Kölner Laden seit 175 JahrenLicht Remagen ist fast so alt wie die Glühlampe

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Heinrich Remagen (68, r.) übergibt sein Beleuchtungshaus an seinen Sohn Oliver (33).

  • Das Kölner Lichtgeschäft Remagen am Neumarkt feiert 175. Jubiläum und ist damit fast so alt wie die Glühlampe.
  • Und der nächste Generationenwechsel wird vorbereitet: Heinrich Remagen (68) übergibt sein Beleuchtungshaus an seinen Sohn Oliver (33).
  • Ein Blick in eine leuchtende Kölner Institution.

Köln – Die Geschichte des Geschäfts ist etwa so alt wie die Geschichte der Glühlampe: 175 Jahre. Für die Glühlampe gibt es inzwischen zahlreiche Nachfolger. Auch das Leuchtengeschäft Remagen hat über Generationen Bestand. Der nächste Wechsel wird gerade vollzogen. Heinrich Remagen (68) übergibt sein Beleuchtungshaus an seinen Sohn Oliver (33). Sein Sohn Patrick (34) ist ebenfalls eingebunden. Weitere Veränderungen stehen an: Der bekannte Laden in der Innenstadt wird aufgegeben. Stattdessen soll 2021 ein Laden mit einem anderen Konzept am Girlitzweg in Ehrenfeld öffnen.

„Der Trend läuft gegen den Einzelhandel“

„Es ist schwieriger geworden“, sagt Heinrich Remagen mit Blick auf sein Geschäft, das seit 1964 am Neumarkt ist. „Der Trend läuft gegen den Einzelhandel“, glaubt er. Die Zukunft sieht die Familie in der Stärkung von Dienstleistungen. Am neuen Standort soll die Planung und Beratung von Licht- und Raumqualität im Mittelpunkt stehen, eingebettet in ein Miteinander von benachbarten Branchen – als großes Gesamtpaket für die Kunden. Der Mietvertrag für das Geschäft am Neumarkt ist zum Ende des Jahres gekündigt, bis dahin sind Sonderangebote und Aktionen geplant. 

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Tausende Lampen und Leuchten finden sich im Verkaufraum.

Wegen der Corona-Krise ist das Geschäft derzeit geschlossen. „Wir werden nach Beendigung dieser Zwangsmaßnahme sofort wieder öffnen“, kündigt Heinrich Remagen an. Eine Ausstellung mit Fotoarbeiten, die eigentlich für den April geplant war, wurde verschoben. Sie soll aber nachgeholt werden. Die Mitarbeiter sind in Kurzarbeit. „Wir alle freuen uns darauf, wieder für unsere Kunden da zu sein“, teilt Remagen mit. Ausgewählte Designleuchten werden auch über die Webseite präsentiert.

Von der Straßenbeleuchtung zum Lampengeschäft

Der Familienbetrieb hat sich in 175 Jahren schon öfter neu ausgerichtet. Gottfried Remagen, der das Unternehmen 1845 gründete, war Klempner und verlegte Gasrohre für die öffentliche Straßenbeleuchtung in Köln. In seinem Laden an der Lintgasse kam er auch mit Privatleuten ins Geschäft. Sohn Gerhard Remagen eröffnete 1882 einen Laden für Lampen an der Martinstraße und blieb gleichzeitig der Gas- und Wasser-Installation treu. Heinrich Remagen gründete Anfang des 20. Jahrhunderts am Neumarkt eine Leuchtenfabrik und stattete Lichtspielhäuser aus. Aus dieser Zeit ist kaum noch etwas erhalten – die Fabrik wurde im Krieg mehrfach ausgebombt.

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Das Geschäft am Neumarkt

Artur Remagen war gelernter Gürtler, konnte also aus Metall kunsthandwerkliche Gegenstände formen, und eröffnete 1949 einen Einzelhandel für Beleuchtung und Kunstgewerbe an der Zeppelinstraße. 1964 zog er an den Neumarkt. Heinrich Remagen studierte Steuerrecht, stieg aber 1981 ins Unternehmen ein, das er 2010 durch eine Insolvenz führte. Man konnte letztlich weitermachen. 

Oliver Remagen ist gelernter Gestalter für visuelles Marketing. Die Architektur habe sich verändert, erklärt er, „alles ist grundlegend anders als früher“. Er arbeitet gerne mit Stilbrüchen und entwirft eigene Lampen. Wie die ausladenden, glitzernden Kronleuchter oder die Pendelleuchte „Gatsby“. Das Design ist schlicht: ein Kabel, eine Fassung, eine Glasscheibe, eine Glühbirne. Die Farben von Scheiben und Fassungen erzeugen unterschiedliche Effekte.

Tausende Glühlampen liegen noch im Lager

Heinrich Remagen hat sich seinerzeit auf Lichtgesundheit spezialisiert. Für ihn trägt eine perfekte Beleuchtung zu Gesundheit und Wohlbefinden bei, auch im Büro: „Arbeitsplätze, an denen man nichts sehen kann, machen müde“, sagt Heinrich Remagen. „Die Leute sind nicht leistungsfähig, wenn das Lichtkonzept nicht stimmt.“

Die beste Lichtquelle ist für ihn die Glühlampe, die seit 2009 nicht mehr hergestellt wird, weil sie viel Energie verbraucht. Heinrich Remagen sieht das anders: Die Glühlampe sei wie die Sonne ein „Wärmestrahler“ und „ihr Licht entspricht daher nahezu perfekt unseren Sehorganen“, erklärt er. Schon vor Jahren hat er entschieden, dass ein Vorrat an Glühbirnen angelegt werden muss. Sie leuchten nun in der Lampe „Gatsby“. Aber es liegen auch noch sehr viele auf Lager, wohl „ein paar tausend Stück“.

Remagen, Neumarkt 35-37, geöffnet dienstags bis samstags 10 bis 19 Uhr, Telefon 0221/ 20797. remagenlicht.de

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