Der 48-Jährige fordert neben Worten auch Taten, damit die Wehr einsatzfähig bleibt. Auch im übertragenen Sinn musste er viele Brände löschen.
Jürgen Schmitz tritt abWeilerswist braucht einen neuen Feuerwehrchef

Hört auch aus beruflichen Gründen als Feuerwehrchef in Weilerswist auf: Gemeindebrandinspektor Jürgen Schmitz.
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Jürgen Schmitz macht Schluss. Der Chef der Weilerswister Feuerwehr hat bei Bürgermeisterin Anna-Katharina Horst seinen Rücktritt eingereicht. „Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, sagt der 48-Jährige, der seit dem 22. Januar 2018 an der Spitze der Feuerwehr der Gemeinde steht.
Während dieser Zeit musste Schmitz nicht nur viele Brände auf Gemeindegebiet bekämpfen, sondern auch interne Brände löschen. Zwischenzeitlich hatte Schmitz seine Feuerwehr sogar nur für „eingeschränkt einsatzfähig“ erklärt und Kreisbrandmeister Peter Jonas eine lange Liste mit Mängeln geschickt. Wenig später rückte dann auch die Unfallkasse an und nahm unter anderem alle Feuerwehrgerätehäuser unter die Lupe.
Nicht alle Mängel sind in Weilerswist behoben worden
Die Folge: Viele Punkte der Mängelliste wurden durch die externen Experten bestätigt. Einige sind seitdem abgearbeitet worden, andere nicht. Beispielsweise ist das Feuerwehrgerätehaus in Lommersum immer noch viel zu klein und birgt beim Anrücken der Feuerwehrleute und dem gleichzeitigen Ausrücken der Fahrzeuge ein großes Gefahrenpotenzial.
Zwar wurden organisatorische Maßnahmen eingeführt – wie eine Dienstanweisung, um Gefahren bei der Ein- und Ausfahrt zu minimieren –, doch diese können eine bauliche Lösung nicht ersetzen. „Eine schriftliche Anweisung ist immer nur eine Zwischenlösung. Langfristig brauchen wir eine neue bauliche Infrastruktur, um die Sicherheit der Einsatzkräfte zu gewährleisten“, sagt Jürgen Schmitz.
In Lommersum, Hausweiler, Vernich und Weilerswist besteht Handlungsbedarf
Aber nicht nur Lommersum kommt aus Sicht der Experten, die zwischenzeitlich den Brandschutzbedarfsplan der Gemeinde fortgeschrieben haben, schlecht weg. Auch das Feuerwehrgerätehaus in Hausweiler weist Mängel auf – genau wie die in Vernich und Weilerswist.
Aufgrund des Investitionsstaus bestehe umfassender Handlungsbedarf an allen Standorten. Es sei eine strategische Gesamtplanung notwendig, die über den Brandschutzbedarfsplan hinausgehe, so der Gutachter. In Lommersum muss den Experten zufolge ein neues Gebäude errichtet werden. Das soll in Richtung Niederberg gebaut werden – das wird sich aber noch hinziehen. Mehr als eine Absichtserklärung gibt es nämlich nicht.
Wir brauchen beispielsweise ein Löschwasserkonzept.
Und wie lange Bauvorhaben für die Feuerwehr in Weilerswist dauern können, haben alle Beteiligten bei der Planung für die neue gemeinsame Wache für die Löschgruppen Weilerswist und Vernich in den vergangenen zehn Jahren schmerzhaft erfahren. „Wir sind in manchen Bereichen nicht so leistungsfähig, wie wir das gerne wären. Da ist zu Recht der Finger in die Wunde gelegt worden. Wir brauchen beispielsweise ein Löschwasserkonzept“, so Schmitz.
„Wir haben einen Investitionsstau, der abgearbeitet werden muss, um die Feuerwehr leistungsfähig zu halten“, sagt er weiter. „Wir sind in der Sache aber in die richtige Richtung unterwegs. Wichtig ist aber auch, dass den vielen schönen Worten nun auch Taten folgen.“
Bei einer Übung traten Probleme zutage
Taten müssen auch bei der Löschwasserversorgung im Bereich Schwarzmaar und Müggenhausen folgen. Bei einer Übung traten dort Probleme zutage. „Wenn wir da an die Wasserleitung rangehen und versuchen, etwas zu löschen, dann haben Müggenhausen und Schwarzmaar kein Wasser mehr“, heißt es aus Reihen der Weilerswister Wehr. Ein entsprechendes Löschwasserkonzept gebe es in Weilerswist aber nicht. Deshalb werde im Brandschutzbedarfsplan nun gefordert, dass ein solches Konzept erstellt wird, in dem die tatsächliche Leistungsfähigkeit der Hydranten erfasst wird.
