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Vorbild mit Mut und MeinungBistum Aachen würdigt Gemünder Pfarrer Dr. Herbert Kaefer

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Das Symbolbild zeigt einen palästinensischen Jungen, der Wasser im Flüchtlingslager Jabalia im nördlichen Gazastreifen holt. Links und rechts von ihm türmt sich der Schutt zerstörter Häuser.

Krieg, Naturkatastrophen oder die schiere Not: Die Fluchtursachen sind vielfältig. Dr. Herbert Kaefer tritt dafür ein, sie nicht zu werten und alle Menschen mit Würde zu behandeln.

Pfarrer Dr. Herbert Kaefer aus Gemünd ist Namensgeber für einen erstmals vom Bistum Aachen ausgelobten Preis, der die Arbeit mit Geflüchteten würdigt.

„Ich war total überrascht, als man mit dieser Idee auf mich zugekommen ist“, berichtet Pfarrer Dr. Herbert Kaefer. Das Bistum Aachen hat in Kooperation mit verschiedenen Institutionen, die sich in der Hilfe für Geflüchtete engagieren, den „Herbert-Kaefer-Preis für Solidarität mit geflüchteten Menschen und für globale Gerechtigkeit“ ausgelobt, der im März 2026 erstmals vergeben wird.

Im Engagement für Menschen, die ihre Heimat aus den unterschiedlichsten Gründen verlassen, hat Kaefer sein Thema gefunden: „Alles begann 1978, als in meiner damaligen Pfarrei in Aachen Geflüchtete untergebracht werden sollten“, blickt Kaefer zurück: „Die Baracken dienten vorher als Obdachlosenunterkunft. Die Stadt hatte sie aber räumen lassen, weil die Verhältnisse als menschenunwürdig galten.“ Seitdem nimmt diese Arbeit einen großen Stellenwert für ihn ein.

Das Alte und das Neue Testament sind doch voller Geschichten über Flucht und Vertreibung. Jesus aber hätte heute keine Chance mehr, zu uns zu kommen.
Dr. Herbert Kaefer, Pfarrer im Ruhestand, kritisiert die aktuelle Asylpolitik

Wie in der aktuellen politischen Diskussion mit dem Thema Flucht umgegangen wird, findet Kaefer mitunter beschämend: „Ich bin wahrlich kein Freund der aktuellen Asylpolitik“, betont Kaefer: „Menschen an der Grenze abzuweisen, wenn sie Asyl begehren, halte ich für rechtswidrig.“

„Die Fluchtgründe hängen ja auch mit unserem Lebensstil zusammen“

Mit christlichen Werten habe für ihn die Politik der Bundesregierung nicht mehr viel zu tun, findet Kaefer deutliche Worte: „Das Alte und das Neue Testament sind doch voller Geschichten über Flucht und Vertreibung“, so der Pfarrer im Ruhestand: „Jesus aber hätte heute keine Chance mehr, zu uns zu kommen.“

Kaefer hat dabei auch ein Herz für alle Menschen, die nicht aus politischen, sondern aus wirtschaftlichen Gründen ihre Heimat verlassen: „Das hat ja Ursachen, dass diese Menschen kommen. Und diese Fluchtgründe hängen ja auch mit unserem Lebensstil zusammen“, erklärt Kaefer: „Unser Reichtum ist eine Folge der Ausbeutung anderer Menschen. Das Lieferkettengesetz wäre eine Möglichkeit gewesen, zum Beispiel Kinderarbeit auf Kakao-Plantagen zu verhindern.“

Dr. Herbert Kaefer (87), Pfarrer im Ruhestand aus Gemünd, sitzt in einem kobaltblauen Hoodie in seinem Arbeitszimmer.

Auch heute noch für Geflüchtete im Einsatz: Dr. Herbert Kaefer (87) in seinem Arbeitszimmer in Gemünd.

Deutschland sei auf dem Weg in amerikanische Verhältnisse, stellt Kaefer fest: „Die Reichen werden immer reicher, Sozialleistungen werden gekürzt und gleichzeitig wird immer mehr Geld für die Rüstung ausgegeben.“ Das alles will er nicht klaglos hinnehmen: „Da gilt es, Gegenposition zu beziehen“, sagt er kämpferisch: „Wenn man sich zusammentut, wird man nicht so leicht entmutigt, sondern kann sich gegenseitig stützen.“

Dass die Wahl als Namensgeber für den Preis des Bistums auf den 87-Jährigen aus Gemünd gefallen ist, verwundert dabei nicht weiter: Als erster Flüchtlingsbeauftragter des Bistums Aachen setzte sich Kaefer „beharrlich für die Anliegen und Rechte geflüchteter Menschen in der Stadt Aachen ein“, so das Bistum.

