UnkrautWeilerswister Bürgermeisterin wehrt sich gegen Vorwürfe zur Grünpflege

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Ein Mann und eine Frau, Christoph Zimmermann und Anne Horst, stehen unter einer Reihe junger Bäume und unterhalten sich.

Prestige-Projekt: Christoph Zimmermann vom Grünflächenamt und Bürgermeisterin Anne Horst stehen in einem Tunnel aus Eschen, den die Gemeinde auf dem Spielplatz an der Karlsstraße angelegt hat.

Nachdem Hans-Peter Nußbaum die Pflege von öffentlichen Grünflächen in Weilerswist bemängelt hat, meldet sich nun die Bürgermeisterin zu Wort.

Das lässt Bürgermeisterin Anna-Katharina Horst (parteilos) nicht auf sich sitzen. Nach dem Vorwurf von FDP-Ratsherr Hans-Peter Nußbaum, die Gemeinde kümmere sich nicht genug um öffentliche Grünflächen, hat sie kurzerhand zur Rundfahrt durch Weilerswist geladen. Sie will präsentieren, was die Gemeinde schon alles getan hat. 

Zuerst geht es zum Spielplatz an der Karlsstraße. Hier hat die Verwaltung einen Tunnel aus Eschen angepflanzt. An den Eingängen stehen Zieräpfel, zwischendrin Johannisbeeren, Maulbeeren und stachellose Stachelbeeren. Mangelnder Schatten sei auf den Spielplätzen im Gemeindegebiet ein Problem, berichtet Horst. Dieses Projekt sei ein Versuch, das zu beheben.

Weilerswist will Unkraut mit heißem Wasserdampf bekämpfen

Auf dem Weg zurück zum Auto fällt in einer Nebenstraße ein weiteres Problem auf: Zwischen Randstein und Straße wuchert an einem Gemeindegrundstück Unkraut. Seit man keinen Unkrautvernichter mehr einsetzen dürfe, sei es schwer, diesen Wucherungen Herr zu werden, sagt die Bürgermeisterin. Die Gemeinde wolle bald zwei neue Verfahren testen: ein Mittel auf Sauerstoffbasis und heißen Wasserdampf. Letzterer solle die Zellen der Pflanzen zerstören und so das Unkraut eindämmen. 

Für Horst ist die Grünflächenpflege auch immer eine Frage der Perspektive. „Ist das denn so schlimm, wenn das hier grün ist?“, fragt sie und zeigt auf das Gras zwischen Straßenrand und Bürgersteig. Wichtig sei doch, dass das Wasser noch abfließen könne. Ansonsten gehe es doch eher um persönliche Vorstellungen von Ästhetik.

Sand-Thymian soll auf den Friedhofswegen wachsen

Das Problem mit dem Unkraut hat die Gemeinde Weilerswist nicht alleine, auch auf Friedhöfen in Zülpich und Euskirchen war das in jüngerer Vergangenheit ein Thema. Ein Grund: zu wenig Personal beim Bauhof. In Weilerswist sind im Stellenplan laut Horst 16,44 Stellen für den Bauhof vorgesehen, 15,27 davon seien besetzt: „Und wir werden jetzt zeitnah auch wieder ausschreiben.“ Man dürfe nicht vergessen, dass Weilerswist aus dem Haushaltssicherungskonzept komme, das wirke immer noch nach.

Für die Friedhöfe hat sich Christoph Zimmermann etwas überlegt. Er leitet seit 2020 das Grünflächenamt der Gemeinde Weilerswist und will auf den Friedhofs-Nebenwegen Sand-Thymian und römische Kamille pflanzen – bewusst als Belag auf den Wegen. Die Pflanzen seien trittfest, wachsen aber nicht so hoch wie Gras und Unkraut. „Wenn das klappt, haben wir etwas, was blüht für die Insekten. Und es ist pflegeleicht“, beschreibt er die Vorteile: „Wir versuchen, mit der Natur zu arbeiten.“

231 Bäume wurden in Weilerswist gepflanzt

In den vergangenen drei Jahren seien 109.125 Blumenzwiebeln gesetzt sowie 231 Bäume und 1576 Sträucher gepflanzt worden, berichtet Zimmermann. Es gebe jetzt ein Grünpflegekonzept, das die Flächen der Gemeinde in vier Kategorien einteile. Hauptstraßen und Orte, die oft in den Blick fielen, gehörten zur Kategorie eins und sollen häufig gepflegt werden, erklärt Horst.

Auf anderen, nicht so prominenten Flächen versuche die Gemeinde hingegen, etwas für den Artenschutz zu tun. Hier werde zum Beispiel weniger gemäht. „Deshalb sind die Zustände der Grünflächen sehr unterschiedlich“, so die Bürgermeisterin.

Vor einem Gebäude steht weiß-blühende Bergminze.

Vor der Gesamtschule hat die Gemeinde Weilerswist ein bienenfreundliches Beet der Sinne angelegt, mit Bergminze und Steppen-Salbei.

Und in welche Kategorie fällt der Bahnhof? Die Gestaltung des Bahnhofsgeländes sei Teil des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (ISEK). „Deshalb können wir da nicht so zwischendurch einfach vorgreifen“, sagt die Bürgermeisterin. Hinzu komme, dass manche Grünflächen am Bahnhof der Deutschen Bahn gehören. Da könne die Gemeinde nichts tun. Also bleibt es, wie es ist? „Wir haben vor, da etwas zu machen“, beschwichtigt Horst. Man wolle neue, pflegeleichtere Pflanzen einsetzen. 

Einen neuen Look bekommen auch die Beete vor dem Rathaus. Hier werden im Herbst Rosen gepflanzt, berichtet Zimmermann. Damit frisch getraute Hochzeitspaare beim Verlassen des Standesamtes gleich ansprechend begrüßt werden, führt er aus. Die Gemeinde versuche, ihre Grünflächen ökologisch wertvoll zu gestalten, gleichzeitig müsse es auch ökonomisch sein.

Weilerswister Bürgermeisterin will Alternativen zu Schottergärten zeigen

Horst biegt auf die Martin-Luther-Straße ab. Die Pflanzscheiben hier seien früher „trostlos bis leer“ gewesen. Nur ein paar seien von Anwohnern gepflegt worden.  Jetzt ist jede Scheibe bepflanzt, mit Bäumen, Gräsern und Stauden. Auf die Staudenbeete ist Zimmermann besonders stolz. Stauden seien eine natürliche Unkrautbekämpfung: „Die unterdrücken das Licht und damit unterdrücken sie das Unkraut.“

Im Hochzeitsgarten am Rathaus seien zwei Testbeete angelegt worden. Dort werde ausprobiert, was auf Weilerswister Boden gut funktioniere und was nicht. Auch in der Martin-Luther-Straße sei er erst kürzlich mit dem Bauhof durchgegangen, welche Pflanzen gut wachsen, welche einen anderen Standort brauchen. „Es geht auch darum, ein Beispiel zu geben“, sagt Horst. Es reiche nicht, den Bürgern das Anlegen von Schottergärten zu verbieten, man müsse auch Alternativen aufzeigen.  

Die kleine Rundtour endet auf dem Parkplatz der Gemeindeverwaltung. Die Fläche hier gefalle ihr persönlich auch nicht, sagt die Bürgermeisterin. Sie sei aber ebenfalls Teil des ISEK und werde im Rahmen dessen neu gestaltet.

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