Killerzellen aus KölnCellex entwickelt Therapieprodukte gegen Krebs

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Knochenmarkspende Symbol

Symbolbild

Der Kampf gegen den Krebs wird auch in einem schlichten Backsteinbau im Kölner Norden geführt: Hier hat das Unternehmen Cellex ein hochmodernes Labor eingerichtet, um eine Waffe gegen die Krankheit zu schärfen. Cellex verändert körpereigene Abwehrzellen gentechnisch so, dass sie gegen Tumorzellen angehen können. Im Prinzip wird das eigene Immunsystem aufgerüstet, im Unterschied zu einer Chemotherapie, „wo der Krebs mit einem Medikament behandelt wird“, erklärt Carla Kreissig, Geschäftsführerin der „Cell Manufacturing Plant“, also der Zellfertigungsanlage.

Sechs Labormodule stehen in Ossendorf zur Verfügung, die weißen Räume wurden einfach in einen leerstehenden Lagerraum hereingesetzt – das ging schneller und war kostensparender, als einen Neubau hochzuziehen. In den Modulen arbeiten die Gen- und Krebs-Spezialisten, bekleidet mit blauen Hosen und Oberteilen, blauen Kitteln, Handschuhen, Mundschutz und Haarnetz, Spezialsocken verschließen noch die Hosenbeine. Rein gar nichts von draußen darf bei der Arbeit dazwischenkommen. Erfahrene Mitarbeiter schaffen den Weg durch die Sicherheitsschleusen in etwa zehn Minuten, heißt es.

Millionen-Investitionen und 170 neue Arbeitsplätze geplant

Auf den Laboren – immer noch im Innern der Lagerhalle – verlaufen unzählige große und kleine Metall-Rohre: Sie sind wichtig für das Laborklima und die absolut saubere Luft: „Das ist notwendig, weil jeder Partikel potenziell einen Keim trägt“, sagt Carla Kreissig.

Der „Reinraumbereich“ ist 680 Quadratmeter groß, 80 Mitarbeiter sind hier mit der Entwicklung der Zelltherapieprodukte beschäftigt. Dabei ist nur der erste Bauabschnitt fertig. Der zweite schließt sich direkt an. Bis 2021 investiert Cellex weitere 18 Millionen Euro, stockt die Zahl der Mitarbeiter auf 250 auf. „Die Cellex Manufacturing Plant wird sich zur größten Produktionsstätte für zelluläre und gentechnologische medizinische Produkte in Europa entwickeln“, kündigt das Unternehmen an.

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Das war NRW-Wirtschafts- und Innovationsminister Andreas Pinkwart einen Besuch wert. Das Thema Biotechnologie habe eine „hohe Relevanz für das Wohlergehen der Bevölkerung“, sagte er und warb gleichzeitig für den Standort NRW: „Wir haben die klugen Köpfe hier, Millionen Menschen und die Logistik.“ Auch bei Cellex schätzt man diesen Ballungsraum. 50 Hochschulen befänden sich in der Nähe, die Transportwege seien vergleichsweise kurz, erläutert Prof. Dr. Gerhard Ehninger (67), Gründer und Eigentümer des Unternehmens.

Geschäftsführer bis vor einigen Jahren bei DKMS

Der Spezialist für Hämatologie und Onkologie, also für Blut- und Krebserkrankungen, gehörte 1991 zu den Gründungsgesellschaftern der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) und baute das erste Entnahmezentrum für Stammzellen in Dresden und später in Köln auf. Dieses gilt als die größte Einrichtung dieser Art weltweit. Vor einigen Jahren verließ Gerhard Ehninger die DKMS. Cellex hat einen weiteren Standort im Mediapark, der auf die Entnahme von Stammzellen und Knochenmark spezialisiert ist und arbeitet dabei auch mit der DKMS zusammen.

So funktionieren die Killerzellen

Durch eine genetische Veränderung werden Abwehrzellen, die vom Patienten selbst stammen, „die Fähigkeit zurückgegeben, Krebszellen zu erkennen und zu vernichten“, teilt Cellex mit. Es handele sich um eine Therapiemöglichkeit für „zahlreiche Krebserkrankungen“. Allerdings wurden Rückfälle beobachtet, ebenso Nebenwirkungen durch eine „überschäumende Wirksamkeit“, wie Fieber oder Blutdruckabfall, zum Beispiel bei Patienten mit Leukämien. Cellex arbeitet aktuell an der Entwicklung von Abwehrzellen, die sich steuern lassen. „Die punktgenaue Aktivierung der körpereigenen Immunabwehr, die gezielt gegen Tumorzellen vorgeht, ist derzeit der vielversprechendste Ansatz gegen Krebserkrankungen“, erklärt Prof. Dr. Gerhard Ehninger. (kl)

In Ossendorf ist das Unternehmen dagegen verstärkt mit der Entwicklung neuartiger Behandlungsmethoden beschäftigt. Auch große Pharmaunternehmen setzen auf die Expertise von Cellex. „Wir sind eng verzahnt mit anderen“, deutet Carla Kreissig an. Der Bedarf ist groß, Cellex tritt den Engpässen mit der Ausweitung der Produktion entgegen. Theoretisch könnten derzeit 800 Patienten jährlich mit den hergestellten Zelltherapieprodukten behandelt werden, in ein paar Jahren könnten es laut Gerhard Ehninger 3200 sein. Weltweit laufen große klinische Studien. Eine bereits geplante Studie mit den neu entwickelten Cellex-Produkten durchläuft gerade die Genehmigungsverfahren und soll im kommenden Jahr beginnen.

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