„Scan&Go“ in KölnIm Globus in Marsdorf geht man mit Scanner selber einkaufen

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Die Waren werden gescannt, bevor sie im Einkaufswagen landen. 

  • Seit Oktober ist das System im Einsatz und etwa 10 Prozent der Kunden scannen selbst
  • Man braucht eine Kundenkarte und muss sie für den Einkauf an einem Terminal mit einem Lesegerät verbinden
  • Kunden freuen sich über die Zeitersparnis. Wir zeigen, wie es funktioniert

Köln – Freitags im Supermarkt. Vor den geöffneten Kassen bilden sich Schlangen, Einkaufswagen sind mit den Wocheneinkäufen bis zum Rand gefüllt. Waren werden aufs Kassenband gelegt und zurück in den Wagen gepackt. Das ist auch bei Globus in Marsdorf so. Aber nicht nur. Einige Kunden nutzen das neue System „Scan & Go“. Sie erfassen die Waren mit einem Lesegerät, sobald sie im Einkaufswagen landen. An der Kasse muss nichts mehr aufs Band, es wird sofort bezahlt – und fertig.

„Wir haben das System seit Oktober im Einsatz“, sagt Geschäftsleiter Uwe Herrmann. Rund zehn Prozent der Kunden scannen selbst. „Aber der Anteil steigt.“ Es ist Vorbereitung notwendig: Man braucht eine Kundenkarte und muss sie für den Einkauf an einem Terminal mit einem Lesegerät verbinden. Das Lesegerät wird dann mitgenommen und in eine Halterung am Einkaufswagen gesteckt.

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Der Scanner listet den kompletten Einkauf auf.

„Ich spare viel Zeit“, sagt Isabella Blischies. Joghurt, Milch, Eier, Kartoffeln, Wasser – bei jedem neuen Teil scannt sie den Strichcode mit dem Lesegerät. „So wie die Sachen jetzt im Einkaufswagen liegen, kann ich sie direkt ins Auto packen“, erklärt sie. Das Lesegerät zeigt im Display eine Liste der Artikel an, inklusive des Gesamtbetrages. Zurücklegen geht auch. Das Produkt wird übers Display gelöscht und muss dann noch einmal „ausgescannt“ werden.

Erst im „Zukunftsmarkt“ gestestet

Vor drei Jahren hat Globus das System von den eigenen Warenhäusern in Tschechien nach Deutschland gebracht. Es wurde zuerst im „Zukunftsmarkt“ in Koblenz getestet. Uwe Herrmann war zuvor in Koblenz Geschäftsleiter, im Juni wechselte er nach Köln. Die Filiale in Marsdorf ist die einzige in Nordrhein-Westfalen. Bundesweit bieten 30 von 46 Globus-Filialen „Scan & Go“ an. Ähnliche Systeme sind auch in Belgien und den Niederlanden bekannt.

Rewe testet Scannen mit dem Smartphone

Im Center in Rodenkirchen haben die Rewe-Kunden die Wahl: Sie können ihre Waren wie gewohnt an der Kasse zum Bezahlen aufs Band legen – oder sie scannen selbst, entweder mit einem speziellen Lesegerät, ähnlich wie bei Globus. Oder mit dem eigenen Smartphone. Weil es sich um einen Testbetrieb handelt, wollte Rewe sich zu den Details nicht äußern. Unklar ist auch, wie lange der Test noch fortgesetzt wird. Das Geschäft an der Hauptstraße in Rodenkirchen hat nach eigenen Angaben rund 40 000 Artikel im Sortiment.

Für das Scannen mit dem Smartphone muss die App „Smart Shoppen“ von Rewe heruntergeladen werden. Um sie im Laden nutzen zu können, ist eine Payback-Karte erforderlich. Auch für die mobilen Scanner im Geschäft soll eine Payback-Karten eingelesen werden.

90 mobile Scanner kosten rund 30 000 Euro, berichtet die Lebensmittelzeitung. Die Grundausstattung einer Filiale mit knapp 100 Geräten ist also nicht ganz billig. Es sei günstiger für den Händler, wenn der Kunde das Gerät selbst mitbringe, erklärt das Fachblatt. Demnach testen aktuell mehrere Supermarktketten das System. (kl) 

Keine Quengelregale vorm Bezahlen, keine Wartezeiten – und keine Kassierer mehr? Er möchte nicht lange an der Kasse stehen müssen, sagt ein älterer Kunde, der das Lesegerät nutzt. „Aber es dürfen keine Arbeitsplätze verloren gehen. Dann würde ich darauf verzichten.“ Uwe Herrmann beschwichtigt: „Im Gegenteil. Im Moment suchen wir Leute. Das ist kein Instrument, um Personalkosten einzusparen.“ Es entstehe ein Mehraufwand, weil die komplette Filiale „scanbar“ gemacht und gehalten werden müsse. Bei Obst und Gemüse (muss selbst gewogen werden) drucken spezielle Waagen Etiketten aus, die wiederum von den Kunden gescannt werden müssen. Ähnlich läuft es an den Frischetheken. Über den Getränkekästen hängen Schilder mit Strichcodes, ein Logo weist auf „Scan & Go“ hin. Das Geschäft in Marsdorf hat 8000 Quadratmeter und bietet 60 000 Artikel an.

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250 Lesegeräte stehen bereit, laut Geschäftsleiter Uwe Herrmann (r.) könnten es noch mehr werden. 

Vor dem Bezahlbereich hängt ebenfalls ein großer Strichcode, „Einkauf beendet?“ steht darüber. Wer alles beisammen hat, scannt diesen Strichcode ganz zum Schluss. Anschließend wird die Kundenkarte unter ein Terminal gehalten und der Einkauf bezahlt, entweder bar oder bargeldlos. „Bevor ich mich da anstelle, gehe ich lieber hier durch, das geht ratzfatz“, erklärt Roland Müller mit einem Blick auf die Wartenden an den „normalen“ Kassen. „Ein nettes Spielzeug für Männer“, ergänzt seine Frau Irmhild mit einem Augenzwinkern.

Am Bezahlbereich wartet Alina Sengersdorff vom Kassenteam. Sie hilft Kunden bei Problemen. Es gab „kleine Anlaufschwierigkeiten“, sagt sie. Alina Sengersdorff führt auch die „Stichpunktkontrollen“ durch und prüft gelegentlich, ob ausgewählte Artikel im Wagen tatsächlich von den Kunden erfasst wurden. „Wir haben großes Vertrauen zu unseren Kunden. Deswegen reichen uns die Stichproben“, sagt der Geschäftsleiter. Die „klassischen“ Kassen in seiner Filiale sollen trotz des neuen Systems bestehen bleiben. Aber er sieht „Scan & Go“ für Globus durchaus als Vorteil in einem „sehr engen Wettbewerbsumfeld“. 250 Lesegeräte stehen in Marsdorf bereit. „Das ist noch erweiterungsfähig“, sagt Uwe Herrmann. 

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