„Euch steht das Himmelreich offen“Abschied für 1219 totgeborene Kinder in Köln

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Sie nahmen Abschied von den Kindern: Gregor Stiels (Katholikenausschuss), Pater Thomas aus Mülheim und der Bestatter Christoph Kuckelkorn.

Sie nahmen Abschied von den Kindern: Gregor Stiels (Katholikenausschuss), Pater Thomas aus Mülheim und der Bestatter Christoph Kuckelkorn.

Köln – „Das Wasser der Taufe blieb euch verwehrt, doch steht euch das Himmelreich offen“, sagte Pater Thomas Luersmann, als er das Grab der totgeborenen Kinder auf dem katholischen Friedhof an der Sonderburgerstraße in Mülheim mit Weihwasser segnete. Seit 2013 sorgt der Katholikenausschuss dort für eine Trauerfeier. Am Sonntag wurde 1219 Kindern, die laut Gesetz nicht beerdigt werden müssen, weil sie tot geboren wurden oder bei der Geburt unter 500 Gramm wogen und nicht überlebten, eine würdevolle Bestattung ermöglicht.

Pater Thomas, Pfarrvikar der Gemeinde St. Clemens und Mauritius erläuterte, inwieweit mit dem Bestattungsritual an eine Tradition angeknüpft wird. Erstmals die frühen Christen in Rom setzten dem „barbarischen Brauch“, so der Geistliche, totgeborene oder ungewollte Kinder in den Katakomben von Rom zu „entsorgen“, würdige Beisetzungsrituale entgegen. „Und in dieser Sorge stehen wir bis heute. Aus der Zusage Gottes, dass wir von Beginn an, schon im Mutterleib, zu ihm gehören“, so Pater Thomas.

Auch abgetriebene Kinder bekommen Segen

„Es ist zweitrangig, aus welchen Grund die Kinder nie ins Leben kamen. Wir machen keinen Unterschied, ob sie tot geboren, kurz nach der Geburt gestorben sind oder abgetrieben wurden“, betonte der Katholikenausschuss-Vorsitzende Gregor Stiels. „Uns ist es ein wichtiges Anliegen, dass sie alle angemessen und würdevoll bestattet werden.“ Den trauernden Familien solle darüber hinaus ein Ort des Trostes geschaffen werden, den sie sonst nicht hätten.

Der in Köln wohl prominenteste Bestatter Christoph Kuckelkorn regelt die Einäscherung der Kinder, deren sterbliche Überreste aus Kliniklaboren zu ihm gebracht werden. Er legt selbst Hand an beim Herrichten der Grabstelle und Einlassen der weißen Urne in die Erde. Seit einigen Jahren gibt es einen weißen Gedenkstein auf der Grabstelle. „Seine Engel tragen dich auf ihren Händen“ lautet die Inschrift. Eine Stelle mit einem Stern aus Holz war bei der Trauerfeier neben dem Grab aufgestellt, Symbol dafür, dass totgeborene Kinder auch „Sternenkinder“ genannt werden.

Alle Beteiligten wollen die Botschaft an die Familien und die Menschen senden: „Wir vergessen diese Kinder nicht, und wir trauern um sie.“

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