Bis zu 600.000 EuroTreppenabgang an der Severinsbrücke scheitert am Budget

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Eine sonnige Aussicht von der Severinsbrücke auf die Pollerwiesen.

Köln – Eigentlich sollte es nur ein einfaches Konstrukt aus Gerüststangen werden. Ein Provisorium, um von der Severinsbrücke über eine Treppe unmittelbar auf die Mole der Poller Wiesen zu gelangen. Als Alternative zu den langen Umwegen, notwendig geworden durch die Sanierung der Deutzer Drehbrücke. So war es beantragt von der Bezirksvertretung Innenstadt (BV). Und so wurde es auch schon genehmigt vom Krisenstab. Doch die Umsetzung verläuft ähnlich wie der Loriot-Sketch „Das Bild hängt schief“.

Bei dem Versuch, es gerade zu rücken, kommt ein unglücklicher Umstand zum anderen – bis schließlich das ganze Zimmer in Trümmern liegt. So nun auch beim Treppenabgang: Aus Sicht der Verwaltung folgt da ein Problem aufs nächste, bis unter dem Strich die monströse Summe von rund 600 000 Euro steht. Darum sei es doch besser, es lieber gleich zu lassen. 370 000 Euro sind „nicht mehr auskömmlich“

Grundbruchgefahr des Gerüstbaus

Begonnen hat es mit einer Kostenschätzung für den kleinen Gerüstbau: 370 000 Euro. Diese Summe sei nun aber „nicht mehr auskömmlich“, teilen die Planer der BV mit. Das läge vor allem an einer Grundbruchgefahr, die von dem Gerüstbau für die Mole ausgehe. Um das zu verhindern, müssten die Fundamente größer werden. Platz hätten die aber nur näher am Rhein. Um dort seine Standfestigkeit noch zu gewährleisten, brauche es allerdings eine stärkere Aussteifung des Turms.

Doch wie kommt dann der ganze Beton und Stahl an die Baustelle? Über die Mole jedenfalls nicht mehr. Dafür bräuchte es dann schon einen 300 Tonnen schweren Kran am Ufer. Dummerweise ist die Ufermauer sanierungsbedürftig. 300 Tonnen – geht gar nicht. Gut, der Kran könnte auch an der Deutzer Werft zu stehen kommen. Dann bräuchte der allerdings einen großen Ausleger. Soll der Kran dabei nicht kippen, muss er schon sehr schwer sein. Auf jeden Fall zu schwer für die Werft.

Kostenhöhe zu enorm für ein Provisorium

Aber Moment: Ein Schwimmkran auf Pontons. Könnte das die Lösung sein? Ach nein: zu teuer. Die Kosten dafür kämen dann ja noch auf die bis dahin schon angehäuften 600 000 Euro oben drauf. Und das muss mal mit aller Deutlichkeit der BV gesagt werden: „Diese Kostenhöhe rechtfertigt aus Sicht der Verwaltung nicht mehr den unverhältnismäßigen Aufwand für ein Provisorium.“

Es braucht viel, um Bezirksbürgermeister Andreas Hupke sprachlos zu machen. Diese eskalierte Kalkulation hat es geschafft – zumindest kurzfristig. Dann entfährt es ihm lakonisch: „Der nicht zu erkennende Wille ist damit finalisiert.“ Am Donnerstagnachmittag tagt die BV. Was sie dieser Mitteilung erwidern soll, kann Hupke noch nicht sagen. Dass sie ihr aber was erwidern wird, kann er schon mal versprechen. Denn wenn eine Idee, die aus der Mitte der Gesellschaft kam, so mutwillig kaputtgerechnet werde, dürfe sich keiner mehr über Demokratieverdrossenheit beschweren.

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Reinhold Goss, unter anderem Fahrradbürgermeister, ist einer der Ideengeber für die Treppe zur Mole. „600 000 Euro? Dafür bekomme ich einen Aufzug mit Liftboy.“ Erst kürzlich habe ihn ein Bürger auf das Projekt angesprochen und gesagt: „Die Treppe kommt sowieso nicht.“ Nun weiß er, er hätte sich seine Gegenargumente sparen können. Da verbringt er doch lieber seine Zeit damit, nach den Niederlanden zu blicken. „Dort wird so etwas in wenigen Wochen realisiert.“

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