So geht's weiter mit den Hallen KalkInitiativen wollen so bald wie möglich loslegen

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Ein riesiges Areal, das derzeit weitgehend brach liegt: Das frühere Gelände von Klöckner-Humboldt-Deutz in Kalk.

Kalk – Ein „funktionierendes Quartier“ soll es werden, betonte Niklas Kienitz, bei dessen Entwicklung die Bedürfnisse der Bürger im Mittelpunkt stehen. Deshalb habe man bewusst nicht nach einem potenten Investor gesucht, der auf dem ehemaligen Gelände von Klöckner-Humboldt-Deutz nördlich der Dillenburger Straße hochpreisigen Wohnungsbau betreibt, so der CDU-Politiker und Vorsitzende des Stadtentwicklungsausschusses (StEA): „Wir wollten eine mehrdimensionale Nutzung, die verschiedene Elemente verbindet, Projekte aus Kalk zum Beispiel.“

Konzept schon 2017 beschlossen

Kienitz bekräftigte dies, als es im Wandelwerk an der Liebigstraße um die Hallen Kalk ging. Denn der Bund Deutscher Architekten (BDA) hatte den Abend nicht ohne Grund unter die Überschrift „Wie geht es weiter?“ gestellt: Ungeduld macht sich breit in Kalk, auch Skepsis. Seit 2017 liegt ein allseits hochgelobtes und 2019 vom Rat verabschiedetes Konzept der BeL. Sozietät für Architektur vor – passiert ist seither nichts. Auch Brigitte Scholz, Leiterin des Amts für Stadtentwicklung und Statistik, die sich neben Vertretern von BeL, gemeinnützigen Stiftungen und künftigen Nutzern des Geländes der Diskussion stellte, nannte das Konzept schlicht „wunderbar“.

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Initiativen, wie der Kulturhof, wollen in den Hallen Kalk gemeinnützige Projekte und Begegnungsstätten einrichten. 

Obwohl die Verwaltung nach Ansicht einiger Beteiligter die Hauptschuld am derzeitigen Stillstand trägt. So hat sie bislang etwa das Modell der Akteurskonferenz nicht ernsthaft in Erwägung gezogen. Die hatte vorgeschlagen, die Stadt solle diesen Teil des Areals an die gemeinnützige Stiftung trias verkaufen. Die trias wiederum würde Teile jeweils in Erbpacht an die einzelnen Vereine vergeben.

Stadt will Osthof in Erbpacht vergeben

Doch das lehnt die Verwaltung bislang ab. Scholz bekräftigte, dass die Stadt Eigentümerin bleiben und den Osthof in Erbpacht einem einzelnen Investor überlassen sollte, der seinerseits an Interessenten weiterverpachtet: „Man sollte das Gebiet nicht in kleine Stücke schneiden, das wäre dann nicht mehr handhabbar“, sagte die Amtsleiterin. Für Meryem Erkus vom Kulturhof Kalk e. V. ist die Forderung „Erbpacht nur in Gänze“ nicht akzeptabel: „Die Struktur der Initiativen ist sehr individuell, sie haben zum Beispiel unterschiedliche Zugänge zu Fördergeldern, die kann man nicht alle gleich behandeln.“ Sie fürchtet auch, dass sie als „Unter-Erbpacht-Pächterinnen“ der Willkür eines letztlich gewinnorientierten Investors ausgeliefert wären. Dass sein Geschäftsmodell funktionieren könnte, so Erkus, habe etwa der Kulturhof bewiesen, indem er einen Business-Plan präsentierte, der den Verein drei Jahre nach der Eröffnung in den schwarzen Zahlen sehe. 

Co-working space oder Ateliers?

Richtig schwierig wurde es, als Grüne und CDU im August im Wirtschaftsausschuss überraschend einen Antrag vorlegten, wonach die Verwaltung prüfen soll, ob die Stadt im Gebäude Dillenburger Straße 65 ein Co-Working Space betreiben könnte. „Dieses Gebäude spielt für uns eine zentrale Rolle, dort wollten wir Ateliers, Proberäume und einen Veranstaltungsraum unterbringen, um darüber andere Aktivitäten zu finanzieren.“  Kienitz betonte immerhin, dass diese Prüfung „kein Präjudiz für die konkrete Vergabe“ darstelle und räumte „Fehler bei der Kommunikation“ ein. Eine Prüfung der baulichen Substanz und eine genaue Wertermittlung sei aber – da stimmten die anwesenden Fachleute zu – Grundlage für alle künftigen Entscheidungen. Schließlich müsse man einen zweistelligen Millionenbetrag zur Sanierung der alten Hallen einkalkulieren und sei auf Fördermittel angewiesen.

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Gemeinwohl droht auf der Strecke zu bleiben

Der StEA-Vorsitzende stellte auch klar, dass es keinen politischen Beschluss zur Vergabe per Erbpacht gebe, auch die Möglichkeit eines Verkaufs von Teilstücken könne noch einmal geprüft werden. Letztlich sei das eine Entscheidung der Politik. Ein Besucher der Veranstaltung war damit keineswegs zufrieden. Er fürchtete, am Ende werde nur ein kleiner Teil des Geländes als „Alibi“ an gemeinwohlorientierte Initiativen vergeben, während die Verwaltung den großen Rest unter rein praktischen und wirtschaftlichen Kriterien verteile. Meryem Erkus aber schöpfte Hoffnung, nicht nur, weil das Modell der Akteurskonferenz offensichtlich nicht völlig ad acta gelegt ist. Auch in punkto „Pioniernutzung“ hatte sich etwas bewegt.

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Das Domid, Museum für Migration, ist als zukünftiger Mieter in den Hallen Kalk gesetzt. 

Zwischennutzung einzelner Areale 

Denn Brigitte Scholz deutete an, dass sie sich eine vorübergehende Nutzung einzelner Teile des Areals vor Abschluss aller Prüfungen durch einige der Akteure vorstellen könne. „Das habe ich ja noch nie von Ihnen gehört“, kommentierte Kienitz schmunzelnd. Denn bis alle Prüfungsergebnisse vorliegen, wird noch eine Weile vergehen, das nervt nicht nur Meryem Erkus: „Ist doch krass: Im Stadtteil herrscht überall Gedränge, und dann haben wir so ein freies Riesengelände, das einfach nicht genutzt wird. Wir würden gern jetzt da reingehen und arbeiten. Dann könnten wir zur nächsten öffentlichen Veranstaltung im Juni 2021 schon was vorzeigen.“

Konzept 

Das  Konzept der BeL. Sozietät für Architektur sieht auf dem rund 10,7 Hektar großen Gelände ein soziales und kulturelles  Zentrum mit großzügigen Grünflächen und einer am Gemeinwohl orientierten Nutzung vor. Jetzige Nutzer wie die Abenteuerhallen Kalk oder die Pflanzstelle könnten an Ort und Stelle bleiben, hinzu kämen Kleingewerbe, Gastronomie, Sport- und Freizeitmöglichkeiten zu günstigen Preisen.

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