Beweidungskonzept Worringer AueBürger reagieren bei Infoabend sehr emotional

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Sie können am wenigsten dafür und stehen doch im Blickpunkt: Die „Neuzugänge“ an der Rheinaue.

Sie können am wenigsten dafür und stehen doch im Blickpunkt: Die „Neuzugänge“ an der Rheinaue.

Worringen – Schon im Vorfeld war zu ahnen, dass die Infoveranstaltung, die von Straßen.NRW im Worringer Vereinshaus zum Thema Beweidungskonzept und Umsetzung des Pflege- und Entwicklungsplan (PEPL) organisiert hatte, ein aufregender Abend werden würde – denn schon seit Tagen wurde nicht nur in den sozialen Netzwerken kräftig über die Maßnahme diskutiert: „Wir werden hier von unserem Allgemeineigentum enteignet“, war zu hören, auch „Ich will da wieder hin und meine Seele baumeln lassen“.

An die 300 Anwohner waren gekommen, und sie ließen vor Ort ihren Gefühlen freien Lauf. Stellenweise musste die Diskussion sogar unterbrochen werden, da ein normaler Gesprächsverlauf nicht mehr möglich war. „Ihr nehmt uns unsere Heimat weg“, lautete einer der Vorwürfe.

Auch einige Tage nach der Veranstaltung ist für viele Worringer Bürger das Thema noch immer ein Aufreger. Kaspar Dick, Vorsitzender des örtlichen Bürgervereins, formuliert zwei Forderungen: Der Stacheldrahtzaun müsse weg und der Zugang zum Wasser wieder möglich sein. In einem Naturschutzgebiet habe ein Stacheldrahtzaun nichts zu suchen, man sorge sich um die Vögel, die sich da verletzen könnten. Und die Bevölkerung würde die Maßnahme so nicht akzeptieren. Als Bürgerverein sei man allerdings noch in der Findungsphase, wie die nächsten Schritte aussehen werden: „Wir wissen, dass es schon eine Unterschriftenliste und eine Petition gibt. Beides haben wir nicht initiiert, unterstützen die Aktionen aber“, so Dick.

Die Natur schützen

Joachim Bauer, stellvertretende Leiter des Grünflächenamts, kennt die Situation vor Ort, er war auch während der Informationsveranstaltung anwesend. „Viele Menschen sehen dieses Naturschutzgebiet als ihr Erholungsgebiet an und wollen das auch weiter so nutzen“, stellte er fest. Dabei hätten viele Bürger auch Nutzungsmöglichkeiten gefordert, die bereits lange vor dem Aufstellen des Zaunes verboten gewesen seien. „Allerdings wollen wir das Konzept nicht als erzieherische Maßnahme umsetzen, sondern die Natur schützen“, betonte Bauer.

Der Landschaftsraum sei in der Form für Köln einmalig: „Hier geht der Rhein nahtlos über auf die offenen Wiesenbereiche.“ Aus naturschutzfachlicher Sicht sei das ein ganz besonderer Ort“, erklärt er: Man habe die Weiden ganz bewusst so gewählt, dass die Glanrinder diese nicht kahl fressen, denn in den Gräsern, die stehen bleiben, könnten andere Tiere einen geschützten Lebensraum finden. „Wenn wir das Ufer freigeben und die Menschen dort grillen und Drachen steigen lassen, dann bekommen die bodenbrütenden Vögel Panik“, führt er weiter aus.

Naturschutz und Ausgleichsfläche

Das Gebiet an der Rheinaue Worringen-Langel ist seit 1991 als Naturschutzgebiet definiert. Schon seit dem Jahr 2000 besteht für die beiden Naturschutzgebiete (NSG) N1 (Rheinaue Langel – Merkenich) und N4 (Rheinaue Worringen – Langel) ein Pflege- und Entwicklungsplan (PEPL).

2015 wurde er zuletzt überarbeitet. Damals gab es eine städtische Informationsveranstaltung, die auch eine mögliche Einzäunung des Areals bekannt gab. Neu ist jetzt aber, dass das 31 Hektar große Areal nun als Ausgleichsfläche für den Bau der neuen Leverkusener Brücke eingesetzt wird. (jtb)

Mehrfach wurde vor Ort der Vorwurf geäußert, Straßen.NRW habe die Infoveranstaltung viel zu spät durchgeführt, man hätte die Bürger früher informieren müssen.

„Konstruktive Vorschläge“

„Ursprünglich sollten die Rinder erst im Juni kommen, daher war der Termin zur Veranstaltung für Anfang Mai geplant“, erläuterte Pressesprecherin Sabrina Kieback. Dann habe man kurzfristig umplanen müssen, da die Tiere schneller als gedacht ankamen. In Kürze soll es nun aber ein erneutes Gespräch mit der Stadtverwaltung geben, um die Situation vor Ort noch einmal zu besprechen.

„Zum Schluss der Infoveranstaltung gab es konstruktive Vorschläge, die wollen wir uns gerne noch einmal ansehen“, bestätigt auch Bauer. Ob am Ende die jetzige Zaungestaltung und Wegeführung geändert werden soll, konnte zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch niemand sagen.

In der am Donnerstag, 16. Mai anstehenden Sitzung der Bezirksvertreter steht das Thema ebenfalls auf der Tagesordnung.

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