Konzert gestorbenem Freund gewidmetKharma tritt im Lenz in Gemünd auf

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Vollgas-Rock: Die Band Kharma trat nach zwölfjähriger Pause zum 30-jährigen Bestehen wieder im Lenz in Gemünd-Mauel auf.

Vollgas-Rock: Die Band Kharma trat nach zwölfjähriger Pause zum 30-jährigen Bestehen wieder im Lenz in Gemünd-Mauel auf.

Die ehemalige Kultband Kharma steht in Gemünd wieder auf der Bühne. Es muss nicht das letzte „Klassentreffen“ um Sam Samans gewesen sein.

Sie waren für viele Fans handgemachter und selbstkomponierter Rockmusik im Kreis Euskirchen das Maß der Dinge: Kharma, 1993 gegründet, war in Gemünd und Umgebung sowie in Euskirchen die wohl angesagteste Band der 1990er-Jahre.

Nach 30 Jahren und einem letzten Konzert vor zwölf Jahren waren die fünf Herren im teilweise fortgeschrittenen Alter jetzt im „Lenz“ wieder auf der Bühne. Klar, Jubiläen, vor allem solche „Klassentreffen“ zwischen Fans und Band, müssen gefeiert werden, wie sie fallen.

Kharma coverte nicht, sondern schrieb selbst

Das dachte sich auch das Quintett um den Schlagzeuger Sam Samans aus Strempt. Kharma heißt seine Band, die wie einige andere Rockbands in den 1990er-Jahren im Kreisgebiet tourten, von Dorfsaal zu Kneipe, von Festzelt zu großer Privatfete und zurück. Viele Bands coverten die Rockmusik ihrer Zeit, oft sogar ganz passabel. Kharma nicht.

„Die schreiben alle Stücke selbst und das gut“, stellt Bernd „Bogell“ Hövel, Betreiber des Musikclubs „Lenz“ in Gemünd-Mauel fest. Er hatte die Band – als sein Club noch in der Gemünder Fußgängerzone war – bereits auf der Bühne.

Vollgas-Rock, obwohl noch nicht alle Flutschäden im Lenz beseitigt sind

Als Sam Samans ihn jüngst fragte, ob die Musiker bei ihm noch mal spielen könnten, da habe er schlicht und sofort Ja gesagt. Und das, obwohl „Bogell“ eigentlich immer noch mit der Beseitigung der Flutschäden an seinem Laden beschäftigt ist. Aber wenn ein Klassentreffen ansteht, dann werden eben Ausnahmen gemacht. Und Sam ist der Klassensprecher.

Geladen wird zu Vollgas-Rock und Progressive Rock anlässlich des 30-jährgen Bandbestehens. Mit dabei ist die komplette Kharma-Erstbesetzung: Neben Sam Samans der Sänger Georg Zwingmann, Roland Kuckertz an der Gitarre, Karl Schlesinger am Bass und Christoph Buß an den Keyboards.

Der Grund nach Gemünd zu kommen: Sam Samans

Die Zuhörenden kommen vor allem aus einem Grund vorbei: „Weil ich Sam kenne“, so Britta aus Oberhausen; „weil ich Sam schon ewig kenne“, so Maria aus Mechernich; weil er „schon als Siebtklässler mit dem SV Nierfeld gegen Sam und die Strempter Fußball gespielt“ habe, so Wolfgang aus Oberhausen.

Der so allseits gut Bekannte und die Mitmusiker – alle hatten in den vergangenen Jahren und auch teilweise noch heute weitere Bands, in denen sie spielen. So spielt Georg Zwingmann als Bassist und Sänger auch noch bei „Männer von Flake“ – die rocken dann für gut zwei Stunden das „Lenz“. Drei neue Songs stehen auf der Setlist, etwa „Your love shows the way“, dazu haben sie natürlich ihre Kharma-Klassiker aufgefrischt wie „Drop in my heart“.

Drei Kassetten veröffentlicht und damit Kult geworden

Drei Tonkassetten hat Kharma damals vorgelegt – die kleinen Kistchen mit dem sich gerne um den Tonkopf des Abspielgerätes verwickelnden Schmalspurband. Der große kommerzielle Erfolg war das eher nicht. Kharma war und ist einfach eine erstklassige Liveband. Es sei ja so gewesen, dass der Kontakt untereinander nie wirklich abgerissen sei, heißt es in der Konzertpause im Backstagebereich des „Lenz“.

Aber dann war es doch der Glascontainer, der den Unterschied machte. „Roland (Kuckertz) und ich haben uns da zufällig getroffen und beim Flaschen einwerfen so überlegt, dass wir eigentlich noch mal spielen sollten“, erzählt Georg Zwingmann. Und dann sei dieses „eigentlich“ auf „fruchtbaren Boden gefallen“, ergänzt Sam Samans und strickt so die Entstehungslegende des Jubiläumskonzerts weiter.

Kharma widmet Konzert verstorbenem Freund

Es sei ja so gewesen, dass Christoph Buß meinte, er könne „Noten“, Sam ergänzte, er könne „trommeln und alle Stücke schreiben“. Karl Schlesinger verlautete abrundend schlicht, dass „einer ja den Bass spielen muss“. Alles so wie immer.

Als man dann das erste Mal wieder gemeinsam im Proberaum war und die ersten Stücke spielte, „hatten wir alle Glanz in den Augen, und der alte Funke war sofort wieder da“, so Christoph Buß. Das geplante Konzert wurde dann dem verstorbenen Freund Ludwig „Lutsch“ Cremer von Sam Samans gewidmet.

War das jetzt das letzte Konzert? Eigentlich nein, heißt es von den fünf Herren. Aber Keyboarder Buß werde Mitte des Monats ins Sabbatjahr mittels Weltreise starten. Ihn ersetzen – ausgeschlossen, so Sam entschieden. 2025 sehe man weiter. Das wird eine lange Pause für die Kharma-Fans. Doch die sind das Warten gewöhnt.

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