„Verschwendet eure Stimme nicht!“Hansa-Gymnasiasten veranstalten Podiumsdiskussion

Lesezeit 3 Minuten
Intensive Debatte rund um Klimaschutz, Seenotretter, Menschenrechte: Hansa-Schüler haken bei Politikern kritisch nach.

Intensive Debatte rund um Klimaschutz, Seenotretter, Menschenrechte: Hansa-Schüler haken bei Politikern kritisch nach.

Köln – „Ihr habt eine Stimme. Nutzt sie, Verschwendet sie nicht!“ Viel Applaus begleitet den Appell von Moderator Mauro Flügel an rund 200 Mitschülerinnen und Mitschüler bei der Schlussmoderation der Talkrunde zur Europawahl. Unter den rund 200 Jugendlichen aus der Oberstufe des Hansa-Gymnasiums sitzen viele Erstwähler, die im Mai erstmals ihre Stimme abgeben werden. Und eine ganze Reihe, die an „Fridays for Future“-Demos für Klimaschutz teilnehmen.

„Vielfalt ist Teil unserer Identität. Zum Konzept als Unesco-Schule gehört es, die demokratischen Grundsätze zu leben“, so Schulleiterin Erika Nausester-Hahn am Montag in der Aula. Die Schüler des „Hansa“, zurzeit ins Abendgymnasium Gereonsmühlengasse ausgelagert, setzen bei der selbst organisierten Podiumsdiskussion Themen-Schwerpunkte, die sie bewegen. Die jungen Talkmaster haken nach: Wie stehen Sie zur Teilnahme an den Demos? Welche Positionen vertreten Sie bei der Klimapolitik? Was würden Sie umsetzen, wenn Ihre Partei die Mehrheit bei der Europawahl gewinnen würde? Täglich sterben viele Menschen im Mittelmeer auf der Flucht nach Europa: Versagt die Politik?

Ablehnung der Kriminalisierung von Seenotrettern

Viel Applaus gibt es bei Politiker-Statements zur Ablehnung der Kriminalisierung von Seenotrettern und für eine humane Migrationspolitik oder Lob für Schülerdemos für besseren Klimaschutz. Als Gewinner aus der Wahl hervorzugehen, das malen sich alle geladenen Kandidaten gern in Zukunftsvisionen aus. Teams der Grundkurse Sozialwissenschaften des Abijahrgangs der „Q2“ befragen Axel Voss (CDU), Claudia Walther (SPD), Gerd Kaspar (FDP), Stefan Matthias Pape (Grüne Jugend Köln), Murat Yilmaz (Linke) und Stephan Boyens (AfD-Fraktionsvorsitzender Köln). Mehrheitlich einig sind die Teilnehmer sich im Engagement für ein stärkeres demokratisches Europa. Für eine gemeinsame Außen-, Asyl- und Sicherheitspolitik plädiert etwa Christdemokrat Voss. Der Liberale würde die Digitalisierung vorantreiben und in einer Europäischen Verfassung festschreiben, was sie eint. Die United States of Europe wären für die SPD ein Ziel, auf kurze Etappe steht für sie etwa der stärkere soziale Zusammenhalt im Fokus, Mindestlohn, Stärkung von Seenotrettung und Klimaschutz.

Sonderapplaus erhält der junge Grüne für seine Forderung der Herabsetzung des Wahlalters auf 16, eine stärkere Sozialunion, ein freies Netz und das Ziel, bis 2030 ein plastikfreies klimaneutrales Europa zu haben. „Respekt“ habe er für die Klima-Demonstranten: „Sie schwänzen nicht die Schule, sie setzen sich intensiv inhaltlich mit dem Thema auseinander.“ Vehement gegen populistische „Abschottungspolitik“ und „Kriminalisierung von Seenotrettern“ setzt sich Yilmaz von der Linken ein. „Wir stehen für eine EU der Menschenrechte.“ Positionen des rechtsaußen platzierten Boyens stoßen auf dem Podium auf Kritik. Er befürworte unter anderem, den Euro auf den Prüfstand zu stellen, eine „bessere Steuerung der Migrationspolitik“ und „Europas Vielfalt zu erhalten“ – gleich einem „Obstsalat. Wir wollen keinen Smoothie“. Ein Schülerfazit: „Wir können uns jetzt besser eine eigene Meinung bilden.“

Rundschau abonnieren