InnovationscampusWissenschaftler bringen auch Weltraumtechnik nach Weilerwist

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Henning Hand, der Wirtschaftsförderer der Gemeinde Weilerswist, sitzt am Computer und stellt das Projekt „Innovationscampus“ vor

Auf 1600 Quadratmetern soll in der Metternichstraße 4 in Weilerswist ein „Innovationscampus“ entstehen.

Der Weilerswister Innovationscampus soll zur Begegnungsstätte für die Bereiche Forschung und Wirtschaft werden. 

Die Metternichstraße 4 liegt mitten im Weilerswister Gewerbegebiet. Ein paar Lkw donnern die Straße hinunter, der Bürgersteig bröckelt. Im Hintergrund rauscht die A 61. Zwischen ein paar Tankstellen, Auto- und Lagerhäusern steht ein strahlend weißes Gebäude wie ein Fremdkörper inmitten der grauen Industrie. Hier, in der Metternichstraße 4, soll dem Weilerswister Wirtschaftsförderer Henning Hand zufolge demnächst die Zukunft einziehen.

Auf etwa 1600 Quadratmetern Fläche entsteht hier ein Innovationscampus. Wer den Begriff „Campus“ hört, denkt zunächst vielleicht an Studenten, die in dicht besetzten Hörsälen zähen Vorträgen lauschen und vielleicht lieber ganz woanders wären.

Der Weilerswister Innovationscampus soll eine Begegnungsstätte werden

Doch das gebe es am Innovationscampus nicht, sagt Hand. „Das Ganze hier ist kein Außenstandort einer Hochschule.“ Statt Vorlesungsräumen für Frontalunterricht sind Labore geplant und Co-Working-Spaces, also Gemeinschaftsarbeitsplätze. An der Bezeichnung der Räumlichkeiten ist zu erkennen: In der Metternichstraße 4 soll es um Begegnung gehen. Zusammenkommen sollen hier die Bereiche Forschung und Wirtschaft.

Der weiße Gebäudekomplex, in dem aktuell die Firma edoc ansässig ist, befindet sich an der Metternichstraße 4 in Weilerswist. Fahnen tragen den Schriftzug der Firma.

Der Innovationscampus soll mitten im Weilerswister Industriegebiet stehen. Aktuell befindet sich noch die Firma edoc, die auch Projektpartner ist, in dem Gebäude.

Dabei brächten Wissenschaftler ihre Expertise nach Weilerswist, sagt Hand. Die ortsansässigen Unternehmen erhielten so Hilfe bei ihren akuten Problemen. Denn schließlich gebe es laufend technische Innovationen, die den Arbeitsalltag veränderten. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssten alle Unternehmen gleichermaßen reagieren – auch die mittelständischen, auch die ortsansässigen. Dafür, dass diese in der Zukunft handlungs- und konkurrenzfähig blieben, solle das Projekt sorgen.

Unter den Projektpartnern ist auch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt

Fünf Projektpartner haben sich bereits im Jahr 2019 zur Umsetzung dieses Plans zusammengefunden: die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, die Katholische Hochschule NRW, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt sowie die Gemeinde Weilerswist, und die Weilerswister Firma edoc. 

Die Expertisen dieser Projektpartner liegen in den Bereichen Künstliche Intelligenz und Robotik, 3D-Druck, Laserscanning und -graving, Soziales, und Pflegetechnologien. „Das klingt alles erstmal nach abstrakten Konzepten und fernab von jeglicher Arbeitsrealität“, sagt Hand. Doch das sei es nicht. Viele Handwerksbetriebe arbeiteten in Zeiten von Lieferengpässen schließlich schon mit 3D-Druckern, um beispielsweise Ersatzteile nachzudrucken. 

Techniken, die im Weltall genutzt werden, können auch Weilerswister Betrieben helfen

„Und wir können noch einen Schritt weitergehen“, sagt er. In den Laboren solle etwa untersucht werden, wie Techniken, die das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum jetzt schon im Weltall nutzt, den Betrieben auch im Alltagsgeschäft helfen könne.

Pflegebetriebe und Wohlfahrtsverbände könne man im Alltagsgeschäft zum Beispiel durch Virtual Reality, also computeranimierte Simulationen unterstützen. Bei der Ausbildung von Pflegekräften könnten etwa Programme helfen, die eine Unfallsituation oder einen Intensivpatienten im Pflegebett simulieren, um den Ernstfall zu erproben. „Was solche Projekte angeht, sind wir gerade mit der Caritas in engem Austausch“, sagt er.

Die konkreten Pläne werden noch nicht preisgegeben

Ganz konkrete Pläne und Angebote wollen die Initiatoren des Projekts aber erst preisgeben, wenn der Förderantrag durch ist. Denn bis dahin geschehe noch einiges, sagt Mitinitiator Nils Großmann von der Katholischen Hochschule.

Aktuell hat das Projekt eine 90-prozentige Förderzusage vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales. Aber weil das Projekt 15 Millionen Euro koste, und weder Gemeinde noch Hochschulen die übrigen zehn Prozent aufbringen könnten, sei das Projekt auf eine hundertprozentige Förderung angewiesen. „Eine mündliche Zusage dazu haben wir auch schon“, sagt Hand.

In diesem Projekt geht es um die Zukunft der Arbeit. Um das eindrücklich zu demonstrieren, möchte sich das Projektteam sogar einen „Empfangsroboter“ leisten, der „richtig was hermacht“, sagt Henning Hand. Aber es geht auch um die Gemeinde Weilerswist. „Wir hoffen, dass das Projekt in die Region strahlt, junge Leute herkommen, Start-ups gründen und sich in Weilerswist niederlassen.“

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