stattfand. Vor allem war als Sprache Eifeler Platt vorgesehen. Was allerdings nicht ganz gelang, denn viele hatten doch Schwierigkeiten, sich in der Sprache ihrer Vorfahren auszudrücken. „Das ist ein Problem, denn verstehen tun sie fast alle Platt, aber nicht alle sprechen es“, sagte Petra Spürkel, die mit Anita Wolfgarten den Kurs leitete.
Im Eifeler Platt wächst schnell zweisprachig auf
Für beide ist Platt die Sprache, mit der sie aufgewachsen sind, und der sie sich gerne bedienen. „Ich bin sogar zweisprachig aufgewachsen, denn mein Vater kam aus Hürtgenwald und meine Mutter aus Scheven“, berichtet Wolfgarten lachend. Ihre Eltern haben nur Platt gesprochen. An die Zeiten, als der Dialekt als anstößig angesehen wurde, können sich die beiden Frauen erinnern.
„Als ich mit 18 Jahren in Bonn angefangen habe, war es verboten, Platt zu sprechen“, so Spürkel. „Ich finde es schade, dass die Mundart verloren geht“, sagt Büser, der aus Euskirchen kommt. Er selbst spreche mit Freunden oft im Dialekt. Und: „Wenn ich im Großraumbüro sitze und am Telefon auf Platt umschalte, dann hören alle im Raum zu und verstehen kein Wort.“

Die Herrschaft über den Herd im Hof aus Elsig hatten Petra Spürkel (l.) und Anita Wolfgarten.
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Gut gegangen war der Teig für die Pannekooche.
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„Ich kann es verstehen, aber nicht sprechen“, sagte, wie viele andere, eine Frau. Wenn ihre Großeltern mit dem Vater gesprochen hätten, dann sei das immer auf Platt gewesen. „Ich habe dann im Kindergarten behauptet, die würden Englisch sprechen, weil ich es nicht besser wusste“, erinnerte sie sich schmunzelnd.
Fasziniert vom Eifeler Platt ist Thomas Böttcher aus Erp, mit 35 Jahren ein Vertreter der jüngeren Generation. Er war mit seinem Vater Uwe nach Kommern gekommen. „Wir haben auf der Fahrt hierher die Eifeler Band Wibbelstetz gehört“, sagte Thomas Böttcher. Er verstehe zwar 90 Prozent, doch habe er Probleme mit dem Sprechen. „Ich arbeite aber auch in Köln und Düsseldorf, und Erp hat auch noch ein eigenes Platt“, sagte er. „Meine Enkelkinder sprechen allerdings wieder Platt“, betonte Uwe Böttcher. Das sei gut, die Sprache müsse erhalten bleiben.
Neben der Sprache war auch der Herd in Kommern eine Attraktion
Doch eine mindestens so große Attraktion wie die Sprache war der Holzherd, auf dem gekocht wurde. „Ich traue mir das nicht zu, auf so einem Herd zu kochen“, gestand eine Frau.
Unverständlich für Spürkel: „Das ist einfacher und schneller als auf meinem Induktionsherd zu Hause.“ Wie es geht, fasste Wolfgarten zusammen: „Anheizen, nachhalten, immer Holz nachlegen und die Sachen hin- und herschieben, denn vorne ist die kleine Hitze und hinten die große.“ Doch Feinheiten gebe es nicht: „Wenn an ist, ist an.“
Die Wärme vom Ofen konnte auch dazu genutzt werden, im Winter die nassen Klamotten zu trocknen, die einfach an die Eisenstange gehängt wurden, wusste eine Teilnehmerin. Prima zum Einwecken sei so ein Ofen, vergaß Wolfgarten nicht zu erwähnen, und nicht nur dafür. „Da kann man prima Prommeschmeer (Pflaumenmus) dropp maache“, wusste Büser von seiner Großmutter. Das habe ganz hinten am Rand des Ofens gestanden und so vor sich hingeköchelt.
Doch in Kommern gab's Zupp und Pannekooche. „Einmal durchs Museum“, überschrieb Spürkel die Zutatenliste mit Äädäppel (Kartoffeln), Murre (Möhren), Breedloof (Porree), Blomekühl (Blumenkohl), Kohlrabene (Kohlrabi) und vielem mehr. Während die Suppe auf dem Herd gar wurde, lernten die Teilnehmenden, wie Schneebesen aus Weidenruten gefertigt wurden, bis sie schließlich, umringt von Hühnern und Ziegen, auf der Dorfstraße saßen und ihr selbstgekochtes, frisches Holzofenmahl genossen.