Bertelsmann-StudieNur noch zwei Krankenhäuser für Köln?

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Krankenhaus Holweide Archiv

Das Krankenhaus Holweide (Archivbild)

  • Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung müsste es in Köln 2030 nur noch zwei bis sechs Krankenhäuser geben. Heute sind es 17.
  • Die Kölner Krankenhäuser wollen sich selbst nicht zu der Studie äußern.
  • Wir haben uns die Studie einmal genauer angesehen.

Köln – Die Kölner Krankenhauslandschaft im Umbruch: Während die Frage entbrannt ist, ob die Uniklinik und die wirtschaftlich angeschlagenen Städtischen Kliniken zusammen gehen, gießt eine Studie der Bertelsmann-Stiftung neues Öl ins Feuer: Nach deren Berechnungen müsste es – je nach Modell – in Köln 2030 nur noch zwei bis sechs Krankenhäuser geben, mit dem Uniklinikum als einzigem Maximalversorger. Heute sind es 17.

„Wir sagen nicht, dass es so kommen wird oder so kommen sollte“, stellt Stefan Loos, einer der Autoren der Studie, klar. Sie hätten nur anhand bestimmter Kriterien durchgerechnet, was möglich wäre. Als Modellregion diente ihnen dabei die Schiene vom Rhein-Erft-Kreis über Köln und Leverkusen, dem Rheinisch-Bergischen Kreis bis zum Oberbergischen Kreis.

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Das erste Modell nimmt allein die Erreichbarkeit als Kriterium. Jeder Patient der Region soll bei einem Notfall in spätestens 30 Minuten im Krankenhaus sein. „Den Kölner Stau haben wir schon mit eingerechnet“, sagt Loos. Aber bei der Dichte an Krankenhäusern sei klar, dass einige wegfallen würden: Ganze vier blieben nach den Berechnungen im Kölner Stadtgebiet übrig. Welche das wären, wollen die Autoren der Studie nicht festlegen: „Da würden im Ernstfall auch andere Dinge wie Investitionsbedarf oder Platz zum Bauen eine Rolle spielen“, sagt Loos. „Wir haben geschaut, wo brauchen wir Standorte, und die müssen dann das und das können.“

Beim zweiten Modell war die Herangehensweise eine andere: „Wer kann schon was?“, fragten die Autoren. Dabei konzentrierten sie sich für die Modellsimulation auf die Versorgung von Herzinfarktpatienten. Warum? „Das ist eine grundlegende Kompetenz, die ein Krankenhaus haben sollte“, sagt Loos.

Sechs Kliniken in Köln können Herzinfarkte behandeln

Diese Kompetenz machten sie insbesondere an den Linksherzkatheter-Behandlungen fest. Im Jahr 2016, dessen Zahlen der Studie zugrunde liegen, führten neun Kölner Kliniken diese Behandlungen durch. Bei dreien waren die Fallzahlen zu gering.

Übrig bleiben sechs Kliniken, die über die technische Ausstattung und durch Fallzahlen bewiesene Erfahrung verfügen, um Herzinfarktpatienten zu behandeln: Die Uniklinik, das St. Vinzenz-Hospital, das Krankenhaus Porz, das Krankenhaus Merheim, das Krankenhaus Kalk und das St. Antonius Krankenhaus. In der gesamten Region würde es – wenn der Ausgangspunkt die jetzige Versorgung bei Herzinfarkt ist – noch zwölf Kliniken geben.

Nur vier Krankenhäuser in der Region können Herzinfarkt und Schlaganfall behandeln

Leicht abgewandelt von Modell Nummer zwei ist das dritte: „Dann haben wir geschaut, wer außer dem Herzinfarkt auch noch den Schlaganfall behandeln kann“, sagt Loos, „und das waren gar nicht mehr viele“.

Klinikverbund?

Seit Monaten steht ein neuer Klinikverbund zwischen der Universitätsklinik und den städtischen Kliniken Merheim, Holweide und Kinderkrankenhaus an der Amsterdamer Straße im Raum – vor allem weil die Stadt ständig Geld nachschießen muss für ihre defizitären Häuser, die Rede ist von bis zu 100 Millionen Euro bis 2021.

Aktuell prüft die Stadt, was ein Verbund für Vor- und Nachteile hat, das Ergebnis steht noch aus – der Stadtrat soll wohl noch 2019 entscheiden. Von der Zusammenarbeit erhoffen sich die Beteiligten eine bessere Bündelung der Ressourcen. (EB)

Nämlich nur vier in der Region, zwei davon in Köln. Welche, wird nicht gesagt. Eine Stroke-Unit, wie es die Schlaganfall-Behandlung erfordert, haben von den oben genannten Kölner Kliniken allerdings die Uniklinik und die Städtischen Kliniken Merheim. „Gerade die Behandlung von Herzinfarkten und die von Schlaganfällen haben die Krankenhäuser oft unter sich aufgeteilt“, beobachtet Loos. „Das müsste man bei der Planung und Entwicklung der neuen Klinikstrukturen berücksichtigen.“

Kölner Krankenhäuser äußern sich nicht zur Bertelsmann-Studie

Diese Zuspitzung auf zwei Krankenhäuser findet sich allerdings nicht in der Zusammenfassung der Studie wieder. Dort ist nur die Rede von Modell eins, vier Krankenhäuser in Köln, und Modell zwei, sechs Krankenhäuser in Köln. Bei all ihren Berechnungen hat die Studie nur die somatischen Kliniken berücksichtigt, also die psychiatrischen und psychosomatischen Kliniken außen vor gelassen. Keines der entstehenden Häuser hätte weniger als 200 Betten. Nur eines in Köln, die Uniklinik, wäre ein Maximalversorger, das heißt, alle Fachgebiete würden abgedeckt.

Die Kölner Krankenhäuser wollen sich selbst nicht zu der Studie äußern und verweisen auf die Stellungnahme der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen, die sie in politischen Fragen vertritt. Die äußerte sich aufgeschlossen gegenüber Umstrukturierungen, bemängelte an der Studie aber vor allem, dass an keiner Stelle von den Kosten gesprochen werde, die solch eine Konzentration auf wenige Standorte verursachen würden.

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