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LandwirtschaftBäuerin aus der belgischen Eifel vermarktet die Milch ihrer Stuten

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Tanja Kessler aus Honsfeld bei Büllingen (Belgien) beim Melken einer ihrer Stuten. Das Pferd steht in einer Box, frisst aus einem grünen Eimer. Im Vordergrund ist die Melkmaschine zu sehen.

Zweimal am Tag werden die Stuten von Tanja Kessler gemolken. Ein bis zwei Liter kommen dabei pro Tier zusammen. Damit es immer frische Stutenmilch gibt, hat sie ihre Tiere in mehrere Gruppen aufgeteilt.

Auf dem Hof von Tanja Kessler im belgischen Honsfeld bei Büllingen kommt das „weiße Gold“ nicht von der Kuh: Sie produziert Stutenmilch.

Die Konsistenz: wässrig. Der Geschmack: leicht süß. „Es schmeckt so ähnlich wie Kokosmilch“, sagt Tanja Kessler, die dem Autor ein kleines Probiergläschen reicht: „Sie müssen ja schließlich wissen, worüber Sie schreiben!“ Kessler weiß, wovon sie spricht. Schließlich stehen neben einigen Ziegen und Schafen sowie einer Herde mit Charolais-Rindern auch insgesamt rund 20 Pferde auf dem Hof der Landwirtin im belgischen Honsfeld, nur wenige Kilometer vom Losheimer Graben entfernt.

Die Haflinger- und Schwarzwälderstuten werden jedoch nicht als Reittiere gehalten: Auf dem Bio-Hof der Familie wird Stutenmilch produziert. Seit nunmehr 18 Jahren vermarktet Kessler das „weiße Gold“ ihrer Pferde über den eigenen Hofladen und einen Online-Shop. „Pferde habe ich immer schon gehabt“, erzählt sie im Interview: „Und irgendwann habe ich mir gedacht, dass ich mit der Stutenmilch den Leuten helfen könnte.“

Kuhmilch enthält langkettige und schwer verdauliche Proteine. Im Gegensatz dazu enthält Stutenmilch kurzkettige Proteine, welche meist besser vertragen werden.
Tanja Kessler, Landwirtin

Denn die Milch der Pferde ist kein „normales“ Nahrungsmittel, sie wird auch nicht für die Produktion von Käse verwendet: Stutenmilch wird traditionell eine positive Wirkung bei verschiedenen Krankheiten und Beschwerden nachgesagt, insbesondere bei Hauterkrankungen wie Neurodermitis und Schuppenflechte sowie bei Magen-Darm-Problemen. „Manche verwenden sie auch als Alternative zu herkömmlicher Babynahrung, wenn das Kind Probleme mit der Verträglichkeit hat“, berichtet Kessler: „Ich habe erst später erfahren, dass sie mir auch selbst guttut.“

Vor 18 Jahren mit der Stutenmilch-Vermarktung begonnen

Auch Menschen mit einer Laktoseintoleranz sollen die Stutenmilch gut vertragen können, sagt Kessler: „Kuhmilch enthält langkettige und schwer verdauliche Proteine, worauf manche allergisch reagieren. Im Gegensatz dazu enthält Stutenmilch kurzkettige Proteine, welche meist besser vertragen werden.“ Auch bei Wechseljahrbeschwerden soll Stutenmilch zur Linderung der Symptome beitragen.

Auf der Wand des Stallgebäudes ist das Logo des Kessler-Hofs mit der Aufschrift „Stutenmilch“ angebracht.

Der alte Kuhstall auf dem Hof der Kesslers wurde 2008 zum Pferdestall umgebaut. Der Hofladen liegt gleich nebenan.

Das Gefriertrocknungsgerät ähnelt einem großen Edelstahl-Backofen mit einer runden Tür.

In einem speziellen Gefriertrocknungsgerät wird die gefrorene Stutenmilch unter Vakuumbedingungen getrocknet.

Im Jahr 2008 hat Kessler mit zunächst zwei Stuten angefangen. Der alte Kuhstall wurde zum Pferdestall umgebaut. Heute hält sie insgesamt 20 Pferde auf dem 45 Hektar großen Hof, darunter 11 Stuten. „Damit es immer frische Milch gibt, haben wir die Stuten in mehrere Gruppen aufgeteilt, die nacheinander Fohlen bekommen“, erklärt Kessler. Denn das ist – genau wie bei der herkömmlichen Milchviehhaltung mit Kühen – Voraussetzung für das Produkt.

