Kölner CDU-Chef Bernd Petelkau im Interview„Ich habe nicht zu viel Macht“

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„Ich verstehe mich als Spielführer“: CDU-Fraktionschef Bernd Petelkau legt zum Jahresende drei Mandate nieder.

„Ich verstehe mich als Spielführer“: CDU-Fraktionschef Bernd Petelkau legt zum Jahresende drei Mandate nieder.

Köln – Bernd Petelkau führt die Kölner CDU-Fraktion, ist Parteichef, sitzt im Landtag sowie acht Aufsichtsräten und arbeitet noch Teilzeit. Er hat viele Termine, kann nicht überall sein – am Mittwochabend etwa sitzt er im Landtag, während die Kölner CDU-Fraktion ihren Jahresabschluss feiert. Matthias Hendorf hat mit Petelkau über Macht, Geld und seinen Antrieb gesprochen.

Herr Petelkau, seit Mai sind Sie nicht nur Kölner CDU-Fraktions- und Parteichef, sondern auch Mitglied des Landtages und sitzen in acht Aufsichtsräten. Zum Jahresende legen Sie Ihre Mandate bei der GEW, der Kölnmesse Ausstellung und Netcologne nieder. Haben Sie den Arbeitsaufwand im Mai unterschätzt?

Keineswegs. Es hat sich eher bestätigt, dass es Synergieeffekte zwischen den Mandaten gibt.

Warum legen Sie trotzdem die drei Aufsichtsratsmandate nieder?

Es war schon im Mai klar, dass ich zum Jahresende diese drei Mandate abgebe, der Zeitpunkt ist günstiger als im laufenden Jahr.

Sehen Sie nicht die Gefahr, sich angesichts der Ämterhäufung zu verfranzen?

Nein. Die Gefahr habe ich damals nicht gesehen und sehe sie auch jetzt nicht. Ich will mich in Düsseldorf für Kölner Interessen einsetzen, das ist mir wichtig. Deshalb arbeite ich als Banker in Frankfurt nur noch in Teilzeit.

Zur Person

Bernd Petelkau, 52, arbeitet als Projektmanager bei der Commerzbank-Gruppe in Frankfurt, seit diesem Jahr in Teilzeit. Er sitzt seit 2014 im Kölner Stadtrat und ist Chef der CDU-Fraktion, des Kölner Kreisverbands und des Stadtbezirksverbandes Lindenthal.

Zudem hat Petelkau den stellvertretenden Vorsitz des CDU-Bezirksverbandes Mittelrhein inne und ist seit Mai auch Mitglied des Landtages, dort spricht er für die CDU im Ausschuss für Kultur und Medien. Petelkau ist zudem Mitglied des CDU-Wirtschaftsrates. Er gehört aktuell folgenden Aufsichtsräten an: Netcologne, Kölnmesse, Kölnmesse Ausstellungen, Flughafen Köln/Bonn, GEW, Kölnkongress (Vorsitzender), Rheinenergie (Vorsitzender) und Stadtwerke.

Bernd Petelkau ist verheiratet, er hat vier Kinder und lebt in Müngersdorf. (mhe)

Manche Medien schreiben vom „neuen Paten von Köln“ im Zusammenhang mit Ihrer Person. Ziehen Sie sich diesen Schuh an?

Ich habe das schmunzelnd zur Kenntnis genommen. Aber das Bild passt ganz und gar nicht. Ich bin ja nicht alleine in der Kölner CDU, sondern bin von einem sehr guten Team umgeben. Ich verstehe mich als Spielführer, wir verteilen die Arbeit auf viele Schultern.

Überlegen Sie, eines Ihrer Ämter oder Mandate niederzulegen?

Nein, ich bin einer der Garanten für das schwarz-grüne Kooperationsbündnis im Kölner Stadtrat gewesen, zudem ist die von uns unterstützte Henriette Reker Oberbürgermeisterin geworden. Diese Projekte möchte ich über das Wahljahr 2020 fortsetzen, deshalb werde ich mich nächstes Jahr auf dem Kreisparteitag wieder zur Wahl des Vorsitzenden stellen.

Also glauben Sie nicht, dass Sie zu viel Macht auf sich vereinen?

Überhaupt nicht. Wie gesagt: Es geht viel über Teamarbeit.

Warum arbeiten Sie weiter in Teilzeit?

Es sind zwei Dinge: Zum einen habe ich als Vater von vier Kindern eine Verantwortung für die Familie, auch finanziell. Politische Mandate sind nun mal zeitlich begrenzt. Und zum anderen gibt mir der Job auch ein Stück Unabhängigkeit, das ist mir wichtig. Deshalb möchte ich ihn behalten.

Es heißt, Sie seien im Streit um Flughafen-Geschäftsführer Michael Garvens in der entscheidenden Aufsichtsratssitzung früher gegangen. Sind es vielleicht doch zu viele Termine?

Ich weiß nicht, wer dieses Gerücht in die Welt gesetzt hat, und ich habe das nie bestätigt. Und selbst wenn es so gewesen wäre, hätte ich eine Stimmbotschaft hinterlassen. Aber solche Sitzungen sind vertraulich, deshalb äußere ich mich dazu nicht weiter.

Politik bedeutet viel Detail-Arbeit. Wie gewährleisten Sie, dass Sie in den Themen drin sind?

Durch einen gut getakteten Zeitplan und ein hohes Arbeitspensum, das nur möglich ist, weil ich die Arbeit sehr gerne mache. Bislang hat das gut funktioniert, und auch hier kann ich mich auf ein gutes Team verlassen. Die CDU steht in Köln so gut da wie lange nicht mehr.

Was ist Ihr Antrieb für das Arbeitspensum? Politikern sagt man ja gerne ein sehr ausgeprägtes Machtbewusstsein nach.

Ich will die Kölner Interessen in Düsseldorf gut vertreten.

Das müssen Sie jetzt sagen.

Es ist aber die Wahrheit. Es ist wichtig, dass Köln in Düsseldorf stark vertreten ist, das war in den Jahren zuvor nicht immer der Fall. Das war mein Antrieb, in die Landespolitik zu gehen.

Als Mitglied des Landtages verdient man ja auch nicht schlecht. Ist Geld ein Antrieb?

Keinesfalls, das ist es bei mir auch noch nie gewesen. Ich komme aus einer Führungsposition im Beruf. Politik war mir immer wichtig, ich will Probleme lösen. Das treibt mich an.

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