„The Good Food“ in Köln-EhrenfeldE-Rad darf nicht in Ladezone – nur Verbrennungsmotor

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Wo kann Nicole Klaski ihr Lastenrad abstellen, wenn sie damit umweltfreundlich Waren für ihr Geschäft aus dem Lager geholt hat? Auf keinen Fall auf der Ladezone, die sie eigens dafür beantragt hat. Sagt die Stadt.

Wo kann Nicole Klaski ihr Lastenrad abstellen, wenn sie damit umweltfreundlich Waren für ihr Geschäft aus dem Lager geholt hat? Auf keinen Fall auf der Ladezone, die sie eigens dafür beantragt hat. Sagt die Stadt.

  • Bis zu 300 Kilo lassen sich klimafreundlich auf einem Lastenrad transportieren.
  • Doch über die nötige Infrastruktur für diese Räder hat bislang kaum jemand nachgedacht.
  • Das erlebte Ladenbesitzerin Nicole Klaski am eigenen Leib.

Ehrenfeld – Ganz selbstverständlich wollte Nicole Klaski ihr Fahrzeug in der neuen Ladezone vor ihrem Geschäft „The Good Food“ an der Venloer Straße abstellen. Genau dafür hatte sie ja die Ladezone selbst beantragt, zwei Pkw-Parkplätze waren dafür umgewidmet worden, von 8 Uhr morgens bis 18 Uhr abends ist hier nun Parkverbot. Doch als Klaski gerade mit dem Entladen loslegen wollte, kam ein Mitarbeiter des Ordnungsamtes auf sie zu und teilte ihr mit, das gehe so aber nicht – bitte zum Entladen auf den Gehweg fahren.

Der Grund: Nicole Klaski war nicht mit einem Lkw oder Kleintransporter mit Verbrennungsmotor unterwegs, sondern mit einem Lastenrad. „Der Mann vom Ordnungsamt hat zur Begründung noch gesagt, dass das Lastenrad nicht einmal ein Nummernschild habe, sie könnten mich ja nicht mal verwarnen, wenn ich es falsch abstelle.“

Zum Entladen auf den Gehweg

Sie fährt ein Lastenrad mit Elektromotor, das sich schon auf den ersten Blick von den üblichen Modellen mit größerem Korb vor dem Lenker unterscheidet: Bis zu 300 Kilogramm kann sie damit transportieren, wenn sie ihre Ware von der Lagerhalle in der Leyendecker Straße holt. „Natürlich kann ich das zum Entladen auf dem Gehweg abstellen, aber der ist dann blockiert – ein Irrsinn“, schimpft sie.

Wer die Verkehrswende will, muss mehr Raum für Fahrräder schaffen, auch für die Lastenräder. Die Stadt Köln hat deshalb im Jahre 2019 den Erwerb von mehr als 900 Lastenrädern mit 1,9 Millionen Euro gefördert. Außerdem gibt es für diesen Zweck eigene Fördertöpfe bei Land und Bund. Doch über die nötige Infrastruktur für diese Räder hat bislang kaum jemand nachgedacht. Deshalb stellten die Fraktion der Grünen und Einzelmandatsträger Harald Schuster (Deine Freunde) in der Ehrenfelder Bezirksvertretung den Antrag, nicht nur „alle bereits bestehenden Ladezonen im Stadtbezirk auch für Lastenräder freizugeben“ und auf Wunsch von Geschäftsleuten Pkw-Parkplätze zu speziellen Ladezonen für diese Transportmittel umzuwidmen.

Das Förderprojekt

Kleinunternehmen, Vereine, aber auch Zusammenschlüsse von Privatpersonen konnten bis Juni 2019 einen Zuschuss bei der Finanzierung eines Lastenrades beantragen. Gewährt wurden maximal 2500 Euro pro Rad. Gespanne, also Lastenfahrräder mit Anhänger, erhielten sogar eine Förderung bis zu 3000 Euro. Rund 900 Anträge, so die Stadt, bewiesen „großes Interesse“, deshalb soll das Förderprojekt 2020 fortgesetzt werden. Infos dazu in Kürze auf der Homepage.

www.koeln-stadt.de

Darüber hinaus sollen noch 2020 „mindestens 100 Stellplätze speziell für Lastenfahrräder“ geschaffen werden, in den folgenden Jahren jeweils 30. Die Antragsteller begründen dies auch mit potenziell steigendem Umsatz für die Ladeninhaber: Schließlich führen immer mehr Bürger mit dem Lastenrad zum Einkaufen, und vor den Läden hätten mehr Räder Platz als Autos. Sogar die Skizze eines speziellen Lastenrad-Parkplatzes mit schräg gestellter Radnadel hatten die Antragsteller beigefügt, ein eigenes Verkehrsschild mit Piktogramm gibt es auch schon.

Hendryk Colmer vom Amt für Straßen und Verkehrsentwicklung betonte zunächst, eine Bedingung des städtischen Förderprogramms für Lastenräder sei gewesen, dass sich die Antragsteller eigenständig um Abstellplätze kümmern. Aber: „Die Verwaltung hat den Bedarf an Abstellmöglichkeiten im öffentlichen Raum erkannt und ist auch bereits entsprechend tätig geworden.“ Allerdings sei es aus rechtlichen Gründen noch nicht möglich, einzelne Standorte explizit für Lastenräder auszuschildern. Dazu müssten erst die rechtlichen Rahmenbedingungen und Verwaltungsvorschriften angepasst werden. Deshalb dürften auch die Ladezonen nicht von Lastenrädern genutzt werden. Überdies sei die Einrichtung von gleich 100 Stellplätzen im Jahr 2020 von der Verwaltung nicht zu stemmen.

Verwaltungsvorschriften nicht angepasst

Die Grünen und Harald Schuster blieben jedoch bei ihrem Antrag, der mehrheitlich gegen die Stimmen der CDU-Fraktion und Bezirksvertreterin Marlis Pöttgen (FDP) bei Enthaltung der Linken und Bezirksvertreter Jürgen Brock-Mildenberger (SPD) angenommen wurde. Christoph Besser (Linke) bemängelte, dass die Förderung von Lastenrädern zwar sinnvoll sei, doch im Rahmen einer „Gesamtkonzeption zur Schaffung von Radabstellplätzen“ gesehen werden müsse. Marlis Pöttgen meint, wenn der Radverkehr ausgeweitet werde und einen immer größeren Teil des öffentlichen Raums einnehme, müsse man entsprechende Konsequenzen akzeptieren: „Dann müssen wir über die Erhebung von Parkgebühren nachdenken.“

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