Kreis Euskirchen – „Das war das erste, was ich bei meinem Mountainbike geändert habe“, erzählt Dieter Will und zeigt auf die Vorderradbremse seines Zweirads. Diese sitzt nicht links, sondern rechts. „Gewohnheit“, verrät der Kommerner schmunzelnd, während er sein Zweirad vom Schmutz der letzten Eifeltour befreit: „Das richtige Anbremsen ist das A und O.“ Er muss es wissen, denn er liebt die Geschwindigkeit. Der 53-Jährige kann auf eine außergewöhnliche Motocross-Karriere in jungen Jahren zurückblicken – und an diesen Maschinen sitzt die Vorderradbremse rechts. In Wißkirchen geboren, habe ihn die Leidenschaft für Gelände-Motorräder bereits als kleiner Junge gepackt. Immer wieder sei er auf das Gelände „Im Rosenbusch“ gekommen und habe bei den Rennen, die der MSC Wißkirchen veranstaltet hat, mitgefiebert: „Ich habe dort die Duelle der Motocross-Größen Günter Pohl und Erwin Mundt gesehen.“
Irgendwann sei er dann selbst mal „testweise“ im Gelände gefahren. „Ich war damals von unserer Clique der jüngste und habe es tatsächlich gemacht“, schmunzelt er heute noch über seinen Mut und sein Durchsetzungsvermögen. Das erste Motorrad hat er sich 1978 gekauft: „Das war noch eine Straßenmaschine.“ Nur ein Jahr später habe er sie in Zahlung gegeben und auf eine Motocross-Maschine umgesattelt. „Ich hatte Geschmack daran gefunden“, so Will. Rund 300 Rennen ist er in den elf Jahren gefahren. Zwei EM-Wertungsläufe hat er in Satzvey bestritten: „7000 Zuschauer waren dort am Rand der Strecke, bei Bombenwetter.“
Downhill kommt dem Motorsport nahe
Sportlich fit hat er sich stets mit einem konsequenten Trainingsplan gehalten. Doch immer häufiger tauchte das Radfahren in seinem Freizeitkalender auf – „zuerst nur zu Trainingszwecken“. Später sollte mehr daraus werden. „Der Downhill kommt dem Motorsport sehr nahe“, erläutert er. Besonders „der Reiz am Tempo“ hat ihn auch an dieser (unmotorisierten) Zweiradsparte fasziniert. So meldete er sich 1995 für die ersten Downhill-Rennen an. Bei seiner ersten Teilnahme an den Deutschen Meisterschaften belegte er in seiner Altersklasse den fünften Platz, und bereits im nächsten Jahr gewann der damals 35-Jährige den Titel.
Dreimal war Dieter Will von 1979 bis 1990 Deutscher Meister im Motocross – nicht als Profi, sondern als Amateur. Dank dieser Erfolge nahm er mehrmals an Europameisterschaften in Frankreich, England, Holland und der Schweiz teil.
„Das waren tolle Erlebnisse“, denkt er gerne an die aufregende Zeit zurück, als der Motorsport und das Aufheulen des Motors kurz vor dem Start zu seinem Alltag gehörten. (kir)
Das Ticket für die WM 1997 in Frankreich hatte er somit gezogen. Doch es wurde nichts daraus: Eine Verletzung, die er sich beim Fußballspiel zuzog, machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Insgesamt 150 000 Kilometer hat er in den vergangenen 25 Jahren mit dem Mountainbike zurückgelegt. Konditionell auf der Höhe ist Will heute noch. Dem früheren Hochleistungssportler geht es jedoch nicht mehr darum, kraftraubende Rennen zu fahren. Lieber absolviert er schöne Sonntagsfahrten mit den „Dreckigen Kötern“ – eine Mountainbike-Truppe aus Kommern, die sich immer wieder für gemeinsame Touren in der Eifel trifft – auch im Winter. „Jagen?“, fragt Will lachend : „Mache ich nicht mehr. Wir fahren mindestens vier bis fünf Stunden, da kann man in meinem Alter nicht mehr jagen, da kommt man nämlich nicht mehr heim.“
Heute seien es vielmehr die Ausblicke, die er genieße. „Ich habe durch das Mountainbiken die Eifel erst abseits der Hauptstraßen wirklich kennen- und lieben gelernt“, gibt er zu: „Da gibt es Strecken, da siehst du meilenweit keinen anderen. Ich wusste vorher nicht, wie vielfältig die Eifel ist.“ Spezielle Herausforderungen liebt er trotzdem noch. Sein „EifelCross“, habe ihn im vergangenen Jahr mit etlichen Höhenmetern quer durch die Eifel, bis nach Trier geführt. Den großen Traum eines Mountainbikers, einmal mit dem Zweirad über die Alpen zu fahren, hat er bereits verwirklicht. Zweimal sogar hat er den „Alpencross“ realisiert.
„Diese Eindrücke bleiben“, sagt er. Die Bilder werde er nicht vergessen, auch wenn die alpinen Gegebenheiten eine große Herausforderung an Mann und Material bedeuteten. Trotz vieler Höhenmeter hinauf, mache ihm das „Runter“ immer noch am meisten Spaß: „Das ist immer noch meine Domäne“, stellt Will fest: „Das ist es, was ich liebe. Aber heute mit der gebotenen Vorsicht eines 53-Jährigen.“