RS-Virus im Kreis EuskirchenKinderklinik in Mechernich war an der Grenze der Belastbarkeit

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Ein Kinderarzt untersucht ein krankes Kind im Krankenhaus.

Auf den Kinderstationen und in den Praxen der niedergelassenen Ärzte häufen sich aktuell die Fälle von Atemwegserkrankungen bei Kindern. Oft ist derzeit das RS-Virus beteiligt. (Symbolfoto)

In der Kinderklinik des Kreiskrankenhauses in Mechernich ist aktuell etwa ein Drittel der Betten mit RSV-Patienten belegt. Ärzte und Pflegeteam klagen im Gespräch mit der Redaktion über die hohe Belastung.

Auch im Kreis Euskirchen müssen aktuell viele Kinder mit Atemwegserkrankungen behandelt werden: Neben Corona- und Grippefällen führt dabei vor allem das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) zu schweren Erkrankungen und Krankenhauseinweisungen, insbesondere bei Säuglingen und Kleinkindern. Bei RSV kann es sich um eine einfache Atemwegsinfektion handeln, aber auch schwere Verläufe sind möglich, warnen Mediziner. Zu Risikopatienten zählen Neu- und Frühgeborene sowie vorerkrankte Kinder.

„Im direkten Vergleich zum Vorjahr verzeichnen auch wir im Krankenhaus Mechernich einen deutlichen Anstieg an jungen Patienten, die aufgrund des RS-Virus in unserer Kinderklinik behandelt werden müssen“, sagt Krankenhaus-Sprecherin Jennifer Linke. Zudem seien die ersten RSV-Fälle bereits im Sommermonat August und somit deutlich früher als üblich aufgetreten. Nach Einschätzung von Dr. Herbert Schade, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Mechernicher Kreiskrankenhaus, ist die derzeit schnelle Virus-Verbreitung mit starker Ausprägung auf die geringe Grundimmunität bei Kindern und Jugendlichen zurückzuführen, was mitunter in den Coronamaßnahmen der vergangenen Jahre begründet sei.

Ausreichende Behandlungskapazitäten

„Da auf unseren Kinderstationen alle stationär aufgenommenen jungen Patienten mit dem RS-Virus isolationspflichtig sind und intensiver betreut werden müssen, hat dies natürlich auch einen höheren Versorgungsaufwand durch unser ärztliches und pflegerisches Personal zur Folge – ähnlich wie bei Coronapatienten“, ergänzt Chefarzt Wael Shabanah: „Zurzeit bestehen aber ausreichend Behandlungskapazitäten auf unseren Kinderstationen.“ Etwa ein Drittel der gesamten Betten-Kapazität im Kinder- und Jugendbereich sei mit RSV-Patienten belegt.

Eingegliedert in ein Netzwerk aus kooperierenden Kinderkliniken in Aachen, Düren, Bonn, St. Augustin und Koblenz sowie niedergelassenen Ärzten in der Region nehme die Kinderklinik Mechernich monatlich an einem Qualitätszirkel zum Thema RS-Virus teil, um sich mit anderen Kliniken über Fallzahlen auszutauschen und gleichzeitig über aktuelle Entwicklungen auf diesem Gebiet fortzubilden. Sollte sich abzeichnen, dass klinische Unterstützung notwendig sei, könnten die Mechernicher Ärzte kurzfristig auf dieses gut funktionierende Netzwerk zurückgreifen und junge Patienten verlegen. „Wir sind aber derzeit eher in der Lage, Kinder aus anderen Kliniken zu übernehmen, weil es hier noch freie Betten gibt“, erläutert Shabanah.

Chefarzt: „Nich jeder Husten wird durch RS-Virus ausgelöst“

„Ich rate betroffenen Eltern dazu, Ruhe zu bewahren, denn nicht jeder Husten wird durch das RS-Virus ausgelöst“, betont Schade. Kinder und Jugendliche mit einschlägigen respiratorischen Symptomen würden in der Ambulanz der Kinderklinik standardmäßig auf das RS-Virus getestet. Insbesondere bei Kindern unter einem Jahr sollte der Krankheitsverlauf allerdings genau beobachtet und bei Verschlechterung in jedem Fall durch den behandelnden Kinderarzt abgeklärt werden, so Schade weiter: „Je kleiner die Kinder, desto früher. Wichtig ist auch zu wissen, dass das RS-Virus zwar häufig unter Kindern, zum Beispiel in der Kita, weitergegeben wird, jedoch auch Erwachsene Überträger sind und hier verstärkt auf hygienische Schutzmaßnahmen gegenüber Kleinkindern und Säuglingen achten sollten.“

Auf die enorme Belastung des ärztlichen und pflegenden Personals weist Shabanah im Gespräch mit dieser Zeitung hin: „Wir waren in der vergangenen Woche an der Grenze unserer Belastbarkeit. Wir hoffen sehr, dass die Welle bald abebbt, aber RSV wird uns sicher noch einige Zeit beschäftigen.“ Er hoffe darauf, dass auch die Eltern Verständnis für die Situation haben, wenn es zum Beispiel in der Ambulanz einmal zu längeren Wartezeiten als üblich komme.

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