„Das tun wir uns nicht mehr an“Mittelalter-Fest Spectaculum kehrt Köln den Rücken

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Das „Mittelalterlich Phantasie Spectaculum“ soll es am Fühlinger See nicht mehr geben.

Köln – „So etwas haben wir noch nirgendwo sonst erlebt. In keiner anderen Stadt in Deutschland.“ Gisbert Hiller ist sauer. Der Veranstalter des „Mittelalterlich Phantasie Spectaculum“, das am vergangenen Wochenende zum 16. und letzten Mal am Fühlinger See stattgefunden hat, erhebt schwere Vorwürfe gegen die Kölner Stadtverwaltung. Unter diesen Bedingungen werde das beliebte Mittelalterfestival „definitiv nicht mehr nach Köln zurückkehren“, betont Hiller im Gespräch der Rundschau.

Kölner Bauaufsicht macht Festival rigorose Auflagen

Das in diesem Jahr erstmals für die Genehmigung des Festivals in Köln zuständige Bauaufsichtamt habe derart rigorose und kostspielige Auflagen gemacht, dass sich die Veranstaltung nicht mehr rechne. Der Fühlinger See sei „eine tolle Location“, aber das wiege die Nachteile nicht auf, so Hiller. „Wir waren vorher in Borken und Berlin. Da gab es keinerlei Probleme. In Köln lief in den 15 Jahren zuvor auch alles tadellos. Aber dieses Mal hat man uns nur Knüppel zwischen die Beine geworfen. Das tun wir uns nicht mehr an.“

Rund 40 000 Euro sowie „unzählige Telefonate und Mails“ haben die neuen Auflagen Hiller laut eigener Aussage gekostet. Früher habe man mit dem Kölner Sportamt, dem Ordnungsamt und dem Markt alles reibungslos geregelt, es habe nie Probleme oder Beschwerden gegeben. Doch nun habe die Bauaufsicht sechs verschiedene Gutachten verlangt und sogar Bierzelttische vor der Bühne verboten.

Auf Anfrage der Rundschau erklärte die Stadt, ein Baugenehmigungsverfahren sei erforderlich geworden, „da die Veranstaltungsfläche durch die Errichtung von Einfriedungen als bauliche Anlage zu bewerten ist“. Die Vorwürfe des Veranstalters wies das Bauaufsichtsamt zurück. Man habe Bierzeltgarnituren nicht verboten, es sei jedoch notwendig, „dass die Tische so gesichert werden, dass sie im Falle einer Räumung des Geländes nicht umfallen können.“ Aus diesem Grund habe der Veranstalter „selbst auf Bierzeltgarnituren verzichtet und stattdessen Tische mit Erdnägeln standfest gesichert“.

Ein weiterer Punkt: Für den Weg von der Konzertbühne zum Mittelaltermarkt durften Besucher nicht mehr die Brücke über den See benutzen, sondern mussten außen um den See herum gehen, an der Straße entlang, über die Autobrücke zum Parkplatz 2. Begründung der Stadt: „Das Konzept des Veranstalters sah zwei voneinander getrennte Veranstaltungsflächen vor. Für den Fall, dass Corona-bedingt das Konzert nicht zugelassen würde, hätte zumindest der Markt stattfinden können.“

Dass zwölf Flutlichtmasten aufgestellt werden mussten, ist laut Stadt „eine rechtlich notwendige Vorgabe zur Beleuchtung von Rettungswegen bei Ausfall der allgemeinen Beleuchtung“. Auch die Erstellung und Begutachtung einer Lärmprognose sei verpflichtend. Dass man „wesentlich mehr Sanitäter“ gefordert habe, treffe nicht zu, es seien zwei mehr gewesen.

Die Branche habe unter Corona brutal gelitten, da hätte man sich von der Stadt mehr Gesprächsbereitschaft gewünscht, sagt Hiller. Doch die Bauaufsicht habe „penibel, arrogant und selbstherrlich“ agiert. Das hätten in Köln auch andere Veranstalter erlebt, würden dazu aber schweigen. Nächstes Jahr will er mit dem „Spectaculum“ auf die Rennbahn in Neuss. Man sei bereits in Verhandlungen.  

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