Heimat-Check EitorfEine Kurortpracht mit Schattenseiten

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Eitorfer Wahrzeigen: Die Kirche St. Patricius

Eitorf – Die Villa Gauhe, die Villa Boge, die ehemaligen Zigarrenfabriken, der alte Trakt des Eitorfer Krankenhauses, der alte Friedhof, das Hotel Prinz Carl: Die einstige Pracht des „Luftkurortes Eitorf“ fällt im Zentralort immer noch ins Auge. Auch wenn so manche Architektur vom schnellen Wiederaufbau nach dem Krieg zeugt und Bauten wie die den Ort durchschneidende Hochstraße heute städtebaulich unbegreiflich sind.

Die Eisenbahn war und ist die Lebensader. Mit dem Bau der Strecke kam der Wohlstand, doch spätestens nach dem Ersten Weltkrieg endete die Blütezeit Eitorfs. Die Bahn verlor ihre Bedeutung für die Industrie, die den Transport der Güter auf die Straße verlegte. Und was nach wie vor für die Sieggemeinde als Naherholungsgebiet ein echtes Pfund ist – die malerische Lage an der Sieg inmitten unverbauter Natur –, erschwert die Ansiedlung neuer Industrie und Gewerbebetriebe. Der Weg zur Autobahn ist weit, die Zubringerstraßen sind gewunden, und in bestehenden Gewerbeflächen sind nur kleinere Stücke frei.

Park-and-Ride für den Schienenumstieg

Für Pendler jedoch ist die direkte Anbindung des Ortes an die Bahn ein echtes Plus, zwei große Park-and-Ride-Plätze machen den Umstieg auf die Schiene noch attraktiver. Die waren mit Fördermitteln der Regionale 2010 entstanden. Startschuss für ein städtebauliches Facelifting, das mit dem Umbau des Theaters am Park in ein Weiterbildungs-, Kultur- und Bürgerzentrum und der Umgestaltung von Markt und Posthof weitergehen soll.

Und auch wenn der Bürgerentscheid zum Erhalt der Parkplätze auf dem Marktplatz den Zeitplan zunächst ausbremste – dass es weitergehen soll, da sind sich Gemeindeverwaltung und Bürgerinitiative offenbar einig.

Das Engagement der Eitorfer für ihren Ort – sei es in der Flüchtlingshilfe, für die Jugend oder Senioren, in Vereinen, Stiftungen, Kultur, der Tafel, der Awo, dem Hospizdienst – ist groß. Ohne die Ehrenamtler und engagierten Bürger wäre Eitorf nur halb so lebenswert. Das zeigt sich allein beim Engagement der Vereine im Rosenmontagszug, beim Weihnachtsmarkt, am Fahrradtag Siegtal pur und bei der Eitorfer Kirmes, der größten im Rhein-Sieg-Kreis mit 200 000 Besuchern.

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Muss man Eitorf und seine Menschen erst kennenlernen, springen die Schattenseiten schnell ins Auge: Die alten Fabrikgebäude von Schoeller-Wolle, die Leerstände in der Bahnhofstraße. Die Arbeitslosenquote ist eine der höchsten im Kreis.

Neue Wohngebiete sollen den Anschluss an den Speckgürtel um Köln und Bonn schaffen. Am Blumenhof stehen die ersten Häuser, im Eipbachquartier baut ein privater Investor, auch im Außengebiet soll neuer Wohnraum entstehen. Der Natursteig Sieg, die Golfanlage Heckenhof und das Hermann-Weber-Bad sind Pluspunkte. Die Ambition, neben Weco, ZF Friedrichshafen, Krewel & Meuselbach und Gerstaecker weitere große Unternehmen anzusiedeln, ist da: Für das Gewerbeflächenkonzept des Kreises 2035 sind für Lindscheid 20 Hektar angemeldet, Altebach II ist mit 20 Hektar bereits im Regionalplan enthalten.

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