Kölns Abwasser soll schneller fließenRhein-Düker von 1928 soll ersetzt werden

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Rhein dpa

Der Rhein.

Köln – 1928: Der Franzose Maurice Martenot lässt sich ein elektronisches Instrument patentieren. In Wien wird die Jazzoper „Jonny spielt auf“ uraufgeführt. In Köln wird ein Düker (Druckleitung) in Betrieb genommen, der Abwässer aus dem rechtsrheinischen ins linksrheinische Köln unter dem Rhein her befördert.

Das Instrument Martenots und die Jazzoper sind aus der Öffentlichkeit weitestgehend verschwunden. Der Düker indes ist immer noch voll in Betrieb, als einzige Abwasserverbindung zwischen den beiden Rheinufern. Das wollen die Stadtentwässerungsbetriebe (Steb) nun ändern. Und dafür gibt es viele gute Gründe.

Taucher müssen in das Abwasser

„Es ist notwendig, dass wir den alten durch einen neuen Düker ersetzen“, sagt Steb-Vorstand Otto Schaaf. Was alleine schon durch das Alter der Anlage ausreichend begründet ist, kann aber auch mit ein paar demografischen und technischen Fakten untermauert werden. Etwas mehr als 700 000 Einwohner hatte Köln, als die Druckleitung erstmals mit Abwässern geflutet wurde. Heute wohnen in Köln rund 1,1 Millionen Menschen. Tendenz steigend.

Der über 90 Jahre alte Düker hilft wesentlich dabei, dass 83 Prozent aller Kölner Abwässer im Großklärwerk Stammheim gereinigt werden können. Doch die Leistungsfähigkeit, der zwei Rohre von 1,25 und 1,85 Metern im Durchmesser, die den Düker bilden, kommt gerade an Spitzentagen mit starkem Niederschlag an Grenzen. Dazu kommt, dass die Steb die Rohre nicht reinigen kann. Sie liegen so knapp unter der Oberkante des Rheinbettes, sie würden auftreiben, ließe man das Abwasser aus ihnen ab. Bedingungen, die auch keine Dichtigkeitsprüfungen unter Druck zulassen. Für Wartungen müssen Taucher in die vollen Rohre. Ein Job für Hartgesottene.

6000 Liter pro Sekunde

Darum soll ein neuer Düker her, ebenfalls wieder mit zwei Rohren. Die Durchmesser: 1,8 und 2,8 Meter. Brachte es die alte Anlage auf 4500 Liter Förderleistung pro Sekunde, soll die neue 6000 Liter pro Sekunde schaffen.

Düker

Der Begriff Düker kommt vom niederländischen Wort für Taucher (duiker). Er beschreibt eine Druckleitung zur Unterquerung einer Straße, eines Bahngleises oder eben eines Flusses.

Um die Kapazitäten des Klärwerks Stammheim zu erhöhen, will die Steb nicht mehr das Gelände vergrößern, sondern die biologische Reinigungsstufe auf dem Gelände ertüchtigen.

Der neue Düker wird mit nur wenigen Metern Abstand annähernd parallel zu dem alten Verlaufen und linksrheinisch am Niehler Damm ans Kanalisationsnetz anschließen – in direkter Nachbarschaft zum jetzigen Technikhaus für den alten Düker. Das bleibt alleine schon wegen seines Alters erhalten. Rechtsrheinisch schließen die Leitungen nordöstlich ans Klärwerk Stammheim an.

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Bohrer bahnen sieben Meter unter der Rheinsohle den neuen Rohren ihren Weg. Abschnittsweise werden die Röhren direkt hinter den Bohrern ins Erdreich verlegt und miteinander verbunden. Die neue Anlage muss nicht mehr manuell, sondern kann hydraulisch gesteuert werden. Ein modernes Abluftabsaugsystem wird Geruchsbelästigungen verringern.

Das alles hat seinen Preis. Die Steb kalkuliert mit 60 Millionen Euro. Die werden nicht spurlos am Gebührenzahler vorbeigehen. „Wegen der langen Abschreibungszeit wird das aber keine großen Auswirkungen haben“, verspricht Steb-Vorstand Schaaf. Baubeginn soll in 2021 sein. Die Inbetriebnahme wäre dann 2023.

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