Die kölschen Beach-BoysEin Abend mit den Jungs von „Planschemalöör“

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Planschemalöör

Planschemalöör bringt regelmäßig ihr Publikum zum singen und tanzen.

  • Die Jungs von „Planschemalöör“ werden auf den Bühnen gefeiert.
  • Wie eine Boyband hüpfen sie zu ihren Liedern hin und her, einen halben Meter vor ihnen jubelt ihnen das Publikum zu.
  • Es ist ein Abend zwischen Bus, Aufbau und Jubelsturm im Saal.

Köln – Kurz vor dem Höhepunkt des Abends wird es noch einmal ernst. Die Karnevalsfeier der Freiwilligen Feuerwehr in Longerich nimmt gerade Fahrt auf, da ertönt das Signal. Einsatz. Der Bereitschaftsdienst schlüpft aus seinen Kostümen, rein in die Uniform. Schnell sind die Einsatzkräfte zurück. Kurz darauf biegt ein grauer Bus in die Einfahrt auf der Longericher Hauptstraße ein. Vier junge Männer springen aus dem Neun-Sitzer und schlüpfen in ihre hellblauen Badehosen. Vor einer wandfüllenden Flagge mit dem Kölner Stadtwappen tanzen die Männer mit den knappen Höschen und weißen Shirts.

Köln: Planschemalöör bringt Publikum zum singen und tanzen

Wie eine Boyband hüpfen sie zu ihren Liedern hin und her, einen halben Meter vor ihnen jubelt ihnen das Publikum zu. An der gegenüberliegenden Wand dokumentieren Fotos die Meilensteine der Freiwilligen Feuerwehr. „Das ist schon was Besonderes, dass die hierhin gekommen sind“, sagt ein Feuerwehrmann in Arztkittel, der die Veranstaltung organisiert hat.

Die, das sind Sänger Juri Rother, Gitarrist Pierre Pihl, Schlagzeuger Mathis Raßmussen und Bassist Alex Mayer. Zusammen sind sie Planschemalöör. Mit sechs Auftritten ist dieser Samstagabend einer der stressigsten Tage der Session. Die junge Erfolgsband ist seit zwei Jahren im Karneval dabei. „Surfpop op Kölsch“ nennen sie ihre Musik. Ihr erstes Album „Poolparty“ erschien im Oktober, mit dabei: die Erfolgsnummer „Annabella“ – wie andere Stücke kompakte, mitreißende Popmusik.

Planschemalöör Ankunft

Bei der Feuerwehr in Longerich fahren Planschemalöör vor.

Zwei Auftritte in Ahrweiler und Kerpen haben die Jungs schon hinter sich, als sie in Longerich eintreffen. Weiter geht es im Pullmann. Dort feiern die Löstigen Paulaner Kostümsitzung. Der Veranstalter kommt in den Backstage-Bereich. „Der Auftritt verzögert sich etwas.“ „Wir können nicht warten“ sagt Anja Bauerett, die die Termine der Band koordiniert und heute den Bus fährt. Mit kleiner Verspätung geht es auf die Bühne. Schnell steht das ganze Publikum, auch der Mitmach-Teil funktioniert wie geplant. „Oh, „Annabella-bella“ singen die Jecken, der Gesellschaftvorstand wippt fröhlich im Takt. Schwer zu toppen für Bernd Stelter, der nebenan auf seinen Auftritt wartet. „War doch super“, ist die Band sich einig.

Planschemalöör Verkabelung

Nach der Ankunft folgt die Verkabelung hinter der Bühne. 

125 Auftritte hat die Band in dieser Session. Kostümsitzungen gehen meistens gut. Vor allem die Damenwelt liegt den kölschen Beach-Boys zu Füßen. Herrensitzungen seien schon schwieriger: „Nackte Männerbeine sind da nicht unbedingt erwünscht“, sagt Rother. „Es gab schon ein paar schlimme Auftritte. Da haben wir in tote Gesichter gespielt.“

Planschemalöör vor dem Auftritt

Manchmal dauert es, bis die Jungband Gas geben kann.

