Als Weihnachtsmänner verkleidetFluthelfer verteilen Geschenke in Schleiden-Gemünd

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Festlich kostümiert packten auch die Fluthelfer des Fanclubs der „Goitzsche Front“ aus Sachsen-Anhalt wieder mit an.

Festlich kostümiert packten auch die Fluthelfer des Fanclubs der „Goitzsche Front“ aus Sachsen-Anhalt wieder mit an.

Schleiden-Gemünd – Es gibt Zeiten, da kann es nicht genug Weihnachtsmänner und -frauen geben. In großer Zahl waren die an den vergangenen beiden Wochenenden in Gemünd unterwegs, um flutbetroffenen Anwohnern vor den Festtagen eine kleine Überraschung zu bringen. Statt mit Gummistiefeln und Arbeitshandschuhen in die verschlammten Keller zu steigen, hatten sich die Fluthelfer in Weihnachtsmannkostümen auf den Weg durch Gemünd gemacht.

1600 Tüten hatten Sabine und Hans Mießeler in den letzten Wochen gepackt, um den Menschen in den Flutgebieten in Gemünd eine Weihnachtsfreude zu überbringen und in ihrem Haus in Hellenthal gelagert. „Man konnte nirgendwo mehr treten“, erzählte er lachend. Als die Helfer die Tüten in die Autos geladen hatten, seien sie erstaunt gewesen, als plötzlich unter den Tütenbergen wieder Möbel zum Vorschein gekommen seien.

Aktion seit September in Planung

Am Sonntag, 5. September, als das Versorgungszelt am Marienplatz aufgegeben wurde, sei ihm die Idee gekommen, erzählte Hans Mießeler. Über viele Wochen hatte das Ehepaar in dem Versorgungszelt des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) geholfen, in dem die Bevölkerung in Gemünd mit Essen versorgt wurde. Am letzten Tag habe er einen der Bollerwagen gesehen, mit denen morgens den Menschen in Gemünd Kaffee und Brötchen gebracht wurde. Da habe er sich vorgestellt, wie schön es wäre, diesen Menschen an Weihnachten ein Geschenk zu bringen. „Doch ich habe nicht damit gerechnet, dass die Aktion so ausarten würde“, gestand er schmunzelnd.

Mit dem ideengebenden Bollerwagen unterwegs: Hans und Sabine Mießeler.

Mit dem ideengebenden Bollerwagen unterwegs: Hans und Sabine Mießeler.

Drei Tage lang waren die beiden mit vielen Unterstützern unterwegs, um in Mauel, Malsbenden und dem Ortskern von Gemünd an möglichst vielen Türen zu klingeln und Menschen ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern. Eine bunte Mischung hatte sich da zusammengefunden. Da waren Helfer aus Malsbenden genauso dabei wie Mitglieder des Fanclubs der Rockband „Goitzsche Front“, die den Flutopfern seit dem Hochwasser regelmäßig mit Rat und vor allem Tat unter die Arme greifen.

Menschen reagieren emotional

Nachdem sich am Samstag auch Landrat Markus Ramers und Bürgermeister Ingo Pfennings in die Helferschar eingereiht hatten, waren es am Sonntag Mitglieder der Wasserwacht aus Dahlem, die mit den Mießelers im Versorgungszelt gewesen waren. Die DRK’ler aus Dahlem hatten diese Aufgabe übernommen, als der Ortsverein Hellenthal sich dort zurückgezogen hatte. „Die Dahlemer haben uns aufgefangen und in den Arm genommen, wenn wir nicht mehr konnten“, erinnerte sich Sabine Mießeler. Es gebe Dinge, die nicht vergessen würden. „Wir haben viel erlebt und Freunde gewonnen“, sagte sie.

Ein Geschenk überreichte Klara an Jutta Riecker, die sich sichtlich darüber freute.

Ein Geschenk überreichte Klara an Jutta Riecker, die sich sichtlich darüber freute.

Die Betroffenen in den Flutgebieten wiederzusehen und zu beschenken, sei sehr emotional, beschrieb sie die Reaktion der Menschen. „Wir kennen die ja fast alle aus dem Versorgungszelt und haben eine Bindung zu den Leuten“, sagte sie. „Wir hatten ihnen versprochen, dass wir sie nicht allein lassen und bei ihnen bleiben“, so ihr Mann. Seitdem sind sie immer wieder in Gemünd oder Malsbenden zu finden. Besonders gern stehe er an der Reibekuchenpfanne und versorge die Menschen mit heißen Kartoffelpuffern.

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Mit dröhnend lauter Weihnachtsmusik lenkte auch Ronny Wachsmuth aus München sein Auto im Schritttempo durch die Straßen vom Gemünder Ortskern und führte damit den kleinen Konvoi an, in dem Helfer die Geschenktüten transportierten. „Wir können nicht nur arbeiten, wir können auch feiern“, betonte er. Möglichst viele Seitenstraßen gingen die Helfer ab, klingelten an den Haustüren oder klopften dort, wo noch keine Klingel funktionierte. Nicht immer trafen sie die Bewohner an. Doch wo geöffnet wurde, lachten die Menschen überrascht und glücklich.

Mit einem Strahlen auf dem Gesicht nahm Jutta Riecker die Weihnachtstüte entgegen. „Das ist klasse, das ist supernett“, freute sie sich. Sie habe die Musik gehört und sich schon gefragt, was da passiere. „Das ist so schön“, sagte auch Ingrid Zink, als die Frau vom DRK ihr ein Geschenk überreichte. Sie habe zwar gemerkt, dass draußen etwas vor sich ginge. Damit habe sie aber nicht gerechnet.

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