Kölner Initiative„Hinsundkunzt“ bringt Nachbarn in Sülz zusammen

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Günter Michael Schmitt im Hinterfhof von Hinsundkunzt

Köln-Sülz – Eine Rikscha steht startbereit im Hinterhof an der Berrenrather Straße 182. Bald werden noch zwei Elektrofahrzeuge hinzukommen. Die Nachbarschaftsinitiative Hinsundkunzt hat aufgerüstet und ihr Angebot erweitert. Neuerdings möchte sie Senioren, die nicht mehr mobil sind, zu Terminen, beispielsweise bei Ärzten, kutschieren – oder bei steigenden Temperaturen einfach nur ein bisschen spazieren fahren.

Räume für Sport und Hobby in Köln-Sülz

Dieser Service ist nur ein kleiner Teil eines großen Programms, das die Initiative für die Nachbarn bereithält: Sie stellt Menschen für ihre Betätigungen einen Veranstaltungs- und einen Atelierraum zur Verfügung: Yoga-, Kinderspiel- und Bastelgruppen, Musik-, Theater- und Tanzproben, Gesangsunterricht, kleine Konzerte und Achtsamkeitskurse finden hier statt. Im Atelier können sich Künstler austoben. 

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Die Werkstatt der Nachbarschaftsinitiative

Regelmäßig veranstaltet Hinsundkunzt auch unter dem Namen „Sülzer Kleiderstange“ eine Kleidertauschbörse für Damenmode. Jeden Freitag lädt die Initiative zur Fahrrad-Sprechstunde ein, wo die Besucher dabei angeleitet werden, ihrer Räder zu reparieren. Es gibt eine Radreparatur-Station, an der sie dieses selbstständig tun können, und einen Werkzeugverleih, der mit 15 Geräten gestartet ist und mittlerweile über 1200 verfügt, und eine Werkstatt.

Shabby-Look im Repair-Café in Köln-Sülz

Die Initiative verfügt über 98 Fahrräder und 28 Lastenräder. Sie verleiht sie für eine Spende von einem Euro monatlich an Menschen, die sich selbst die Räder nicht ohne weiteres leisten können. Sie hilft dabei, alte Möbel aufzuarbeiten und stellt Kreidefarbe zur Verfügung um ihnen zu dem angesagten „Shabby-Look“ zu verhelfen. Monatlich findet ein Repair-Café statt. Es gibt den „Dingsbums-Tausch“ ein Regal, in dem Nachbarn nicht mehr benötigte Gegenstände, bis auf Möbel, abstellen und andere dann mitnehmen können. Neueste Errungenschaft sind einige Töpferscheiben, die in einem Raum bereits auf fleißige Handwerker warten: Hinsundkunzt spart noch auf einen Brennofen. Dabei sind die Angebote der Initiative allesamt gratis. Sie sammelt dafür Spenden und Trinkgelder.

Rhein-Energie fördert Nachbarschaftsprojekt

Manchmal kommt sie auch in den Genuss einer Förderung, beispielsweise aus den bezirksorientierten Mitteln der Bezirksvertretung oder einer Förderung eines Unternehmens, wie unlängst durch das Projekt „Rhein-Start“ der Rhein-Energie. Dabei hat die mittlerweile 50 Ehrenamtler starke Gruppe selbst viele Helfer: „Nachbarn haben uns die Geräte für den Verleih gespendet“, erzählt Günter Michael Schmitt, Mitbegründer der Initiative, „Menschen, die einfach irgendwann festgestellt haben, dass es keinen Sinn macht, die Dinge ungenutzt im Keller stehen zu lassen und sie lieber anderen zur Verfügung stellen.“ Er selbst startete die Nachbarschaftshilfe vor drei Jahren, einfach, weil er einen Raum zum Malen suchte.

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Der freiberufliche Programmierer fand einen Lagerraum im Hinterhof an der Berrenrather Straße und teilte ihn sich mit anderen Künstlern. Dort standen weitere Lagerräume frei – die ihre Fantasie beflügelten. „Günni“, wie der 60-Jährige von Freunden genannt wird, und seine Mitstreiter hatten noch viele Ideen, was man dort veranstalten könnte, und verwirklichten sie. „Wenn mir etwas einfällt, setze ich es gerne direkt um“, so Schmitt. Genauso geht es anderen Mitgliedern. „Das Ganze wurde dann irgendwann zum Selbstläufer“, kommentiert Schmitt. Die zunächst kleine Nachbarschaftshilfe wuchs und wuchs und ist mittlerweile Anlaufstelle für jedermann.

Genau das soll auch ihr Name Hinsundkunzt vermitteln. Sie hat Dinge für jeden „Hinz und Kunz“ parat und bietet dabei auch Raum, für künstlerische Betätigungen.

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