An der nach der Flut wiederaufgebauten Erftquelle bei Holzhülheim gibt es zum Tag der Architektur am Wochenende Führungen mit dem Planer.
Tag der ArchitekturErftquelle bei Holzmülheim ist das einzige Ziel im Kreis Euskirchen

Neu gestaltet wurde nach den durch die Flut 2021 verursachten Schäden die Erftquelle in Holzmülheim.
Copyright: Stephan Everling
Wenn an diesem Wochenende, 28./29. Juni, die Fans moderner Architektur beim alljährlichen „Tag der Architektur“ unterwegs sind, um besondere Gebäude und Plätze in Augenschein zu nehmen, werden sie sich im Kreis Euskirchen auf ein Ziel beschränken müssen. 155 Objekte sind für diese Aktion in NRW ausgewiesen, die neu gestaltete Erftquelle in Holzmülheim ist der einzige Standort im Kreis.
Bei der Flutkatastrophe vor vier Jahren hatte die wütende Erft massive Schäden verursacht, vor allem in Bad Münstereifel und Erftstadt. Doch auch die Quelle der Erft bei Holzmülheim, seit vielen Jahren ein touristischer Anlaufpunkt, wurde verwüstet. Die Brücke, die von der Grünfläche zur Quellenfassung führte, wurde samt der Fundamente weggespült, der Fuß der zur Bundesstraße führenden Treppe zerstört. Auch der Graben, der eine der vielen Mühlen im Ort mit Wasser versorgt hatte, war nach der Flut nicht mehr funktionstüchtig.
Erftquelle in den Mittelpunkt der Wahrnehmung rücken
Den erforderlichen Wiederaufbau nahm die Gemeinde Nettersheim zum Anlass, das Areal nicht nur wiederherzustellen, sondern einer Generalüberholung zu unterziehen. Eine Gruppe von Holzmülheimern brachte das Projekt in Schwung, die Planungen übernahm der Architekt Dirk Lüderwaldt mit seinem Büro in Köln, der das Projekt unter Mitarbeit von Luisa Mowitz in Angriff nahm.
Die Erftquelle sei ein besonderer Ort mit einer überregionalen Bedeutung, hatte Bürgermeister Norbert Crump bei der Vorstellung der Planung betont. „Vor mehr als 50 Jahren wurde das Areal mit dem Flurnamen Pützbenden zum ersten Mal gestaltet.“ Dabei sei die Wiese aufgefüllt und angehoben worden. Eine Brücke wurde über den Bach errichtet, über die die Besucher fortan bis zur Quelle gehen konnten.
Im Herbst 2023 startete der Auf- und Umbau des Areals, der zu 100 Prozent aus Mitteln des Wiederaufbaufonds gefördert wurde. Ziel war, die Erftquelle in den Mittelpunkt der Wahrnehmung zu rücken, da sie bis dahin nicht zu sehen gewesen sei, erläuterte Lüderwaldt den Ansatz. Rund 350.000 Euro kostete das Vorhaben, dessen Umsetzung rund zehn Monate in Anspruch nahm. Die Ergebnisse erfüllen auch den Architekten mit Stolz. „So sollte Landschaftsarchitektur sein“, sagte er bei der Eröffnung der Anlage.
In das flache Quellbecken plätschert ein kleiner Wasserfall
Zahlreiche Veränderungen wurden im Zuge des Umbaus realisiert. Vor allem die Erweiterung des Bachbettes und die Absenkung des Ufers fallen auf den ersten Blick ins Auge. Das hat gleich zwei gewünschte Effekte: Zum einen können die Besucher nun unkompliziert das Wasser der Erft erreichen. Und zum anderen hat der noch junge Fluss im Fall eines erneuten Hochwassers mehr Platz, sich auszudehnen. Dadurch steht bereits an der Quelle ein Retentionsraum zur Verfügung.
Darüber hinaus wurde die Quelleneinfassung überarbeitet, in das flache Quellbecken plätschert nun ein kleiner Wasserfall. Ebenso wurde der Mühlengraben wieder in Funktion genommen und mit Sitzmöglichkeiten versehen. Der Kuhbach, der aus Richtung Frohngau an der Quelle vorbeifließt, wurde wieder durchlässig gemacht und ist für Fische erreichbar. Auch die Brücke sieht anders aus als ihre Vorgängerin: Sie ist so gestaltet, dass sie im Fall einer Überschwemmung kaum ein Hindernis für das Wasser darstellt. Da sie verlegt und abgesenkt wurde, konnte außerdem auf ein Geländer verzichtet werden. Genauso wurde die Treppe zur Bundesstraße überarbeitet. „Der Verlauf hat etwas Spielerisches“, so Lüderwaldt.
Ein beliebter Treffpunkt ist die Erftquelle für Einheimische wie für Touristen. Es stehen eine große Grünfläche und ein im Zusammenhang mit dem Umbau modernisierter Spielplatz zur Verfügung, so dass hier auch Veranstaltungen wie das Hobbyhorseturnier vor zwei Wochen durchgeführt werden können. Eine Hütte mit Toiletten ist ebenfalls vorhanden. Darüber hinaus beginnt hier der Erftradweg, der über 103 Kilometer bis zur Mündung des Flusses bei Neuss führt und Teil der mehr als 300 Kilometer langen „Drei-Flüsse-Tour“ ist, die Ahr, Erft und Rhein verbindet.
Zum Tag der Architektur wird der Planer der Landschaftsarchitektur an der Erftquelle, Dirk Lüderwaldt, am Samstag und Sonntag, 28./29. Juni, jeweils um 11, 14 und 17 Uhr an der Fläche bereitstehen und im Rahmen von Führungen das Konzept vorstellen. Darüber hinaus ist die Erftquelle jederzeit öffentlich zugänglich.