Ausstellung im StadtmuseumPoetischer Blick auf das kriegszerstörte Köln

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  • In der Schlüsselszene des Films „Über die Unendlichkeit“ von Roy Andersson schwebt ein Paar eng umschlungen über dem kriegszerstörten Köln.
  • Geschaffen wurde dieses ikonische Bild mit Hilfe eines detailgetreuen Modells, das ab 7. November im Stadtmuseum zu sehen ist.

Köln – „Der Trümmerhaufen Köln wurde dem Feind überlassen“ – so lautete am 6. März 1945 der zynische Kommentar der Nazipropaganda im Radio zum Abzug der Wehrmacht aus dem linksrheinischen Köln. Zig Bombenangriffe hatten die Metropole in eine Trümmerwüste verwandelt. Als die US-Armee eintraf, waren 90 Prozent der Innenstadt zerstört. Einzig der Dom erhob sich noch aus den Ruinen und kündete vom Glanz der 2000 Jahre alten Stadt.

Die Symbolik dieses Anblicks faszinierte die Zeitgenossen – nun wurde ihr ein filmisches Denkmal gesetzt. In seinem preisgekrönten Film „Über die Unendlichkeit“, der am 17. September in die deutschen Kinos kam, zeigt der schwedische Regisseur Roy Andersson (77) eine anrührende Szene, in der ein Paar eng umschlungen am Himmel über dem kriegszerstörten Köln schwebt.

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Es ist eine Schlüsselszene dieses Werks, das philosophische Sinnsuche mit eigenwilliger Bildsprache und lakonischem Humor kombiniert. Um die zweiminütige Einstellung drehen zu können, ließ Andersson eigens ein Modell von Köln anno 1945 bauen, das ab 7. November im Stadtmuseum zu sehen sein wird – als Mittelpunkt der Ausstellung „Köln 1945: Alltag in Trümmern“.

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Chefdesigner Anders Hellström schuf in rund drei Monaten ein Abbild der Stadt im Maßstab 1:200, das das ganze Ausmaß der Zerstörung verdeutlicht. Es zeigt die im Rhein liegenden Brücken, die Gerippe der zerbombten Häuser, die Trümmer der alten Markthalle.

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„Als Basis für das Modell dienten Luftaufnahmen der Alliierten“, erläutert Museumskuratorin Yvonne Katzy. Als in Köln die Idee aufkam, das Modell als Leihgabe in die Domstadt zu holen, habe sich Anderssons Produktionsfirma dafür ins Zeug gelegt und trotz der komplizierten Situation mit Corona-Auflagen und Zollfragen für einen reibungslosen Transport an den Rhein gesorgt.

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„Es war eine tolle Kooperation mit Stockholm. Die Schweden waren sehr daran interessiert, dass das Modell nach Köln kommt.“ Das 5 mal 5 Meter große, 500 Kilo schwere Objekt wird derzeit im Stadtmuseum für die Präsentation vorbereitet.

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Die Ausstellung behandelt die Nachkriegszeit in Köln von 1945 bis zur Währungsreform 1948. Ursprünglich hatte Andersson für seine Szene übrigens das zerstörte Dresden vorgesehen – doch dann überzeugte ihn das Bild von Köln mit dem Dom.

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„Über die Unendlichkeit“ läuft zurzeit in den Kölner Kinos Cinenova, Filmpalette, Odeon und Off Broadway. Die Ausstellung „Köln 1945. Alltag in Trümmern“ im Stadtmuseum startet am 7. November.

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