Kölner „Knochenbrecher“Start-up erzeugt realistische Brüche für Medizinertraining

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Gründer Marc Ebinger im komplett ausgestatteten OP-Saal: Hier üben Chirurgen an Amputaten und mit 3D-Modellen.

Gründer Marc Ebinger im komplett ausgestatteten OP-Saal: Hier üben Chirurgen an Amputaten und mit 3D-Modellen.

Köln – Sieht übel aus: Die Elle ist mehrfach gebrochen, Knochensplitter stehen seitlich ab. „Das passiert zum Beispiel bei einem Fahrradunfall“, sagt Marc Ebinger, Geschäftsführer und Mitgründer von Rimasys, während er das originalgetreue Modell aus dem 3D-Drucker von allen Seiten betrachtet.

Den Knochenbruch, der das Vorbild für das Anschauungsstück ist, gibt es wirklich. Rimasys hat ihn erzeugt, damit Ärzte lernen können, wie solche schweren Verletzungen am besten behandelt werden. In diesem Fall handelt es sich um die höchste von drei Schwierigkeitsstufen – zum Sortiment des Start-ups in Bocklemünd gehören auch „leichtere“ Brüche für Einsteiger und Fortgeschrittene.

Lernen wie bei einem echten Unfall

Bei Rimasys werden dazu die Amputate von Körperspendern in Maschinen „frakturiert“: „Wir können mit unserem biomechanischen Modell die Kräfte so einleiten, wie das bei Unfällen passiert“, erklärt Marc Ebinger. Heraus kommt zum Beispiel ein komplizierter Oberschenkel- und Beckenbruch, ganz so, als wäre der Fahrer mit seinem Auto gegen einen Baum geprallt. Oder ein Armbruch wie nach einem Treppensturz. „Piloten lernen ja auch im Simulator“, sagt Marc Ebinger. „Mit unserer Entwicklung müssen die Chirurgen nicht mehr am Patienten üben oder an Präparaten, die überhaupt nicht der Realität entsprechen.“

Dieses Knochen-Modell stammt aus einem 3D-Drucker.

Dieses Knochen-Modell stammt aus einem 3D-Drucker.

Marc Ebinger hat einen Master in Biomechanik. Im Master-Projekt hat er 2011 gemeinsam mit Kommilitonen der Deutschen Sporthochschule Köln erforscht, wie Unterarm-Verletzungen besser verstanden werden können. „Und dann kam eins zum anderen“, sagt er. Die erste Maschine zum Knochenbrechen entstand noch mit familiärer Unterstützung: Marc Ebingers Vater ist Ingenieur. Der Prototyp ist längst überholt. „Wir haben ihn hier aber noch stehen – als Museumsstück.“

Trainingskurse auch für erfahrene Chirugen

2016 wurde die Rimasys GmbH gegründet. Vor einem Jahr kam das Trainingszentrum dazu. In dem großen OP-Raum liegen die Skalpelle, Zangen und Scheren neben den Tischen bereit. Kittel und Bleischürzen hängen am Haken. Ein modernes 3D-Röntgen-Gerät ist auch da. Rimasys hat mittlerweile Kooperationen mit Herstellern von medizinischem Gerät, die hier ihre Neuigkeiten zur Verfügung stellen und präsentieren. Regelmäßig kommen Chirurgen ins Trainingszentrum, um die Behandlung von Brüchen zu trainieren. Kürzlich gab es einen Ellbogenkurs oder einen Sprunggelenkskurs für erfahrene Ärzte. „Man kann hier Sachen ausprobieren, die man einem Patienten erstmal nicht zumutet“, sagt Marc Ebinger.

Wenn es nach Rimasys geht, ist das Ende noch lange nicht erreicht. Marc Ebinger deutet durch das Fenster auf eine Wiese am Bio-Campus Cologne. Dort könnte ein Zentrum entstehen, in dem medizinisches Wissen für Ärzte weltweit zusammengetragen wird, inklusive weiterer Trainingsmöglichkeiten.

www.rimasys.com

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