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Essbare KommuneGenerationen treffen sich im Weilerswister Gemeinschaftsbeet

Lesezeit 3 Minuten
Das Bild zeigt drei Mädchen, die in dem Gemüsegarten am Boden hocken und arbeiten.

Sie sind schon kleine Gartenfachleute: Ronja (v.l.), Lientje und Frieda mulchen, damit der Boden um die Pflanzen nicht so schnell austrocknet.

Der frisch angelegte Gemeinschaftsacker in Weilerswist wird gut angenommen. Jung und Alt treffen sich dort zum gemeinsamen Arbeiten.  

Der Salat gedeiht schon prächtig im Hochbeet. Das Basilikum nebenan sieht allerdings ein bisschen schlapp aus. „Das hat noch einen Schock vom Umpflanzen“, beruhigt Sina Richter. Die Pflänzchen sind gerade erst aus den Töpfen in die Erde umgesetzt worden. Und tatsächlich: Eine halbe Stunde später haben sich die Blätter gestrafft und die Stängel aufgerichtet.

Es tut sich was auf dem Gemeinschaftsacker am Ende der Swiststraße. Er ist Teil des Projekts „Essbare Kommune“, das Sina Richter betreut. Das Ziel: In jedem Weilerswister Ortsteil soll es Stellen geben, an denen Kräuter, Gemüse oder Früchte wachsen und von den Bürgern geerntet werden können. Der Gemeinschaftsacker wird vom Umweltministerium gefördert und in den ersten drei Jahren vom Verein Acker e.V. betreut. Anschließend soll die Ackergemeinschaft ihn in Eigenregie bewirtschaften.

Der Weilerswister Acker ist schnell zu einem Ort der Begegnung geworden

Auf der zehn mal 15 Meter großen Flächen sprießen die ersten Pflanzen. Und nicht nur mit deren Gedeihen sind Sina Richter und Tim Genders, Projektbetreuer von Acker e.V, zufrieden. Schon jetzt sei das kleine Stück Land zu einem Ort der Begegnung geworden. Hier treffen sich Jung und Alt, Menschen aus unterschiedlichen Kulturen.

Frieda, Lientje und Ronja sind beim zweiten Pflanztag schon ganz in ihrem Element. Sie tragen abgemähtes Gras in die Beete, um zu mulchen. Und sie können auch erklären, wozu das gut ist: damit die Erde rund um die jungen Pflänzchen nicht so schnell austrocknet.

Es ist toll, dass man hier umsonst essen kann.
Ronja, Junggärtnerin

Die drei Kinder – neun, sieben und acht Jahre alt – nennen unterschiedliche Gründe, warum sie das Projekt so gut finden. „Weil es freiwillig ist“, sagt Frieda. Ihre Schwester Lientje meint: „Ich finde es gut, dass man jederzeit hinkommen kann.“ Und Ronja lobt: „Es ist toll, dass man hier umsonst essen kann.“

Das Bild zeigt Kopfsalatpflanzen in einem Beet, sie sind mit Stroh unterlegt.

Im Hochbeet gedeiht der Salat schon prächtig.

Katharina Schwab, die Mutter von Frieda und Lientje, ist ebenfalls angetan: „Hier wird Gemüse gepflanzt, das wir zu Hause im Garten nicht haben.“ Sie ist nicht die Einzige, die zum Gemeindeacker kommt, obwohl sie einen eigenen Garten zu pflegen hat. „Zu Hause gärtnere ich allein, hier trifft man Leute“, bringt es eine andere Frau auf den Punkt. Sie findet vor allem schön, dass Kinder an die Themen Garten und Natur herangeführt werden. So lernten sie auch, fügt sie hinzu, Nahrungsmittel wertzuschätzen.

Die Projektbetreuer sind hochzufrieden

Die Frau denkt schon weiter, schaut tatsächlich und im übertragenen Sinn über den Gartenzaun hinaus auf die freie Fläche hinter den letzten Häusern am Weilerswister Ortsrand: „Ich stelle mir vor, dass hier Schrebergärten entstehen.“

Sina Richter und Tim Genders sind hochzufrieden, wie sich der Gemeinschaftsacker und die Ackergemeinschaft entwickeln. Die beiden bisherigen Pflanztermine seien gut besucht gewesen mit jeweils etwa 15 Leuten, vom Kleinkind bis zu Menschen im Rentenalter.

Dass keine Reihe gerade ist, stört niemanden

Der Wissensstand der Leute sei ganz unterschiedlich. Aber jeder bringe sich nach seinen Möglichkeiten ein, man tausche sich aus. „Hier kann man Dinge ausprobieren, darf auch Fehler machen“, sagt Sina Richter. Sie habe mit Kindern eines der 13 Beete eingesät: „Da ist keine Reihe gerade geworden. Aber das macht nichts.“

Ackercoach Marcel Wölfel bietet Workshops an und Sprechstunden, für September ist ein Sommerfest geplant. Das Gemeinschaftsgefühl sei der eigentliche Schwerpunkt des Projekts, erklärt Tim Genders. Und das funktioniert auch über Sprachbarrieren und kulturelle Unterschiede hinweg. Eine Mutter ist mit ihrer Tochter gekommen, sie stammen aus dem Iran. Die Frau hat in einem der Beete ein Gemüse entdeckt, das sie in ihrer Heimat so gern gegessen hat. Sina Richter nennt ihr den deutschen Namen der Pflanze: Mangold.

Die Tochter hat währenddessen zur Gießkanne gegriffen und die Pflänzchen getränkt. Sie fragt, ob sie wirklich jederzeit zum Gießen kommen dürfe. Darf sie. Der Gemeinschaftsacker ist jederzeit offen für jeden, der mithelfen möchte.