Die Verarbeitung der Milch übernimmt die Chefin selbst. „Nach dem Melken wird die Stutenmilch gefiltert und direkt in 250-ml-Flaschen abgefüllt“, erklärt Kessler. Anschließend erfolge eine schnelle Abkühlung sowie das Schockfrosten, um die natürlichen Inhaltsstoffe zu erhalten. „Auf Erhitzen oder Sterilisieren wird bewusst verzichtet – so bleibt die Milch in ihrer ursprünglichen, wirkungsvollen Form“, so die Expertin. Ganz billig ist das Produkt jedoch nicht: Den 250-Milliliter-Beutel gibt es für 3,50 Euro.

Frische Milch aus der Eifel wird auf dem Hof direkt zu Pulver verarbeitet

Neben der frischen Milch bietet Kessler auch Milchpulver an, dass sie selbst herstellt. Dazu hat sie vor zwei Jahren ein spezielles Gefriertrocknungsgerät angeschafft. Dabei wird dem Produkt Wasser entzogen, während es gefroren bleibt. „Dieser Prozess wird als Sublimation bezeichnet“, erklärt Kessler. Die Stutenmilch wird auf Tabletts gefüllt und tiefgefroren. „Diese Schalen kommen in die Gefriertrocknungsmaschine. Darin wird Wärme vorsichtig und kontrolliert zugeführt. Dadurch wird das gesamte in Form von Eis vorhandene Wasser sofort verdunstet, ohne vorher in die Form von Wasser überzugehen.“

Das Ergebnis sind etwa zehn Prozent Feststoffe, die als Stutenmilchpulver bezeichnet werden. „Ein großer Vorteil dieser Konservierungsmethode ist, dass alle Vitamine und Proteine unbeschädigt bleiben“, sagt Kessler. Es wird in luftdichte Behälter oder Beutel abgepackt sowie in Kapselform angeboten.

Abgerundet wird das Sortiment von zahlreichen Kosmetikprodukten, die Stutenmilch enthalten – von der Hautlotion für Babys und Kinder über feste Seife bis zur Anti-Aging-Creme. Unweigerlich kommt einem da die ägyptische Königin Cleopatra in den Sinn – auch die soll ja angeblich schon in Stutenmilch gebadet haben. Auch wenn dafür im alten Ägypten eher Eselsmilch verwendet worden ist, und nicht – wie bei Tanja Kessler – die Milch der Haflinger- und Schwarzwälderstuten.


Einkaufsführer: Hofläden & Manufakturen Eifel

Ziegenkäse vom Zick-Zack-Hof in Kirchheim, Tomaten von Bio Frings in Floisdorf oder Gemüse vom Haus Bollheim in Oberelvenich: Wer seine Lebensmittel gerne direkt beim Erzeuger einkauft, kennt diese Produzenten aus dem Kreis Euskirchen natürlich nur zu gut.

Die Reiseautorin Ingrid Retterath aus Hürth hat für ihre Einkaufstour aber auch die anderen Eifel-Landkreise besucht – und sich zudem auch im grenznahen Ausland in Belgien und Luxemburg nach Einkaufsmöglichkeiten direkt beim Erzeuger umgesehen. Herausgekommen ist dabei der informative und unterhaltsame Einkaufsführer „Hofläden & Manufakturen Eifel“, der in diesem Frühjahr erschienen ist.

Das Foto zeigt das Cover des Einkaufsführers Hofläden & Manufakturen Eifel aus der Wartberg-Verlag (Teilansicht).

Anbieter aus der ganzen Eifel und dem grenznahen Ausland hat die Autorin Ingrid Retterath für ihr neues Buch besucht.

„Viele der Höfe und Läden kannte ich schon, weil ich seit Jahren viel in der Eifel unterwegs bin“, erzählt die Autorin: „Ich habe aber auch einige Sachen gefunden, die mich sehr überrascht haben und von denen ich gar nicht wusste, dass es sie in der Eifel gibt.“

Als Beispiel nennt Retterath den Maschenmarkierer, den sie im „Atelier Marie-Lucienne“ von Marjan Hoebeke-Pfaff in Engelgau gefunden hat. „Eigentlich ist das ein Utensil fürs Häkeln, aber eine Freundin, der ich den Maschenmarkierer geschenkt habe, findet ihn so schön, dass sie ihn hin und wieder als Ohrring trägt.“

In Erinnerung ist der Autorin auch das Telefonat mit Harry Jardin aus Esch in der Vulkaneifel geblieben, der zusammen mit seiner Frau Steffi T-Shirts und Hoodies mit flotten Sprüchen auf Eifeler Platt bedruckt (Markenname: „Berschvolk“). „Da war schnell klar: Harry kann alles. Außer Hochdeutsch“, lacht Retterath.


Der Einkaufsführer Hofläden & Manufakturen Eifel von Ingrid Retterath ist im Wartberg-Verlag erschienen (ISBN: 978-3-8313-3702-6), hat 127 Seiten mit zahlreichen Abbildungen und kostet 16,90 Euro.