1991 wurde Kaefer mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet

Pfarrer Dr. Herbert Kaefer habe sich dabei nicht gescheut, „mit seiner solidarischen Flüchtlingsarbeit auch auf politischer Ebene als unbequem und unerwünscht zu gelten“. Für sein „unbeugsames Eintreten für Solidarität, Menschenrechte und Frieden“ wurde er 1991 mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet.

„Man könnte dieser Auszeichnung auch einen anderen Namen geben – ich fühle mich aber sehr geehrt, dass der Preis nun mit meiner Person verbunden ist“, sagt Kaefer, der in Gemünd aufgewachsen ist und in seiner gemütlichen Wohnung am Marienplatz nun auch seinen Lebensabend verbringt.

Mit dem Preis sollen Personen, Initiativen und Organisationen gewürdigt werden, „die sich in herausragender Weise für und mit geflüchtete/n Menschen einsetzen“, heißt es in einer Mitteilung des Bistums: Der Preis ehre das Lebenswerk von Pfarrer Dr. Herbert Kaefer und stehe dafür, dieses „außerordentliche Engagement“ fortzusetzen.

Bistum Aachen nennt Gemünder Pfarrer „ein ermutigendes Vorbild“

„Bis heute kämpft er für die Rechte geflüchteter Menschen und ihre menschenwürdige Behandlung“, sagt Tetyana Lutsyk, die im Bistum Aachen unter anderem als Diözesanbeauftragte für die Seelsorge mit Geflüchteten zuständig ist: „Sein menschenrechtliches Handeln ist für ihn eine Lebensaufgabe und für uns alle ein ermutigendes Vorbild.“

Trotz seiner 87 Jahre ist Kaefer auch heute noch Ansprechpartner für Geflüchtete, wenn es um deren Sorgen und Nöte geht: Er hilft beim Lesen und Verstehen von Behördenpost, vermittelt bei Bedarf weitere Helfer oder setzt sich bei der Suche nach Arbeits- oder Ausbildungsplätzen für Geflüchtete ein.

„Das habe ich bereits in meiner aktiven Zeit in Aachen gemacht – nicht immer zur Freude der staatlichen Institutionen“, erinnert sich Kaefer: „Damals durfte Arbeit offiziell nur vom Arbeitsamt vermittelt werden. Aber ich hatte in den Betrieben in meiner Gemeinde gefragt und konnte so zehn Männern aus Pakistan Arbeit vermitteln – das Arbeitsamt hat in der gleichen Zeit gerade mal eine Stelle für einen Geflüchteten gefunden.“


Herbert-Kaefer-Preis: Preisverleihung im März 2026 in Herzogenrath

Der Herbert-Kaefer-Preis ist eine Auszeichnung für ein besonderes solidarisches, menschenrechtliches und gesellschaftspolitisches Engagement für und mit geflüchteten Menschen. Die Auszeichnung ist eine Initiative der Katholischen Kirche im Bistum Aachen gemeinsam mit dem Verein Refugio, dem Café Zuflucht, Amnesty International, dem Diözesanrat der Katholiken im Bistum Aachen, dem Ökumenischen Netzwerk Asyl in der Kirche in NRW sowie dem Evangelischen Kirchenkreis Aachen.

Für die Auszeichnung vorgeschlagen werden können Personen, Initiativen und Organisationen, die sich nach Kaefers Beispiel „für und mit geflüchtete/n Menschen und ihre Rechte einsetzen, die sich in diesem Handeln für globale Gerechtigkeit und für eine offene und humane Gesellschaft engagieren und   die trotz politischer Gegenwinde mutig und unbeirrt für Menschenwürde und Menschenrechte einstehen“, heißt es vom Bistum Aachen.

Am 4. Februar 2026 werden die Preisträger bekannt gegeben. Die feierliche Preisverleihung findet dann am 20. März 2026 im Nell-Breuning-Haus in Herzogenrath statt. Vorschläge können bis zum 10. Januar 2026 per E-Mail beim Bistum Aachen eingereicht werden.