Wachtberg im Heimat-Check„Drachenfelser Ländchen“ ist als Wohngemeinde sehr gefragt

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Der Blick auf Wachtberg-Adendorf von oben.

  • Ruhig und versteckt liegt Wachtberg zwischen Adendorf und Züllighoven.
  • Das „Ländchen“ ist dennoch als Wohnraum sehr gefragt.
  • In vielerlei Hinsicht fühlt man sich hier wie auf einer „Insel der Glückseligen“.
  • Im Heimat-Check nehmen wir Orte und Stadt-Teile unter die Lupe. Lesen Sie hier: Wachtberg

Wachtberg – Ein wenig unscheinbar zwischen der Bundesstadt Bonn, der Stadt Meckenheim und der Landesgrenze zu Rheinland-Pfalz liegt das „Drachenfelser Ländchen“, wie sich die Gemeinde Wachtberg gerne selbst augenzwinkernd nennt. Doch die Zurückgezogenheit hat auch ihre Vorteile, denn in vielerlei Hinsicht fühlt man sich zwischen Adendorf und Züllighoven nach wie vor auf einer „Insel der Glückseligen“.

Ein neues Wachtberg-Buch.

Ein neues Wachtberg-Buch.

Höchste Kaufkraft

Auch deshalb, weil die mittlerweile fast 21.000 Einwohner im Schnitt die Wohlhabendsten im ganzen Rhein-Sieg-Kreis sind. So verfügt jeder Einwohner im Durchschnitt über eine Kaufkraft von 27 964 Euro pro Jahr, mit einer Kaufkraftkennziffer von 124,5 liegt die Gemeinde Wachtberg an der Spitze der Kommunen des Kreises und übertrifft den Bundesdurchschnitt um 24,5 Prozent. Kein Wunder, ist doch das älteste archäologische Fundstück der goldene „Fritzdorfer Becher“ aus der Zeit um 1500 vor Christus.

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Und das, obwohl es hier praktisch keine Fabrikschlote oder Industriegebiete gibt und auch die Gewerbebetriebe eine überschaubare Größe besitzen. Vielleicht besitzt die Gemeinde Wachtberg gerade deshalb eine besonders hohe Anziehungskraft auf Ministerialbeamte, Botschaftsangehörige und Manager von Post und Telekom aus der nahen Bundesstadt Bonn, die sich hier gerne mit ihrer Familie niederlassen und in einigen Ortschaften das gesellschaftliche Leben nach wie vor maßgeblich mitprägen.

Erntedankfest in Berkum.

Erntedankfest in Berkum.

Bekanntestes Beispiel ist der langjährige Bundesaußenminister und Vizekanzler Hans-Dietrich Genscher, der zusammen mit seiner Ehefrau Barbara fast 40 Jahre in Pech lebte und kurz vor seinem Tode noch zum Ehrenbürger der Gemeinde ernannt wurde. Heute trägt die Hauptschule in Berkum seinen Namen. Wachtberg ist übrigens auch ein renommierter Forschungs- und Wissenschaftsstandort, was hauptsächlich dem weithin sichtbaren Radom, der sogenannten Wachtberger Kugel, zwischen Berkum und Werthhoven zu verdanken ist. 

Geburtstag gefeiert

Mit einem Dreiklang aus Festakt, Bürgerfest und Umzug hat die Gemeinde Wachtberg im Sommer ihren 50. Geburtstag gefeiert. Bürgermeister a.D. Hans-Jürgen Döring, der am 1. August 1969 seinen Dienst bei der Gemeindeverwaltung angetreten hatte, hatte in seiner  Festrede die Ereignisse rund um die kommunale Neuordnung und ihre Auswirkungen auf die einzelnen Ortschaften in Wachtberg beleuchtet. Beim Bürgerfest auf dem Schulhof der Gemeinschaftsgrundschule Berkum präsentierten sich Wachtberger Organisationen.

Am meisten Kopfschmerzen bereiten den Wachtbergern auch heute noch die Folgen der beiden Starkregenereignisse der Jahre 2010 und 2013. Die hatten vor allem in den Ortschaften entlang des Mehlemer Baches Millionenschäden angerichtet. Mit viel Aufwand werden  weggeschwemmte Brücken wieder aufgebaut, Kanäle vergrößert und Hochwasserschutzkonzepte entwickelt. Für das  Gemeindegebiet wurde sogar mithilfe eines hydrodynamischen Modells eine Starkregengefahrenkarte erstellt, mit der sich potenzielle Gefahrenbereiche identifizieren lassen. Doch Starkregenereignisse lassen sich nie exakt vorhersagen, 100-prozentige Sicherheit gibt es nicht.

Reges Kulturleben im  „Drachenfelser Ländchen“

Hier hat das Fraunhofer-Institut für Hochfrequenzphysik und Radartechnik mit seinen 350 Mitarbeitern seinen Sitz. Dessen international gefragte Forschung konzentriert sich derzeit auf die Weltraumbeobachtung mit Radar, auf Systeme zur Drohnenabwehr und Anwendungen zur Erhöhung der Sicherheit autonomer Fahrzeuge. Zudem besitzt das „Drachenfelser Ländchen“ ein überaus reges Kulturleben, dafür sorgen nicht nur unzählige freischaffende Künstler in allen Sparten von der Musik über die bildende Kunst bis zum Schauspiel.

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Das „Drehwerk 17/19“ in Adendorf beherbergt seit 20 Jahren ein Kulturzentrum mit Kleinkunstbühne, Programmkino und Restaurant-Bistro. Das Programm der „Wachtberger Kulturwochen“ weist im Verlaufe von drei Wochen an die 100 Veranstaltungen aus. Auch der rührige Förderverein Kunst und Kultur in Wachtberg, kurz Kukiwa, hat immer noch ein Ass im Ärmel.

Das Wahrzeichen Radom.

Das Wahrzeichen Radom.

Pittoreske Landschaft ist Wachtbergs Kapital

Doch das besondere Kapital von Wachtberg ist seine pittoreske Landschaft. Sie bietet den Erholungssuchenden eine Vielzahl landschaftlicher und baulicher Sehenswürdigkeiten.

Die Ausblicke auf das Panorama des Siebengebirges gehören ebenso dazu wie Spaziergänge im Naturschutzgebiet Rodderberg bei Niederbachem, oder eine Fahrradtour entlang der „Feuerrote“ an den Burgen Adendorf, Gudenau, Münchhausen und Odenhausen vorbei, mit einem Blick vom Aussichtsturm auf das vom Nabu betreute Naturschutzgebiet Dächelsberg. Der Streuobstwiesenverein und der Agenda-Arbeitskreis „Naturnahe Gärten in Wachtberg“ sorgen dafür, dass die biologische Vielfalt erhalten bleibt.

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