Sänger Juri Rother, dunkler Teint, schwarze Haare und Dreitagebart, kommt gebürtig aus Köln, genauer gesagt aus Porz. „Dass ich aber nicht so aussehe und trotzdem auf Kölsch singe, ist für viele irritierend.“ Seine Wurzeln hat er in Panama, doch für seine Biographie, sagt er, sei das unbedeutend. Er kennt Panama nicht, war noch nie in da. Als er in den Anfangszeiten der Band Auftrittsmöglichkeiten suchte, in eine Kneipe ging und sich und seine Kollegen vorstellte, bekam er eine Antwort, die er vermutlich nie vergessen wird. „Hömma, find isch richtisch joot, dat su ne Paselack wie do kölsche Musik määt.“ Die Geschichte erzählt Rother bei jedem Auftritt. Nicht mahnend, mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit Humor.

„Heimat“ funktioniert überall

Jedes Mal ist das Gelächter im Publikum groß. Aus der Begegnung mit dem Wirt ist das Lied „Heimat“ entstanden. Es funktioniert im Feuerwehrhaus genauso wie im Pullmann. „Es geht nicht darum, wie wir aussehen, sondern darum, was wir machen“, sagt Rother. Die Menschen nehmen sich in den Arm und schunkeln. Vielleicht denken sie auch über die Botschaft nach. Die ruhigen Töne sind ein klarer Kontrast zum Rest des Programms. Auch bei „Deine Sitzung“ in den Balloni-Hallen in Ehrenfeld kommt diese Mischung bestens an. Wenige Minuten vor Auftrittsbeginn steht die Band am Backstage-Eingang vor verschlossenen Türen. Ein paar aufgeregte Anrufe vom Gitarristen später, öffnet Crewmitglied Hans die Tür. „Entspannt euch“, sagt Rother. „Wir müssen gleich auf die Bühne.“ Keine fünf Minuten später haben sie ihren Platz eingenommen. Das Publikum der alternativen Sitzung unter dem Motto „Alaaf Aleikum“ ist leicht zu überzeugen. Ein paar gut getaktete Tanzschritte, und Planschemalöör hat die Menge im Griff. „Echte Männer tanzen nicht“ heißt eine Nummer – die Aussage wird schnell widerlegt. Ein Sultan steigt in der letzten Reihe auf die Bank und schwingt unter großem Jubel seiner weiblichen Begleitung mit den Hüften.

Planschemalöör Auftritt

Endlich: Planschemalöör legt auf Bühne los. 

Jede Menge Hüftschwung ist bei Planschemalöör auch auf der Bühne angesagt. Nach der längsten Fahrt an diesem Abend nach Höhenhaus, können die vier Bandmitglieder noch einmal alles geben. Mittlerweile ist es 23.15 Uhr, im Schützenheim Hubertus feiert die KG Schmitz und Fründe. Der Raum – eigentlich viel zu groß für die anwesenden Leute – ist mit bunten Luftballons geschmückt. Ein Hauch von Dorfdisco auf der Schäl Sick.

Konstante Stimmungssteigerung

„Da kann alles passieren“, sind sich die Bandmitglieder einig. Womit keiner gerechnet hat: Die Gäste können mehr als „Heimat“ und „Annabella“ mitsingen und haben noch richtig Lust zu feiern. Ein betrunkener Matrose fällt beinahe auf die Bühne. „Mach mal ein Solo“, ruft er Gitarrist Pierre zu. Der nickt nur. „Mach ich gleich“.

Nach zwei Zugaben begleitet das Publikum die Band mit lautstarken „Annabella“-Rufen über die Terrasse zurück zum Bus. „Ich habe noch richtig Energie“, sagt Juri. „Konstante Stimmungssteigerung war das heute.“ Und auch Schlagzeuger Mathis hat noch Reserven. „Oh, Anabella-bella“ singt er. „Ein Ohrwurm vom eigenen Lied“, sagt Fahrerin Anja und schmunzelt. Die Reise geht weiter. 

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