Nach der FlutEuskirchen will Karnevalisten in früherer Fabrik feiern lassen

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt

Im vorigen Jahr fand in der Halle eine Bürgerversammlung zum Thema Hochwasserschutz statt, bald soll dort geschunkelt werden.

Euskirchen – Im City-Forum hat es sich ausgeschunkelt. Karnevalssitzungen werden in dem städtischen Veranstaltungszentrum in Euskirchen nicht mehr über die Bühne gehen. Das steht fest, seit die Ratsgremien sich gegen eine Sanierung des vom Hochwasser schwer beschädigten Gebäudes an der Hochstraße und stattdessen für einen Neubau in der City Süd ausgesprochen haben.

Bis dort gefeiert werden kann, vergehen noch Jahre. Die Stadt hat noch nicht einmal den genauen Standort der Halle festgelegt. Die Karnevalisten brauchen also für längere Zeit ein Ersatzdomizil.

Große Sorgen bei den Karnevalsvereinen

Sie machen sich „große Sorgen, wie und wo wir unsere Veranstaltungen kostendeckend durchführen können“, heißt es in einem Brief, den die vier Euskirchener Traditionsvereine an die Vorsitzende des Kulturausschusses, Sandra Höllmann (SPD), schrieben. Darin bitten sie Politik und Verwaltung, ihnen kurzfristig eine entsprechende Fläche mit mindestens 750 Sitzplätzen zur Verfügung zu stellen. Nun zeichnet sich eine Lösung ab: Die Stadt will eine Halle in der früheren Tuchfabrik Ruhr-Lückerath an der Josef-Ruhr-Straße anmieten.

Der Rat hat diesen Plan in seiner jüngsten Sitzung gutgeheißen, und zwar einstimmig. Lediglich die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen und Ann-Christin Elpelt (Die Partei) enthielten sich. Die Grünen wollten keinen Beschluss fassen, ohne die Kosten zu kennen, über die im öffentlichen Teil nicht gesprochen wurde.

Verwaltung mit Verhandlungen beauftragt

Die Verwaltung wurde beauftragt, Verhandlungen mit dem Eigentümer der Alten Tuchfabrik aufzunehmen, wie das Objekt am Veybach heute heißt. Ins Auge gefasst hat man eine Veranstaltungsfläche von 1300 Quadratmetern plus Nebenbereiche. Sanitäranlagen sollen noch gebaut werden.

Proklamation und Damensitzung

Der Präsident des Festausschusses Euskirchener Karneval, Stefan Guhlke, sagte auf Anfrage, dass die frühere Fabrikhalle für die Prinzenproklamation und die Damensitzung der KG Alt Oeskerche ins Auge gefasst werde, zudem wahrscheinlich für den karnevalistischen Altentag. Wo am Rosenmontagszug die „After-Zoch-Party“ stattfinde, sei noch offen. (ejb) 

Die vier vaterstädtischen Gesellschaften – so nennen sich Prinzengarde, Narrenzunft, KG Alt Oeskerche und KG Erfttal – hätten die Halle besichtigt und sähen sie „als für die geplanten Veranstaltungen gut nutzbar“ an, so Bürgermeister Sacha Reichelt (parteilos).

Von Zelt als Alternative abgeraten 

Als Alternative hatte die Verwaltung die Möglichkeiten untersucht, ein Festzelt mit Fußboden oder aber eine Leichtbauhalle anzuschaffen. Die Miete eines Zelts hätte demnach für fünf Jahre rund 963.000 Euro gekostet, der Kauf einer Leichtbauhalle knapp 550.000 Euro. In beiden Fällen wären Heiz- und Lüftungskosten hinzugekommen, nach jetzigem Stand für besagten Zeitraum etwa 70.000 Euro.

Kaum geeignete Standorte

Die Standortsuche ergab jedoch, dass wohl lediglich das Areal am Keltenring, auf dem früher das Eingangsgebäude des Freibades stand, für ein Zelt oder eine Leichtbauhalle infrage gekommen wäre. Allerdings hätte die Stadtverwaltung dort zunächst bauordnungsrechtliche Fragen klären müssen.

So empfahl sie dem Rat die Tuchfabrik-Variante. Für den dortigen Betrieb muss die Stadt Mobiliar kaufen oder langfristig ausleihen, ebenso Bühnenelemente und Ersatz für die von der Flut im City-Forum beschädigte technische Ausstattung.

Auch Theater und Comedy denkbar

Bürgermeister Reichelt sagte, dass die Stadt die frühere Fabrikhalle nicht nur den Karnevalisten zur Verfügung stellen, sondern auch für andere Veranstaltungen nutzen wolle, etwa für Comedy-Abende und Konzerte. Im vergangenen Jahr hatte die Dorfgemeinschaft Wißkirchen in der Halle eine Bürgerversammlung zum Thema Hochwasserschutz abgehalten.

Das könnte Sie auch interessieren:

Reichelt erwähnte auch, dass es mittlerweile eine zweite Zufahrt zu dem alten Industriestandort gebe, und zwar über die Rheinstraße. So könne die Josef-Ruhr-Straße entlastet werden.

Rundschau abonnieren