Kinder ohne FrühstückKölner packen seit fast 20 Jahren Essensrationen für Bedürftige

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Zwei Säcke mit Lebensmitteln haben Ernst Mommertz und Erika Wittkamp gepackt – wie so oft in 20 Jahren.

Zwei Säcke mit Lebensmitteln haben Ernst Mommertz und Erika Wittkamp gepackt – wie so oft in 20 Jahren.

Köln – Rotkohl, Mais, Reis, Würstchen – 19 verschiedene haltbare Lebensmittel stecken in dem Sack, der einmal im Monat in Ossendorf gepackt wird. Er wird zu Menschen gebracht, die zu wenig Geld haben, um sich ausreichend Lebensmittel zu kaufen.

Ernst Mommertz und Erika Wittkamp haben die Aktion vor fast 20 Jahren ins Leben gerufen und leiten sie auch heute noch mit Herz und Disziplin – wie zwei Menschen das eben leisten können, die sich seit 50 Jahren aus der gemeinsamen Vorgeschichte bei einer internationalen Spedition kennen. Die beiden haben aus dem Verein ein Unternehmen mit fünf Angestellten und 30 Helfern gemacht. Die Hans und Marlies Stock-Stiftung übernimmt aus uralter Freundschaft die Miete einer ehemaligen Druckerei, in der die Lebensmittel lagern und zusammengestellt werden.

Einmal im Monat kauft Mommertz aus Spendengeldern für 15 bis 20.000 Euro ein, meist bei Selgros. „Die mehr als 850 Empfänger wurden uns von Kirchen und Caritas genannt. Wir schauen auch, wie es ihnen geht. Es sind derzeit 3500 Einzelpersonen“, berichtet Mommertz, der schon in den 60er Jahren bei den Wirtschaftsjunioren den Arbeitskreis Soziales gründete und Knackis zur Resozialisierung in Arbeit vermittelte. Später setzte er sich für junge Frauen aus zerrütteten Familien ein, bis er nach dem Ende der Speditionskarriere als selbstständiger Unternehmensberater ein neues Betätigungsfeld suchte und „Helfen durch Geben – Der Sack“ gründete.

Kindergärten erhalten frische Lebensmittel

Seit zwölf Jahren beliefert er auch Kindergärten mit frischen Lebensmitteln. „OB Fritz Schramma hatte mich darauf hingewiesen, wie arm manche Kinder sind, dass sie ohne Frühstück in die Kita kommen und oft das gesamte Wochenende nichts zu essen haben. Ich konnte es am Anfang gar nicht glauben, dass es sowas gibt“, erklärt Mommertz. Gerade hat er dem 17. Kindergarten im Stadtgebiet regelmäßige Lieferungen zugesagt. „Rund 1200 Kinder profitieren davon. Alles Fälle, in denen es hoffnungslos wäre, auf die Eltern einzuwirken.“ Teekanne spendiert Teebeutel und Henkel Waschmittel. Außerdem kauft Mommertz Bio-Kartoffeln ein. „Die kommen super an, und man muss sich mal vorstellen, wie arm jemand sein muss, dass er sich über Kartoffeln freut, die wirklich nicht viel kosten.“

Sechseinhalb Kilo stecken im Sack für einen Singlehaushalt, im größeren Sack sind acht Kilo drin. „Die Stoffsäcke mit Bodennaht kaufen wir für 65 Cent das Stück in China. Die Caritas wollte drei Euro für ein ähnliches Modell aus ihrer Behindertenwerkstatt.“

Es gibt reichlich zu erzählen, wenn im Juli Jubiläum gefeiert wird. Auch über die Erfindung des Vereinsnamens. „Den steuerte damals Wolfgang Haehn als Unternehmensberater der Sparkasse bei. Es war eine gezielte Zweideutigkeit, die man mit dem Nikolaussack erklären konnte. Jedenfalls ein Name, den man nicht vergisst“, schmunzelt Mommertz. Alles scheint ihm leicht zu gelingen – außer die Suche nach einem Nachfolger. „Fünf Anläufe sind gescheitert. Es sieht so aus, als ob ich einen Träger bräuchte.“

www.sack-ev.de

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