Doch wer Schmitz kennt, weiß, dass der scheidende Feuerwehrchef lieber das Positive hervorhebt. Während seiner Amtszeit seien unter anderem die hauptamtlichen Kräfte in der Feuerwehr gestärkt worden. So sei ein zweiter Gerätewart hinzugekommen. Zudem sei die Stelle eines Sachbearbeiters für den Katastrophenschutz geschaffen worden.
Im Internet ist die Weilerswister Feuerwehr jetzt deutlich präsenter
Die Ausrüstung, so Schmitz, sei modernisiert worden – etwa mit einer eigenen Schlauchwaschanlage sowie speziellen Waschmaschinen und Trocknern für Einsatzkleidung. Auch die Koordinierungsstelle (KOST) erhielt eine zeitgemäße Ausstattung. Mehrere Ratsbeschlüsse ermöglichten die Modernisierung des Fuhrparks, darunter neue Lösch- und Spezialfahrzeuge. Parallel wurde die Öffentlichkeitsarbeit ausgebaut: Die Feuerwehr ist heute über eine neue Homepage und Social-Media-Kanäle deutlich präsenter. Auch die Ausbildung – unter anderem in der Tier- und Wasserrettung – wurde intensiviert, und Maßnahmen zur Unfallverhütung wurden umgesetzt.
Führungslos ist die Wehr aktuell nicht. Schmitz wird so lange als Wehrleiter weiter zur Verfügung stehen, bis ein Nachfolger gefunden und vom Rat bestellt worden ist. Der 48-Jährige rechnet damit, dass das am 11. September der Fall sein könnte. Dann ist die nächste und gleichzeitig letzte Ratssitzung dieser Legislaturperiode.
Der Brandschutzbedarfsplan ist vorzeitig verabschiedet worden, um ihn aus der Kommunalwahl herauszuhalten.
„Auch der Brandschutzbedarfsplan ist vorzeitig verabschiedet worden, um ihn aus der Kommunalwahl herauszuhalten. Ich kann mir vorstellen, dass das mit der Person des Wehrleiters auch so gemacht wird“, sagt Schmitz, der auch nach seinem Ausscheiden bei der Feuerwehr aktiv bleiben wird – aber nur so, wie es seine Zeit zulässt.
Wie Schmitz berichtet, wird in den kommenden Wochen die gesamte Feuerwehr angehört – einschließlich Jugend-, Unterstützungs-, Einsatz- und Ehrenabteilung. Auf Grundlage dieser Anhörung spricht Kreisbrandmeister Peter Jonas dann eine Empfehlung an den Gemeinderat aus, der die neue Wehrleitung bestellt. Anschließend erfolgt die Ernennung durch die Bürgermeisterin.
Die entscheidende Anhörung soll Ende August stattfinden
Die entscheidende Anhörung ist nach Informationen dieser Zeitung für Ende August geplant. Auch die Stellvertreter von Schmitz, Peter Poensgen und Martin Halfkann, dürften dann gehört werden. Ob einer von beiden oder gar beide den Feuerwehrhelm in den Ring werfen, ist völlig offen.
Und was hat letztlich dazu geführt, dass der bisherige Feuerwehrchef, der nach eigenen Angaben monatlich etwa 60 bis 80 Stunden in die Weilerswister Wehr investiert hat, aufhört? Es sei eine Mischung, sagt Schmitz. Auf der einen Seite habe er eine berufliche Perspektive bei der Bundeswehr geboten bekommen, die ihn reize. Andererseits seien die vergangenen Jahre bei der Feuerwehr auch anstrengend gewesen.
Und dann sagt Schmitz etwas, das für den 48-Jährigen genauso typisch ist wie der optimistische Blick nach vorne: „Ich bedanke mich bei allen Feuerwehrleuten, allen anderen Einsatzkräften und Wegbegleitern, ohne die ich dieses Amt nie hätte ausführen können.“